Im Schlick hl

Losung: Der HERR zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann. Psalm 40,3 

Lehrtext: Christus wurde zwar getötet im Fleisch, lebendig gemacht aber im Geist. So ist er auch zu den Geistern im Gefängnis hinabgefahren und hat ihnen die Botschaft verkündigt. 1. Petrus 3,18-19

Liebe Leserin lieber Leser, 

als Kind war ich in den Ferien mit meinen Eltern an der Nordsee. Bei Ebbe bin ich im Schlick herumgestapft. Da kam es schon mal vor, dass ich bis über die Knie im zähen, schwarzen Schlamm stecken blieb. Meistens kam ich ohne fremde Hilfe wieder heraus. Einmal musste mir mein Vater helfen. Das war ein grausiger Moment, in dem ich mir vorstellte, dass ich ganz versinken und vom Schlick verschluckt würde. Nachts habe ich sogar davon geträumt. Wie froh war ich, als ich am Morgen wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Der Verfasser der Losung spricht von einer "Grube aus lauter Schmutz und Schlamm" aus der ihn Gott gezogen hat. Was das wohl sein mag? Was denkst du? Warst du schon mal in einer solchen Grube? Wenn zum Beispiel die, die freundlich zu dir waren, dich nun mit "schmutziger Wäsche" bewerfen und hinter deinem Rücken abfällig über dich reden?

Das kann geschehen, wenn du unpopuläre Ansichten vertrittst wie jetzt zur Lieferung immer schwerer Waffen an die Ukraine. Da wird man schnell verunglimpft und in die Schublade mit der Aufschrift "naiver Gesinnungspazifist" oder gar "Lumpenpazifist" gesteckt. Gut, wenn du dann festen Boden unter den Füßen hast

Ich werde mich heute Nachmittag im Rahmen des traditionellen "Ostermarsches" mit ein paar anderen wieder auf den Marktplatz unserer Kreisstadt stellen und eine kleine Rede halten für sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Es wurde schon viel zu viel Zeit verloren und viel zu viele Menschen mussten auf beiden Seiten der Front sterben, besonders in der Ukraine. Reden ist allemal besser als schießen und verhandeln besser als provozieren. Auf Russland müssen andere einwirken. Ich appelliere an den Friedenwillen, die Verantwortung und Besonnenheit unserer Regierung.

Von dir erwarte ich nicht, dass du meine Auffassung teilst. Aber ich wünsche mir, dass du sie zur Kenntnis nimmst und darüber nachdenkst. Mein fester Boden, mein Fels ist Jesus. Er lehnte Gewalt ohne Wenn und Aber ab. Er achtete den Frieden und somit das Leben höher als militärische Siege und Gebietsgewinne. Das soll die russisch orthodoxe Kirche den Machthabern im Kreml sagen, die den Krieg verbrochen haben

Ich sage es hier in der Losungsauslegung und später auf dem Marktplatz. Denn die frohe Botschaft vom Frieden auf Erden sollen alle hören, gerade die, die meines Erachtens in ihrem militaristischen Denken gefangen sind (vergleiche Lehrtext). Meine Hoffnung, etwas bewirken zu können, ist gering. Doch wie auch sonst will ich sagen, was ich für richtig halte, unabhängig von Beifall und Erfolg.

Übrigens, den schwarzen Schlickschlamm an den Beinen bin ich mit viel Wasser wieder losgeworden. Das geht mit Verunglimpfungen nicht. Jemand sagte zu mir: "Die musst du mit Würde tragen." Ich will's versuchen. 

Gebet: Herr, nicht die Politik, nicht die Medien, nicht die Meinung irgendwelcher Experten, sondern du sollst der Kompass sein, nach dem ich mich richte, weil ich dir und deiner Botschaft traue. Amen 

Herzlich grüßt

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.