Sonntag, 9. April 2023

Ostern ist nicht nur ein Tag hl

Losung: Ich liege und schlafe und erwache; denn der HERR hält mich. Psalm 3,6 

Lehrtext: Als Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. Markus 16,9-10 

Frohe Ostern, liebe Leserin lieber Leser! 

Sieben „Dämonen“ (Geister) musste Jesus bei Maria Magdalena austreiben, dass sie frei war, ihm an Ostern zu begegnen. Dass sie bereit war, als erste zu verkünden, dass Jesus auferstanden ist. Welche Dämonen muss Jesus bei dir austreiben?

Wie steht es mit dem Geist der Furcht in dir und dem Geist der Sorge? Dem Geist des Zweifels und dem des Kleinglaubens? Mit dem Geist der Hoffnungslosigkeit und der Panik? Dem Geist der Gleichgültigkeit und dem der Glaubensmüdigkeit? Das sind jetzt schon acht Dämonen. Da gäbe es auch noch den Geist der Streitsucht und der Habsucht, den Geist des Hochmuts, des Neids, der Eifersucht usw. Und vielleicht sind da noch ein paar Dämonen, die dir gar nicht bewusst sind, die aber dein Leben und das deiner Mitmenschen verdüstern.

Ja, welche Dämonen muss er bei dir austreiben, damit du offen und frei für ihn sein kannst, voll Vertrauen, Liebe und Demut? Du fragst, wie das bei mir ist? Kein bisschen anders, leider. Und kaum hat er einen ausgetrieben, schlüpfen zwei durch die Hintertür meines Herzens wieder hinein.

Aber wie treibt Jesus bei Magdalena, bei dir und bei mir Dämonen aus? Mit Gewalt nicht. Mit Zauberkraft auch nicht. Auch nicht mit einem kirchlichen Exorzismus früherer Tage. Er bietet dir einen Tausch an. Er schenkt dir seine Liebe und hält dir seine Hand hin, damit du ihm deine bösen Geister gibst. Damit du dich nicht mehr an dir selbst festhalten musst und an anderen, brüchigen Krücken, sondern frei wirst, auf Gott zu vertrauen und ihn in dir wirken zu lassen. Damit du kein missmutiger und pessimistischer Zeitgenosse sein musst, sondern ein froher Mensch der Auferstehung bist, für den Ostern nicht nur ein Tag ist. 

Gebet: Herr, wenn ich mich lege, denke ich an dich; denn du wachst an meinem Bett. Wenn ich erwache, lobe ich dich. So gibst du mir Kraft für den Tag und hältst mich, wenn es schwierig wird. Wenn ich mir Sorgen mache um das, was wird aus mir, aus meinen Lieben, aus der Welt, dann kommst du und sagst: "Hab keine Angst, ich habe die Welt und den Tod überwunden. Gib mir den Geist der Sorge. Ich gebe dir dafür den Geist der dich stark macht, besonnen und zuversichtlich, den Geist meiner Liebe." Amen 

Frohe und gesegnete Ostern!
Herzlich grüßt

Ihr / dein Hans Löhr

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Und hier noch für alle, die es interessiert, mein Redebeitrag gestern zum Ostermarsch:

Ansprache bei der Friedenskundgebung am 8. April 2023 in Ansbach

Liebe Friedensfreunde,

mein Name ist Hans Löhr. Ich bin evangelischer Pfarrer im Ruhestand und Pazifist. Ich rede zu euch, die ihr euch mit mir gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine einsetzt und von beiden Seiten ein sofortiges Ende der Kriegshandlungen fordert. Ich rede aber auch zu denen, die das aus unterschiedlichen Gründen und Motiven nicht wollen. Offenbar spüren sie noch nicht die Gefahr, in der wir alle uns befinden. Tag für Tag spitzt sich der Krieg zu. Niemand kann wissen, wie und wann er zu Ende geht und ob er nicht vollends außer Kontrolle gerät.

Mir geht es in meinem Beitrag nicht nur um allgemeine, friedenspolitische Erwägungen, sondern um die konkreten Menschen auf beiden Seiten der Front. An sie möchte ich heute denken. Sie will ich in den Mittelpunkt meiner kleinen Rede stellen:

Von Bertolt Brecht stammt der Vers:

Denn die einen sind im Dunkeln. Und die andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte.
Ja, diese sind uns bekannt. Wir sehen sie ständig auf den Fernseh- und Handybildschirmen, in Zeitungen und Illustrierten, die Herren Putin und Lawrow, Biden und Selenskyj, Scholz und Habeck und die Damen Strack-Zimmermann und Baerbock. Und man sieht die Waffen, die gefordert und geliefert werden, immer schwerer, immer tödlicher, immer aggressiver. Der Kampfpanzer Leopard 2 ist das reinste Model, so viele Hochglanzfotos gibt es inzwischen von ihm. Ein Model des Todes.

Doch „die im Dunkeln sieht man nicht“: die jungen Russen, die an der Front für ein Kriegsverbrechen verheizt werden; die ukrainischen Soldaten, die auf der Gegenseite sterben. Das Leid ihrer Angehörigen, ihrer Frauen, Kinder, Mütter und Väter. Man sieht nur wenig von Zivilisten, die in der Ukraine von russischen Waffen getötet werden. Solche Bilder Schaden der Kampfmoral ebenso wie solche von Menschen, die stumm leiden und weinen. Wofür?

