Losung: Fürchte dich nicht und verzage nicht!
Josua 8,1
Lehrtext: Furcht
ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. 1.Johannes
4,18
Liebe Leserin, lieber Leser,
diesen Satz aus der heutigen Losung würde ich gern auf mich beziehen. Und
generell stimmt er ja auch, weil Gott im Alten und Jesus im Neuen Testament
immer wieder einmal sagt: „Fürchte dich nicht!“. Aber der Zusammenhang, in dem
das heutige Bibelwort steht, ist abstoßend.
Hinrichtung und Krieg
Hinrichtung und Krieg
Im Josua-Buch wird erzählt, wie Gottes
Zorn darüber entbrennt, dass ein Israelit sein Verbot, sich nach
der Eroberung Jerichos etwas von der Beute zu nehmen, missachtet hatte. Darauf folgt die
Hinrichtung des Schuldigen. Er und seine ganze Familie samt den Kindern werden vom
Volk gesteinigt und danach verbrannt (Sippenhaft). Dann kommt der Satz
aus der Losung mit der Aufforderung Gottes an Josua, ein weiteres Mal in den
Krieg zu ziehen.
Nun kann man wissen, dass es aus
der Zeit, die hier berichtet wird, keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt. Die
Geschichtswissenschaft kann auch nicht belegen, ob es Josua und die Eroberung
Jerichos, wie sie erzählt wird, überhaupt gegeben hat.
Das strategische Interesse der Verfasser
Das strategische Interesse der Verfasser
Wichtiger finde ich, mit welchem
Interesse eine solche und andere Geschichten im Alten Testament verfasst und weitererzählt wurden. Die Israeliten in späteren Zeiten sollten
damit ermahnt werden, Gottes Gebote unbedingt und ohne Ausnahme zu erfüllen,
weil ihnen sonst Unheil droht. Wenn sie das aber tun, dann bleibt Gott auf
ihrer Seite und hilft ihnen, ihre Feinde zu vernichten.
Uns heute befremdet ein solches strategisches Vorgehen. Wir würden gerne wissen, ob das tatsächlich so gewesen ist und
stimmt, wie es in der Bibel steht. Aber das scheint früher nicht so wichtig
gewesen zu sein. Hauptsache die Absicht ist richtig. Und die hieß in diesem
Fall: Gottes Gebot unter allen Umständen und vollständig erfüllen, wenn man
seine Hilfe und seinen Segen möchte.
Die ganz andere Gotteserfahrung
Die ganz andere Gotteserfahrung
An diesem Beispiel wird wieder
mal deutlich, wie sehr sich Jesus von bestimmten religiösen Traditionen seines
Volkes absetzt. Seine Gotteserfahrung geht weit darüberhinaus. Und so begegnet mir in
ihm der Gott des Friedens und der Barmherzigkeit, welcher mit dem Gott aus dem
Josua-Buch nur noch wenig gemein hat.
Der Zusammenhang, aus dem der Lehrtext
stammt, spricht für sich selbst. Diese Worte gehören zum Zentrum des Evangeliums
und meines Glaubens:
Liebe vertreibt Angst
Liebe vertreibt Angst
»Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes
ist, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Wir haben erkannt, dass Gott uns
liebt, und wir vertrauen fest auf diese
Liebe. Gott ist Liebe, und wer in
dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin hat Gottes
Liebe ihr Ziel erreicht, dass wir dem Tag des Gerichts voller Zuversicht
entgegengehen können. Denn wir sind
in dieser Welt schon ebenso mit dem Vater verbunden, wie Christus es ist. Wirkliche Liebe ist frei von Furcht. Ja, wenn Gottes
vollkommene Liebe uns erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst (Lehrtext). Wer
sich also fürchtet und vor der Strafe zittert, bei dem ist Gottes Liebe noch
nicht zum Ziel gekommen. Wir lieben, weil
Gott uns zuerst geliebt hat.« (1. Johannes-Brief
4,15-19. Übersetzung: „Hoffnung für alle“. Die zentralen Aussagen sind von mir kursiv gesetzt.) Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Gebet: Herr Jesus
Christus, in dir erkenne ich und erfahre ich, wer und wie Gott zu mir und allen
Menschen ist. Vor ihm muss ich mich nicht fürchten. Zu ihm darf ich kommen, so
oft ich seine Nähe und Hilfe brauche. Und er kommt zu mir und bleibt bei mir in
Zeit und Ewigkeit. Das tröstet mich und gibt mir Zuversicht. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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Lieber Herr Löhr, auch deshalb lese ich Ihre Gedanken zu Losung und Lehrtext so gerne, weil Sie Hintergrundinformationen geben und weil Ihre Auslegung so verständlich und alltagsbezogen ist. Danke.
AntwortenLöschenRita Stammee