Sonntag, 23. April 2023

Auferstehung heute (Predigt) hl

Predigt zu Johannes 21,1-4 in der Kirche in Thann

Liebe Leserin, lieber Leser, 

vielleicht tust auch du dich schwer mit dem Thema Auferstehung. Die meisten denken wohl dabei an Jesus, aber viele fragen sich auch, ob es für sie selbst ein Leben nach dem Tod geben wird. Ich will heute mit dir darüber nachdenken, welche Bedeutung dieses Thema für unser Leben vor dem Tod hat. Dazu reise ich mit dir zurück in die Zeit um das Jahr 80 nach Christi Geburt in eine Kleinstadt in Judäa.

Nahezu ein halbes Jahrhundert war schon vergangen, dass Jesus gestorben ist. Die ersten Gemeinden hatten inzwischen viele neue Mitglieder, die Jesus nicht mehr persönlich gekannt haben. Da fragte in einer ihrer Versammlungen eine junge Frau namens Mirjam:
„Wie war das nochmal mit der Auferstehung und was bedeutet sie für uns heute? Kann mir das jemand sagen? Nach einer kurzen Stille stand Thomas auf und sagte: „Mein Vater hatte Jesus noch persönlich gekannt. Und der erzählte mir diese Geschichte:

„Nachdem Jesus auferstanden war zeigte er sich seinen Freunden noch einmal am See Genezareth. Das geschah so:
Die Jünger waren dort zusammengeblieben. Doch jetzt waren sie ratlos. Wie sollte es nun weitergehen? Da sagte Simon Petrus: »Ich gehe jetzt fischen!« »Wir kommen mit«, meinten die anderen. Sie gingen zum Ufer, stiegen ins Boot und fuhren los. Aber während der ganzen Nacht fingen sie keinen einzigen Fisch.
Im Morgengrauen stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger erkannten ihn nicht. Er rief ihnen zu: »Freunde, habt ihr nicht ein paar Fische zu essen?« »Nein«, antworteten sie. Da forderte er sie auf: »Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, dann werdet ihr einen guten Fang machen!« Sie folgten seinem Rat und fingen so viele Fische, dass sie das Netz nicht mehr einholen konnten.
Jetzt sagte Johannes zu Petrus: »Das ist Jesus, das ist der Herr!« Kaum hatte Simon Petrus das gehört, zog er sein Obergewand an, das er während der Arbeit abgelegt hatte, sprang ins Wasser und schwamm an das nahe Ufer. Die anderen Jünger waren noch etwa hundert Meter vom Ufer entfernt. Sie folgten Petrus mit dem Boot und zogen das gefüllte Netz hinter sich her.
Als sie aus dem Boot stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, auf dem Fische brieten. Auch Brot lag bereit. Jesus bat die Jünger: »Bringt ein paar von den Fischen her, die ihr gerade gefangen habt!«
Simon Petrus ging zum Boot und zog das Netz an Land. Es war gefüllt mit 153 großen Fischen. Und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
»Kommt her und esst!«, sagte Jesus. Keiner von den Jüngern wagte zu fragen: »Wer bist du?« Aber sie alle wussten: Es ist der Herr. Da ging Jesus auf sie zu, nahm das Brot und verteilte es an sie, ebenso die Fische. (Johannes 21,1-13)
Und Thomas beendete seine Geschichte, indem er sagte: „Das war das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Jüngern zeigte, seit er vom Tod auferstanden war.“ 

Alle in der Gemeindeversammlung schwiegen einen Moment. Das sagte Mirjam: „So ganz verstehe ich das nicht. Ich dachte immer, der auferstandene Jesus wäre so eine himmlische Lichtgestalt in einem Strahlenkranz und um ihn würden Engel schweben und Halleluja singen. Aber jetzt erzählst du uns eine ganz und gar irdische Geschichte ohne Glanz und Gloria. Was willst du uns denn damit sagen?“

Da antwortete Thomas: „Ich habe mit meinem Vater oft darüber geredet. Ich glaube, dass die Auferstehung Jesu erst einmal gar nicht so viel mit dem Jenseits zu tun hat als vielmehr mit unserem Leben hier und heute. Er ist sozusagen mitten hinein in unseren Alltag auferstanden. Seine Jüngerinnen und Jünger sind damals, als das Grab leer und er einigen von ihnen erschienen war, dorthin zurückgekehrt, wo alles angefangen hatte, nach Galiläa an den See Genezareth. Und da haben sie zunächst das gemacht, was sie gelernt hatten. Sie sind wieder fischen gegangen, denn irgendwie mussten sie ja weiterleben. Und es war wie immer: manchmal haben sie ein bisschen was gefangen, manchmal, wie in jener Nacht, auch gar nichts. Da hatten sie dann umsonst gearbeitet und waren entsprechend enttäuscht. Doch mitten hinein in ihren Hunger, in ihren Misserfolg und in die Enttäuschung ist der auferstandene Jesus gekommen, unser Herr. Nun war plötzlich alles anders. Nun war das Netz voll. Nun hatten sie etwas zu essen und konnten sogar den größten Teil ihres Fangs verkaufen.
Für mich ist das heute noch wichtig, dass mich in meinem Scheitern und meinen Schwierigkeiten Jesus immer wieder ermutigt, nicht aufzugeben. Mein Glaube macht mich zuversichtlich, dass es trotz aller Niederlagen weitergeht. Ich muss nicht am Boden zerstört liegen bleiben, sondern kriege wieder die Kraft, aufzustehen und weiterzumachen. Durch meinen Glauben gibt Jesus mir neuen Lebensmut.“

