Losung: Wer seinen Nächsten verachtet, versündigt sich; aber wohl dem, der sich der Elenden erbarmt! Sprüche 14,21
Lehrtext: Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach füreinander und für jedermann. 1.Thessalonicher 5,15
Liebe Leserin, lieber Leser,
keine Vergeltung! Keine Rache! Auch wenn der Wunsch danach noch so im Herzen brennt. Keinen groben Keil auf einen groben Klotz! Nichts heimzahlen! Den anderen nichts büßen, nichts spüren lassen! Kein Hass! Auch wenn man meint, allen Grund dazu zu haben.
Sondern durchatmen, Abstand gewinnen, drüber stehen, auf die Zunge beißen, die Faust in der Tasche lassen, sich selbst beherrschen, verstehen und -
vergeben. Immer wieder vergeben. Nicht vergessen, aber vergeben. Und verstehen, warum der andere so ist wie er ist. Warum er beleidigt, kränkt, lügt, betrügt, sich aggressiv benimmt, verachtet, verleumdet...
Verstehen, dass er für sein Verhalten vielleicht gar nichts kann, weil er seinen problematischen Genen ausgeliefert ist, der Unkultur seiner Herkunftsfamilie, weil er vielleicht selbst getreten wurde und nun blind um sich schlägt, weil er sich selbst nicht mag oder emotional wie psychisch krank ist.
Und dann zu sich selbst sagen: "Böses mit Bösem vergelten, das ist unter meiner Würde, widerspricht meiner Selbstachtung, beschädigt meinen Glauben, zieht mich auf die Ebene dessen herab, der zu mir böse gewesen ist, macht mich selbst krank und raubt mir den inneren Frieden."
Und mir dann vornehmen, für alles, was mir von einem anderen Böses getan wurde, wieder einem anderen Gutes zu tun. Hat mich der eine beleidigt, so schreibe ich dem anderen einen lieben Gruß. Hat mich der eine belogen, so bleibe ich konsequent bei der Wahrheit. Hat mich der eine verleumdet, so sage ich über andere nichts Schlechtes.
Das alles ist schon sehr anstrengend und geht manchmal über die eigenen Kräfte. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter und sagt: »Es heißt bei euch: ›Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind!‹ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen!«
Und der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Christen in Rom: »Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln (wird er sich schämen)« (Sprüche 25,21-22). Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.« (Römer 12,17 ff)
Das alles kann die Menschheit seit spätestens 2000 Jahren wissen und tun. Wie viel Leid hätte so vermieden werden können! Aber nicht einmal Christen halten sich daran. Paulus selbst ist daran gescheitert. Ich habe ebenso große Probleme damit. Und doch bleibt der Anspruch Jesu bestehen. Ich kann ihn nicht entkräften noch übergehen. Ich muss und will mich immer wieder neu bemühen, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, keinen verbalen Angriff mit einem verbalen Gegenangriff zu beantworten, sondern vergeben, immer wieder vergeben und selbst darauf verzichten, andere zu beleidigen und zu verletzen.
Gebet: O Gott, wie soll ich das schaffen? Meine Kraft reicht dazu nicht aus. Ich brauche deine Unterstützung, damit ich das Böse mit Gutem überwinden kann. Du musst mir ins Gewissen reden, dass ich vergeben soll, weil auch du mir schon sooft vergeben hast und noch vergibst. Du musst mich zügeln, wenn in meinem Herzen schwarze Gefühle und Gedanken aufsteigen und ein böses Wort auf der Zunge liegt. Doch ich will meine Selbstverantwortung nicht an dich abgeben, sondern mich ihr stellen und dennoch auf deine Hilfe hoffen. Amen
Herzliche Grüße, Hans Löhr
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