Sonntag, 8. Dezember 2019

Innere Quelle hl

LosungDu wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Jesaja 58,11

Lehrtext: Jesus rief: Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Johannes 7,38

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wasser! Wasser! In den dürren Zeiten meines Lebens. Wasser in der Seelenwüste. Wasser, wenn Glaube, Hoffnung und Liebe zu verdorren drohen. Wasser des Lebens. – Das wünsche ich mir von Gott. Das brauche ich. Davon lebe ich.      
     Doch er stellt dazu im Jesajabuch, aus dem die Losung kommt, Bedingungen. Er sagt durch seinen Propheten:
     »Die Israeliten suchen mich täglich. Sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. Sie sagen: »Warum fasten wir und du willst's nicht wissen?« Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte. Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten und sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen. Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dich stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt
     In der Bibel wird der Glaube an die soziale (!) Gerechtigkeit gebunden, daran, wie ich
mich gegenüber anderen Menschen verhalte. Ob ich selbst zu ihnen gerecht bin, ob ich mich für ihr Recht einsetze, ob ich die Not meiner Mitmenschen sehe und versuche, sie im Rahmen meiner Möglichkeiten zu lindern. Kirchliche und religiöse Riten aber haben für den Glauben keine Bedeutung, wenn sie davon abgelöst sind. Kurz und bündig: Gott gibt sich mir nicht ohne meinen Nächsten. Weihnachten feiern ohne „Brot-für-die-Welt“, das passt nicht. Es ist mit dem Glauben an das Christuskind Jesus nicht vereinbar.
     Aber stellt Gott wirklich Bedingungen? Im Alten Testament tut er das. Und im Neuen? Matthäus hat den Zusammenhang, in dem die heutige Losung steht, in sein Evangelium übernommen (Kapitel 25,31-46) und zitiert Jesus mit dem Satz: „Alles, was ihr dem Geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“
     Doch auch Matthäus meint, Druck ausüben zu müssen und will darum denen, die sich unsozial und unbarmherzig verhalten, die Hölle heiß machen. Aber hat das jemals Menschen gebessert?
     Was aber bringt dann jemand dazu, sich seinen Mitmenschen, die in Not sind, zuzuwenden? Ich glaube, die Quelle, aus der lebendiges Wasser fließt, ist Gottes Liebe. Sie lässt unseren eigenen Lebensgarten grünen. Sie bewirkt, dass wir beide "andere unser Herz finden lassen" (Losung). Und wir tun das nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir dankbar sind.

     Wer sich von Gott geliebt weiß, wie soll der nicht die Schöpfung wiederlieben, die Menschen und die Tiere, die Pflanzen, das Wasser, die Erde, die Luft und das Universum mit seinen Sternen ohne Zahl - und auch sich selbst? Weihnachtsmenschen tun das, denn sie leben aus jener überströmenden Quelle.

Gebet:
Leben aus der Quelle, leben nur aus dir,
leben aus der Quelle des Lebens.
     Herr, du erforscht mich, veränderst mein Denken,
nur noch aus dir will ich leben, o Herr.
Hilfst mir zu schweigen und auf dich zu warten,

nur noch aus dir will ich leben, o Herr.
     Willst mich gebrauchen, als Salz für die Erde,
nur noch aus dir will ich leben, o Herr.

Leben aus der Quelle, leben nur aus dir,
leben aus der Quelle des Lebens. Amen


Herzliche Grüße

Hans Löhr

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2 Kommentare:

  1. Lieber Herr Löhr, durch ihre Auslegungen erschließen sich mir Texte und Botschaften aus dem Alten Testament endlich. Überrascht bin ich über die vielen Überschneidungen mit dem Neuen Testament. So heute der Jesajatext mit der Bergpredigt.
    Wasser des Glaubens, Wasser des Lebens, schöne, verständliche Bilder.
    Wie schade, dass ich Ihren Blog erst nach dem Tod meines Mannes entdeckt habe. Da hätten wir viel gemeinsam drüber nachdenken können.
    Rita Stammer

    PS Da fehlt ein Wort: Aber h a t das jemals....

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  2. Herzlichen Dank, liebe Frau Stammer, für Ihren Kommentar und den Hinweis.

    Einen gesegneten zweiten Advent.
    Ihr Hans Löhr

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