Losung: Ich, der HERR, habe dich gerufen, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. Jesaja 42,6.7
Lehrtext: Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt. Hebräer 13,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Mensch gewöhnt sich an alles, heißt es. Und trotzdem stelle ich es mir schrecklich vor, gefangen zu sein, abgeschnitten von zahllosen Möglichkeiten sein Leben zu wählen und zu gestalten, abgetrennt von den Menschen, die mir etwas bedeuten. Und noch schrecklicher ist mir die Vorstellung, gefoltert oder, wie es im Lehrtext heißt, misshandelt zu werden.
Dass Schwerkriminelle eingesperrt werden, kann ich nachvollziehen. Aber niemand, egal was er getan hat, darf gefoltert werden. Daran erkennt man einen Rechtsstaat, dass er auf Folter und Todesstrafe verzichtet und auch daran, dass in ihm die Gefängnisse nicht aus allen Nähten platzen. Daran kann sich unser Land, daran müssen sich aber auch zum Beispiel die Türkei und die USA messen lassen, um von China oder dem Iran gar nicht erst zu reden.
Wenigstens gib es die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International. Sie setzt sich für Menschen ein, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen gefangen sind oder gar gefoltert werden. Wenigstens gibt es in unserem Land Gefängnisseelsorger, die sich auch um die kriminellen Gefangenen kümmern. Und immerhin gelten bei uns auch die Menschenrechte für alle Gefangenen.
Losung und Lehrtext heute machen mich darauf aufmerksam, dass ich mit den Augen Jesu diese Welt betrachten soll, und das heißt, dass wer zu Gott aufschaut, immer auch nach unten sehen soll auf die, die im Schatten leben, auch in den Gefängnissen. Die Bibel mahnt mich, dass mir die Gefangenen nicht gleichgültig sein dürfen. Das Mindeste, was ich für sie tun kann, ist an sie zu denken (Lehrtext) und für sie zu beten.
Und noch eins. Ich will mich dem ehrlich stellen, was mich gefangenen nimmt, das können negative Gefühle und pessimistische Gedanken sein, eine schlechte Angewohnheit, ein problematischer Lebensstil, eine Sucht, diffuse Ängste, Lügen, Selbstbetrug oder Selbstgerechtigkeit. Und darum will ich beten:
Gebet: Herr, du vergisst die Gefangenen nicht. Wenn sie auch von anderen abgeschnitten sind, du bist bei ihnen. Du behandelst sie nicht nach dem Maß ihrer Schuld, sondern danach, dass sie genauso deine Liebe brauchen wie ich. Und darum will auch ich sie nicht vergessen, sondern im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas für sie tun. Vergiss auch mich nicht in dem, was mich gefangenen nimmt, sondern führe mich aus allen Abhängigkeiten in die Freiheit zu dir. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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