Freitag, 13. Dezember 2019

Evangelium statt Selbstgerechtigkeit hl

Losung: Der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen. Psalm 94,14

Lehrtext: Wir sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus. Philipper 3,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

ja, der heutigen Losung kann ich ganz und gar zustimmen. Allerdings sind für mich nicht nur die Juden Gottes Volk, sondern alle Menschen, ob sie das wissen oder nicht, glauben oder nicht. Denn Gott ist in Christus erschienen als der große Menschenhirte, der nicht will, dass auch nur eines seiner Geschöpfe verloren geht. Das ist es, was ich an Weihnachten feiere. Leider aber wird in der Bibel an vielen Stellen getrennt zwischen Frommen und Gottlosen, zwischen Rettung und Verdammnis. So auch im Umfeld von Losung und Lehrtext heute:

Die Selbstgerechtigkeit des Paulus…

     Der Apostel Paulus predigt die Verdammnis für alle Christen, »die an nichts anderes denken, als an das Leben auf dieser Erde«. Und dann sagt er mit schwer erträglicher Selbstgerechtigkeit: »Wir dagegen haben unsere Heimat im Himmel.« Das ist nicht die Predigt des universellen Evangeliums, wie es Jesus verkündigt hat und in ihm lebendig geworden ist. 
     Und auch in den Nachfolgesätzen der Losung sollen die »ungerechten Richter um ihrer
Bosheit willen von Gott vertilgt werden.« Das wiederum kann ich gut nachvollziehen. Ich empöre mich auch, wenn Mächtige bewusst Unrecht tun. Hier ein aktuelles Beispiel: US-Folter an Unschuldigen. Und insgeheim wünsche auch ich solchen Richtern und Peinigern die Pest an den Hals. Aber auch das hat mit dem Evangelium nichts, aber rein gar nichts zu tun. Gott ist auch der Vater der Gottlosen, der Retter der Sünder, der Barmherzige auch gegenüber den Unbarmherzigen, der selbst noch den Ungerechten und Kriminellen mit seiner Gnade gerecht wird.

… und meine Selbstgerechtigkeit

     Nein, das gefällt mir nicht. Andererseits, wo ist die Grenze? Kann ich denn so sicher sein, dass ich auf die Seite der Gerechten gehöre und nicht auf die der Sünder? Wenn ich insgeheim meine, vor Gott aus eigener Kraft gerecht zu sein, bin ich dann nicht ein Selbstgerechter? Und was gibt es vor ihm Schlimmeres als das?
     Kurz nach dem Lehrtext heißt es: »Wir dagegen haben unsere Heimat im Himmel. Von dort erwarten wir auch Jesus Christus, unseren Herrn und Retter.« (Philipper 14.19-20) Damit dieser Satz zum Evangelium, zur frohen Botschaft wird, streiche ich die Wörter „wir dagegen“ durch und bekenne: „Mit allen anderen Menschen habe ich meine Heimat bei Gott (im Himmel). Von daher kommt Jesus Christus in unser aller Leben als Retter und Herr.“
      
Gebet: Ja, Herr, ich freue mich darauf, dass ich einmal ganz und gar bei dir sein werde. Aber alle anderen auch. Denn wir alle sind deine Menschen, von dir gewollt und geschaffen, am Leben erhalten und erlöst. Wir alle sind dazu bestimmt, von dir vollendet zu werden. Dann wird sich zeigen, wer und wie wir wirklich sind. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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3 Kommentare:

  1. Lieber Herr Löhr. Sie sprechen mir aus der Seele. Auf die Gefahr hin, dass wieder mal Leute zu mir sagen,du baust dur deinen Glauben so zurecht, wie du willst. Ich glaube , dass Gott alle Menschen liebt.Auch die, die die gesetzlich erlaubten Morde, genannt Todesstrafe, zu verantworten haben.
    Ich weiß noch , wie entsetzt ich war, als meine kleine Tochter, die sehr für Gerechtigkeit eintrat, mir erzählte, Gottes Volk, das besonders geliebt wird, seien nicht wir.So hatte sie es in der Schule lernen sollen.
    Herzliche Grüße!
    Rita Stammer

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  2. Diesen Vorwurf können Sie gelassen ertragen. Meines Erachtens kommt er aus tiefsitzenden Ängsten, Gott nicht zu genügen oder religiös etwas falsch zu machen. Ich antworte darauf mit der Botschaft des Weihnachtsengels: "Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große FREUDE, die ALLEM Volk widerfahren wird; denn (für) euch ist heute der Heiland (Retter) geboren."
    Noch mal, für wen? Für die Priester und Bischöfe, für die Frommen und Anständigen? Ja, für die auch. Aber in erster Linie für solche wie die zerlumpten Hirten von Bethlehem, für raue Gesellen, die nicht so leben und glauben, wie es die Religions-, Glaubens- und Bibelwächter damals wie heute gerne hätten.

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