Doch Mirjam fragte noch einmal nach: „Warum ist denn Petrus ins Wasser gesprungen und zu ihm ans Ufer geschwommen?“ Und Thomas sagte: „Warum? Na weil er es nicht mehr ausgehalten hat, als er den Herrn am Ufer sah. Er war vor Freude ganz außer sich und wollte so schnell wie möglich bei Jesus sein.“

Und er fuhr fort: „Der Glaube an den auferstandenen Jesus heißt für mich, dass wie damals auch heute Hungernde satt und Niedergeschlagene aufgerichtet werden. Dass Enttäuschte ermutigt, Traurige getröstet und Kranke wieder gesund werden. Dass der Friede den Krieg besiegt und die Liebe den Hass. Dass sich Menschen nach einem Streit wieder die Hand zur Versöhnung geben und einander verzeihen können. Der Glaube an den auferstandenen Jesus heißt für mich, dass ich auf Gott vertraue und mich darauf verlasse, dass er bei mir ist und mir hilft. Und das nicht erst im Jenseits, sondern hier und jetzt. So war das damals mit der Auferstehung und das ist für mich heute noch wichtig. Wie das einst mit Jesu Auferstehung zugegangen ist, verstehe ich nicht so recht.  Aber das glaube ich, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort haben wird.“ Und Thomas sah seine Freunde, die zur Versammlung gekommen waren, der Reihe nach an und sagte: "Das gilt für uns alle."

Danach war es einige Zeit still in der Versammlung. Viele dachten nach. Da begann Mirjam zu singen und nach und nach fielen alle ein:

"Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet, Halleluja. Denn unser Heiland hat triumphiert, all seine Feind gefangen er führt.
Kehrvers: Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod. Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!

Er war begraben drei Tage lang. Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank; denn die Gewalt des Tods ist zerstört; selig ist, wer zu Jesus gehört. Kehrvers …

Der Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht. Sehet, das Grab ist leer, wo er lag: er ist erstanden, wie er gesagt.« Kehrvers …

»Geht und verkündigt, dass Jesus lebt, darüber freu sich alles, was lebt. Was Gott geboten, ist nun vollbracht, Christ hat das Leben wiedergebracht.« Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod. Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!

(Hier der YouTube-Link: Lied EG 116,1-4 „Er ist erstanden, Halleluja“)

Ja, liebe Gemeinde, gut möglich, dass es so war und dass es heute noch so ist. Gut möglich, dass dir der auferstandene Jesus in unerkannter Gestalt begegnet und dir immer wieder inneren Frieden und neuen Lebensmut gibt, auch wenn dir das gar nicht bewusst ist. Denn er weiß, was du brauchst und gibt dir, auch ohne dass du ihn darum bittest. Amen

Einen gesegneten Sonntag und herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

7 Kommentare:

  1. Es gibt bei dem leiblichen Auferstehungsglauben eine naturwissenschaftliche Grenze, die wir heute genauer kennen als die Menschen damals. Direkt nach dem Tod eines Menschen setzen irreversible (!) Zersetzungsprozesse ein. Daran kann ich nicht vorbei glauben, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin.

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  2. Wenn Gott eine so wunderbare Welt hat erschaffen können, warum sollte er sich nicht über die Naturgesetze hinwegsetzen können, die er ja selbst erstellt hat?

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  3. Ich glaube nicht an die Auferstehung des Fleisches, wie es früher hieß, noch des Leibes. Ich glaube nicht AN etwas so wie in allen Religionen Menschen an etwas glauben. Stattdessen vertraue (!) ich Gott, dass die Toten bei ihm nicht tot sind. In welcher "Gestalt" ich bei ihm bin, wenn ich gestorben sein werde, ist sein Sache. Jetzt bin ich bei ihm in meinem vergänglichen Leib oder besser, er ist bei mir.
    Mir sind keine Auferstehungsdogmen wichtig und auch nicht die Frage, ob sich Gott über Naturgesetze hinwegsetzen wird. Das sind alles Spekulationen. Mir ist nur wichtig, dass er mir durch Jesus sagt "Fürchte dich nicht, ich bin und bleibe bei dir, was auch kommt. Vertraue. Und das will ich tun. Ich weiß sonst keine Alternative.

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  4. Das Buch von Dr. med Eben Alexander Titel "Blick in die Ewigkeit" beschreibt die von ihm selbst erlebte, über mehrere Tage dauernde, Nahtoderfahrung. Er ist amerikanischer Neurochirurg und hat daraufhin daraufhin seine wissenschaftliche Sicht- und Denkweise grundlegen verändert. Sehr lesenswert !! Grüße an alle Leser
    Richard

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  5. Auch ich vertraue auf sein Wort und das unseres Vaters im Himmel und möchte nicht spekulieren,wie und in welcher Gestalt ich hoffentlich einst, nach meiner Zeit hier,mit ihm sein darf.
    Nach Euerem Glauben wird Euch geschehen.....heisst es.
    Ich glaube Jesus ist heute und immer bei mir.
    Das nimmt mir die Angst vor dem was kommt.
    Ute

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  6. Und,wenn Jesus gar nicht tot war?

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    1. Auch dieses „wenn“ fordert wieder Spekulationen heraus und ist selbst eine.

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