„Aber schuld ist doch Putin, der hat doch den verbrecherischen Krieg begonnen.“ Ja, er hat mit dem Schießen begonnen, nachdem zuvor jahrelang auf allen Seiten feindselige Töne zu hören waren. Was hilft es aber den Toten hier wie dort, wer schuld hat? Was hilft es den Angehörigen, die ihr Leid tragen müssen?

Liebe Friedensfreunde, ich rede hier, um auf die im Dunkeln hinzuweisen. Sie sind Menschen wie du und ich mit ihren Hoffnungen und Träumen, mit ihren Schmerzen und Leiden. Was interessiert die meisten die große Politik? Sie wollen einfach nur leben und das bisschen Glück, das sie haben, mit anderen teilen. Da wird Ihnen plötzlich gesagt, was sie zu denken haben, wer die Guten und die Bösen sind, wen man verteidigen und wen man bekämpfen soll, wer Freund ist und wer Feind. Und dann sterben sie, werden verwundet, müssen fliehen und um ihr verlorenes Glück trauern. Wofür?

Hier im Westen, weit ab vom Schuss, scheint man sehr genau zu wissen, was zu tun ist. Wir liefern Waffen um Waffen, um andere für uns schießen zu lassen. Um die Regierenden in der Ukraine, um die im Lichte zu stützen und ihre Ziele zu unterstützen. Wir hier reden von allem möglichen, von westlichen Werten, von militärischen Strategien, von Bündnispolitik usw. Von denen im Dunkeln redet man nicht.

Aber was kann es Wichtigeres geben, als dass das Sterben und Leiden aufhört? Dass man nicht mehr aufeinander schießt, sondern miteinander redet? Dass man die Waffen zum Schweigen bringt und dem Frieden eine Chance gibt?

Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht. Könnte man die Toten noch einmal fragen, ob sie nicht doch lieber leben würden, unter welchen Verhältnissen auch immer, was würden sie wohl sagen? Würde man ihre Angehörigen fragen, ob die militärischen und politischen Ziele der Regierenden in Moskau und Kiew den Verlust eines lieben Menschen rechtfertigen, was würden sie sagen? Aber die Toten kann man nicht mehr fragen. Und die Trauernden? Sie passen nicht so recht ins Bild.

Wenn das naiv ist, dass man die Lebensinteressen der Menschen im Blick hat und nicht die der Politiker, dann bin ich gern naiv. Wenn das naiv ist, dass man auf ein sofortiges Ende der Waffenlieferungen drängt, dann bin ich naiv. Wenn das naiv ist, dass man Friedensverhandlungen fordert, dann bin ich naiv. Früher hat uns der politisch rechte Rand „naive Gesinnungspazifisten“, ja „Lumpenpazifisten“ genannt. Ich bin erstaunt, wer heute alles diese Verunglimpfung in den Mund nimmt.

Ja, es geht auch um die Ukraine. Aber längst geht es auch um uns selbst, um unsere Zukunft, um unser Leben. Der Sinn aller Politik, der Sinn allen regierenden Handelns kann nur der sein, das Leben der Bevölkerung zu schützen, unseren Nachkommen eine Zukunft zu ermöglichen und nicht die eigenen Machtinteressen über alles zu stellen. Darum halte ich das Gerede, dass Russland ruiniert werden und die Ukraine siegen müsse, für verantwortungslos. Ich will, dass weder die Ukraine von Russland ruiniert wird noch Russland vom Westen. Ich jedenfalls befinde mich mit Russland nicht im Krieg. Schlimm genug, dass mein Vater in Russland und in der Ukraine kämpfen musste. Ich will in Frieden und Freundschaft mit den Menschen in Russland leben genauso wie mit denen in der Ukraine.

Darum sage ich: Gewalt ist keine Lösung, weder im Kleinen noch im Großen. Der Krieg ist keine Lösung, sondern das Problem. Ich appelliere an unsere Regierung und die Medien: Hört auf, den Krieg zu unterstützen, unterstützt den Frieden!

An Ostern geht es um die Auferstehung aus dem Tod. An Ostern geht es um den Aufstand des Lebens gegen Tod. In diesem Sinn grüße ich euch mit dem Gruß Jesu: „Friede sei mit euch!“ und wünsche allen frohe Ostern! 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.

Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

 

7 Kommentare:

  1. Frohe Ostern mit Gottes Segen wünscht Elisabeth

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  2. Diese Ansprache kann man nur unterschreiben.
    Danke für Ihren Mut.
    Ute

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  3. Ich werde jetzt abends den Geist der Sorge abgeben und danke, dass sie jede Möglichkeit nutzen sich für den Frieden einzusetzen.
    Frohe und gesegnete Ostern
    Elke

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  4. Danke Herr Löhr für Ihre täglichen Worte die mich stets begleiten, mir Kraft und Mut geben. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie gesegnete Ostern und den Frieden für uns alle.

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  5. Danke Herr Lehrer! Frohe Ostern.

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