Losung: Ich hebe
meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom
HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Psalm
121,1-2
Lehrtext:
Seid auch ihr geduldig und stärkt eure
Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. Jakobus
5,8
Liebe Leserin, lieber Leser,
zu Beginn eines Kirchengottesdienstes sage ich:
„Unsere Hilfe stehet im Namen des Herrn“. Und die Gottesdienstbesucher antworten
mit dem zweiten Teil: „Der Himmel und Erde gemacht hat.“
Ich
weiß nicht, wie viel hundert- oder gar tausendmal ich das schon gesagt habe.
Und ich weiß auch nicht, wie oft langjährige Gottesdienstbesucher so
geantwortet haben. Aber von mir weiß ich, dass ich in vielen Fällen diesen
Satz routiniert als Floskel gesprochen habe, ohne groß darüber nachzudenken,
was genau ich da sage. Und ich vermute, dass es bei der Antwort der
Gottesdienstgäste nicht viel anders ist. Dabei ist das ein ungeheuerlicher Satz,
der das Leben dessen, der ihn bewusst und überzeugt sagt, von Grund auf
verändern müsste.
Vielleicht
hast auch du schon Gottesdienste besucht, die so beginnen. Vielleicht hast auch
du geantwortet: „… der Himmel und Erde gemacht hat.“ Wenn ja, dann müsstest du
doch ein im guten Sinn durch und durch selbstsicherer Mensch sein. Dann
dürftest du dich vor nichts und niemandem mehr fürchten. Dann müsstest du voll
Zuversicht leben und ein grandioses Gottvertrauen ausstrahlen. Oder glaubst du
das gar nicht, dass Gott dir mit seiner Kraft hilft, mit der er das gesamte Universum
geschaffen hat?
Falls
du es aber glaubst, dann sagst du damit: „Hey, was kostet die Welt? Ich habe
Gott auf meiner Seite. Einen größeren und stärkeren Helfer gibt’s nicht. Wer
kann schon gegen ihn bestehen? Was soll mich noch umwerfen? Von ihm bekomme ich
all meinen Lebensmut, dass ich noch kühner als der junge David gegen die
Goliats des Schicksals antrete und sie mit seiner Hilfe besiege.“
Und nun
sagt unsere heutige Losung dasselbe wie auch das Psalmwort zu Beginn des
Gottesdienstes: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Geht es nicht eine Nummer kleiner? Nein. Geht es nicht. Soll ich nicht
vielleicht ein bisschen bescheidener sein und den Mund nicht so voll nehmen? Nein,
soll ich nicht.
Also,
wovor sollst du noch Angst haben? Vor Klimawandel, Krebs und Schlaganfall? Vor
Unfällen, Scheidung, Armut und Tod? Sind die denn größer als der, der Himmel
und Erde gemacht hat und der dir hilft? Alle deine Schwierigkeiten und
Probleme, was haben sie noch für eine Bedeutung, wenn du ihnen gemeinsam mit
Gott begegnest? Du kannst sie herausfordern und ihnen sagen:
Gebet: "Ihr mögt groß sein, aber mein Gott ist größer. Ihr mögt stark sein, aber mein Gott ist stärker.
Ihr mögt mächtig sein, aber mein Gott ist mächtiger. Ihr mögt mich
niederschlagen, aber mein Gott richtet mich wieder auf. Ihr mögt mich
umbringen, aber mit und in meinem Gott werde ich leben! Mir kann nichts
geschehen, was er nicht will und was auch geschieht, Gutes wie Böses, es muss zu
meinem Besten dienen" (Römer 8,28).
So
könntest du doch reden und beten, nicht wahr? So könnte auch ich reden. Und jetzt, da ich
das schreibe, bin ich auch überzeugt, dass es sich so verhält. Aber zugleich
weiß ich doch auch, wie zerbrechlich und schnell verzagt wir Menschenkinder sind. Wie
schnell mich ein Zweifel befällt und die Angst verunsichert. Wie brüchig mein
Gottvertrauen ist, wenn es hart auf hart kommt und wie schwach meine
Zuversicht.
Und
dennoch und gerade deshalb ist es für mich so wichtig, dass ich immer wieder
bekenne: „Mir hilft der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Manchmal muss
man das vielleicht unter Tränen bekennen. Manchmal inmitten von Ohnmacht und
Angst. Manchmal unter Schmerzen des Leibes und der Seele. Aber ich glaube, dass
dieses Bekenntnis hilft, wenn ich es nicht nur so vor mich hin, sondern ganz
bewusst sage. Und ich glaube, dass dir und mir der hilft, der Himmel und Erde gemacht hat.
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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