Losung: Erhebet den HERRN, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig. Psalm 99,5
Lehrtext: Als die Apostel gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut. Apostelgeschichte 4,31
Liebe Leserin lieber Leser,
die Apostel, so schreibt Lukas, »redeten das Wort Gottes«. Genau
genommen heißt das: Sie redeten von Jesus Christus, in dem sich Gott selbst mitgeteilt hat. Und sie redeten freimütig, ohne Furcht, ohne Scham, ja, auch
ohne Schonung für ihre eigene Person.
Ist denn Jesus so gefährlich, dass es Mut, dass es Freimut braucht, von
ihm zu reden? Ich meine, nach 2000 Jahren Kirchengeschichte ist vielem, was an seiner Botschaft herausfordernd,
anstößig und kritisch war, die Spitze
abgebrochen. Seine Ecken und Kanten sind glatt geschliffen. Übrig
geblieben ist ein Jesus, den man heute gefahrlos überall verkündigen kann*. Einer, der bequem in jede Tasche
passt.
Befremdliches Evangelium
Doch er, vom dem die ersten Christen mit Freimut geredet hatten, verkündete mit Wort und Tat das Evangelium der Armut, der Gewaltlosigkeit, der Feindesliebe,
der Freiheit von religiösen Gesetzen und von Moralvorschriften. Er verkündete das Evangelium der
Demut und lebte vor, dass alle Menschen vor Gott gleich sind**. Sie alle, wir alle haben Gott zum Vater, der jedes seiner Geschöpfe aus Liebe
geschaffen hat.
Jesus hat keine Kirche gegründet und keine kirchlichen Ämter geschaffen.
Von Dogmen, Kirchenrecht, Kirchenstrafen, Kirchensteuer und kirchlicher Macht war
keine Rede bei ihm. Doch er verkündete, dass jeder unmittelbaren Zugang zu Gott hat ohne Päpste und Heilige, ohne Bischöfe und Pfarrerinnen. Er verkündete den Frieden Gottes
auf Erden, in jedem einzelnen und unter den Völkern. Er ist keinem Konflikt
ausgewichen und hat doch auf Gewalt verzichtet. Er hat noch denen vergeben, die
ihn umgebracht haben. Er sah durch alle Äußerlichkeiten hindurch einem jeden ins Herz und wusste, dass jeder ohne Ausnahme seiner Liebe bedürftig ist.
Gebet: Mein Gott, so wie du mir in Jesus begegnest, so möchte ich dir vertrauen können. Doch ich bin ein fehlbarer Mensch und mein Vertrauen ist schwach. Dennoch will ich mit dir mein Leben wagen, weil ich sonst keinen weiß, auf den ich mich ganz und gar verlassen kann. Amen
Herzlich grüßt
Ihr / dein Hans Löhr
*außer in Nordkorea und fundamentalistischen, muslimischen Staaten
**Frauen, Männer, Kinder, Ausländer, Sklaven, Schwarze und Weiße, Menschen mit anderer Religion, Geistliche und Verbrecher, Arme und Reiche, Kranke und Gesunde, Sünder und Gerechte.
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Denkanstoß: Mein
Jesus-Verständnis.
Wie Jesus war, was er gesagt, was er gewollt hat, haben sich die ersten Christen zunächst nur erzählt. Sie glaubten fest daran, dass er demnächst
wiederkommen werde und mit ihm das Reich Gottes in Kraft und
Herrlichkeit. Doch dann wurde die Zeit lang und länger und nichts geschah.
Die
frühen Gemeinden bekamen neue Mitglieder, die Jesus nicht gekannt hatten und
die nun so viel wie möglich von ihm wissen wollten. Da erst, nach vielen Jahren
und Jahrzehnten, begann man zu sammeln und aufzuschreiben, was er gesagt und
getan hatte und wie es ihm ergangen ist. Aber wie wir Menschen nun mal sind,
erinnert sich der eine an dies und der andere an das. Und was weitererzählt wurde,
war oft vom eigenen Verständnis und den jeweiligen Umständen bestimmt.
Am stärksten haften geblieben war Jesu Leiden,
Kreuzigung und die unerklärliche Erfahrung, dass er trotzdem lebt. Doch vieles war offenbar so befremdend und anstößig,
dass man es nicht verstanden hat und meinte, es annehmbar machen zu müssen. Also hat man seine Botschaft den damaligen Moralvorstellungen und religiösen Mustern teilweise wieder angepasst. Darum kommt man ihm da am nächsten, wo er am ungewöhnlichsten ist und nicht da, wo ihm Dinge in den Mund gelegt worden sind, die andere auch schon gesagt haben. Er war nicht besser als diese. Er war anders.
Ich bin Jahrgang 1945 und es war mit als Katholikin bis 1965 verboten, in der Bibel zu lesen. Nun lerne ich, mich über diese unsinnigen Verbote hinweg zu setzen und lasse Gottes Segen und Gnade für mich zu. Oh wie schwer ist das. Aber mit Gottes Hilfe kann ich sogar mit Mut über Gott reden und kranken Freunden Mut zusprechen. Dank sei Gott.
AntwortenLöschenElisabeth
Das kann ich mir einfach nicht vorstellen : es war wirklich verboten, in der Bibel zu lesen? Wenn man katholisch war? Oder war es einfach nicht üblich? Verzeih bitte, dass ich frage.
AntwortenLöschenhttps://www.welt.de/kultur/article155953221/Warum-der-Papst-die-Bibel-auf-den-Index-setzte.html
AntwortenLöschenDer Index des Papstes war die berühmteste Zensurliste der Welt. Auf ihm standen Bücher über Sex, Häresien und sogar die Bibel. Vor 50 Jahren verkündete der Vatikan das Ende der Liste. Eine Erinnerung.
Kaum zu glauben aber wahr und selber drunter gelitten.
Elisabeth
Danke für die Information. Ich habe inzwischen auch deswegen gegoogelt, bin evangelisch und deswegen, weil es so selbstverständlich für mich ist, war es so unglaublich. Lies mir keine Ruhe. Und wahrscheinlich wird dieses Verbot, was ja dann aufgehoben wurde, noch lange nachgewirkt haben. Das tut mir wirklich sehr leid. Aber nun stehen ja alle Bibelübersetzungen offen und dazu Kommentare und Auslegungen und, Dank sei Gott, auch die Auslegungen von Pfr. Löhr Alles, alles Gute und Gottes guten Segen!
LöschenMöchte mich auch für diese Sichtweise bedanken, bin auch Katholikin, Jahrgang 1959, verboten war es mir nicht, kann aber jetzt nachvollziehen, warum die Bibel nicht an erster Stelle steht
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