Freitag, 1. August 2025

Offene Fragen hl

Losung: Herr, wir erkennen, dass wir vor dir versagt haben. Bleibe uns treu. „Bist du es nicht, Herr, unser Gott, auf den wir hoffen? Denn du hast das alles gemacht.“ Jeremia 14,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

Seit Jahrzehnten denke ich nun schon über die Bibel nach. Vieles habe ich dazugelernt. Vieles verstehe ich inzwischen anders, manches besser. Mein Glaube ist, wie ich meine, reifer und tiefer geworden. Aber eine Sache kann und will ich nicht begreifen: Wenn Gott alles gemacht hat, wie es oben heißt, wie ist das dann mit dem Bösen, mit Krankheit, Katastrophen und Krieg? Mit den Schmerzen und all dem Leid? Ich verstehe das einfach nicht. Ich kann ihm das nur klagen.

Und wie ist es mit dem Bösen in mir, also mit meinen negativen Gefühlen und Gedanken, wenn ich insgeheim andere beschuldige und verurteile? Erst recht, wenn ich etwas sage und tue, was sie verletzt? – Und wie ist es in dir?

Adam, Eva und wir

Dass wir Menschen die Schuld für eigenes Versagen gerne anderen in die Schuhe schieben, lese ich schon auf den ersten Seiten der Bibel. Da wird am Beispiel von Adam* und Eva, erzählt, wie der Mensch ist. Adam beschuldigt vor Gott seine Eva: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.“ Und Eva: Die Schlange war's. „Sie betrog mich, sodass ich aß“ (1. Mose 3,12-13).

So schiebt von Anfang an einer die Schuld auf den anderen. Und Adam schiebt sie auch noch auf Gott: „Du hast mir doch diese Frau gegeben.“ Damit aber kommt er samt allen seinen Adamskindern bis hinauf zu uns bei ihm nicht durch.

Freiheit und Verantwortung

Ja, Gott hat alles gemacht, auch uns Menschen. Doch der Bibel entnehme ich, dass er uns auch die Verantwortung gegeben hat – für uns selbst, für andere und seine Schöpfung insgesamt. Er traut uns zu und gibt uns die Freiheit, dass wir zwischen gut und böse unterscheiden können. Er gibt uns die Möglichkeit, dem Bösen zu widerstehen und es mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21).

Und dennoch bleiben Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Der Glaube ist eben keine Rechenaufgabe, die glatt aufgeht. Es bleiben Widersprüche, die ich nicht auflösen kann. Von denen ich nur erlöst werden kann von dem, der das alles auf sich nimmt am Kreuz.

Durch ihn erfahre ich: Gott wirkt durch seinen Geist, wodurch er alles ins Dasein gerufen hat. Durch den Geist der Liebe und der Kraft, des Segens und des Trostes. Er  wirkt nicht nur durch die Gesetze der Natur. Er wirkt auch in und durch uns Menschen, durch dich und mich, durch Freund und Feind. Ja, auch durch den. Denn unsere Feinde sind nicht zugleich seine Feinde. Gott hat sie ebenfalls geschaffen. 

Er hat auch mit dem zu tun, was mir zu schaffen macht, was mir weh tut. Wie und warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass auch das zu dieser Welt gehört und zu meinem Leben. Eine andere Welt kenne ich nicht. Ein anderes Leben habe ich nicht. In beiden begegnet er mir in Christus und hält bei mir aus; das glaube ich.

„Das Leben ist schön“

Doch auch das will ich nicht vergessen, wie schön diese Welt sein kann, wunderschön, und dass ich trotz allem mein Leben liebe. Warum das so ist? Auch das weiß ich nicht, genauso wenig, warum ich überhaupt leben darf in dieser Zeit, in diesem Land, unter seinem Himmel.  

Ich jedenfalls will ihm dankbar sein – auch wenn jetzt nicht alles gut ist. Er ist mein Gott, auf den Menschen seit den Zeiten der Bibel hoffen. Ihm will ich vertrauen. 

Gebet: Herr, ich werde dich nicht lang bitten. Ich gehe davon aus, dass du mein Gott bist, auf den ich hoffen kann. Davon soll mich nichts abbringen, auch das nicht, was weh tut. Du bleibst mir in Jesus treu im Wechsel der Zeiten. Du beschenkst mich täglich mit vielem, was gut ist. Du gibst mir auch die Kraft, zu tragen, was schwer ist. Ja, auf dich kann ich hoffen. Dir will ich danken. Amen

Soweit meine Gedanken und mein Gebet zur heutigen Losung. Was denkst du?

Herzliche Grüße,

Ihr / dein 

Hans Löhr

* Adam: auf Deutsch „der Mensch“. Eva: „Mutter alles Lebendigen"

 ***************************************************
 
 1728 erschien in  die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

***************************************************

 Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen. 

*************************************************** 

Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert. 

***************************************************