Mittwoch, 19. September 2018

Sich aufregen und abregen hl

Losung: Du stillst das Brausen des Meeres und das Toben der Völker. Psalm 65,8 

LehrtextDer Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Philipper 4,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

während ich diese Losung verfasse, ist es mir egal, ob Gott „das Brausen des Meeres und das Toben der Völker stillt“ (Losung). Ich ärgere mich gerade heftig über meine beiden jüngeren Kinder. Da braust und tobt es in mir, und ich habe Mühe, wieder ruhig zu werden. Ich weiß, ich werde mich wieder abregen. Aber jetzt will ich mich erst mal aufregen. Das hilft mir, den Ärger zu verarbeiten. Nein, ich will nicht alles schlucken, will nicht zu allem Ja und Amen sagen, will nicht den Gelassenen spielen, wenn ich es innerlich nicht bin. Meine Kinder sollen ruhig merken, dass ich Emotionen habe. Auch das ist ein Zeichen, dass sie mir nicht gleichgültig sind.
     Ob Gott mich wieder besänftigt? Ich spüre ja jetzt schon, da ich dies schreibe, dass mein „Brausen“ nachlässt. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass er mir sagt: „Jetzt ist es auch wieder gut.“ Naja, ein bisschen werde ich schon noch brauchen bis ich wieder runterkomme.
     Im Lehrtext schreibt Paulus vom „Frieden Gottes“. Ausgerechnet Paulus, der sich mindestens ebenso aufregen konnte wie ich. Aber vielleicht hat er gerade deswegen den Frieden Gottes so hoch geschätzt, weil er in ihm wieder zur Ruhe gekommen ist und sein Herz wieder in den Griff gekriegt hat. Für mich gehört das zu den besten Früchten des Glaubens, dass ich immer wieder neu diesen Frieden spüren kann: ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit.
     Ich schätze die Vernunft (Lehrtext) hoch. Ohne sie ist ein erträgliches Zusammenleben im Kleinen wie im Großen nicht möglich. Sie ermöglicht einen klaren Blick auf die jeweilige Situation. Sie führt aus den Aufgeregtheiten wieder heraus und lässt mich besonnen reagieren. Aber noch höher als sie schätze ich den Frieden Gottes. Denn meine Vernunft ist kühl, sein Friede aber wärmt mich. Sie scheitert daran, den Glauben zu begreifen, den man nicht vernünftig begründen, den man nur erleben kann.
     So, das Brausen und Toben in mir hat jetzt schon beträchtlich nachgelassen. Wozu doch das "Nachdenken über die Bibel" alles gut sein kann!

Gebet: Herr, du hast den Sturm gestillt als deine Jünger mit dir auf dem See waren. Du hast in ihnen den Sturm der Angst gestillt. Hilf auch mir, dass ich das, was mich innerlich aufwühlt, wieder gelassener sehen kann. Ich bin froh, dass ich Gefühle haben kann, die mich das Leben mit allen seinen Facetten spüren lassen. Ich bin dir aber auch dankbar für deinen Frieden, in dem ich wieder zur Ruhe komme. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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