Dienstag, 2. Dezember 2025

Muss ich mich bekehren? hl

Losung: Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott! Jeremia 31,18

Lehrtext: Paulus sprach: Wir predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat. Apostelgeschichte 14,15

Liebe Leserin, lieber Leser,  

Wie siehst du das? Musst du zu Gott, wie er dir in Jesus Christus begegnet, bekehrt werden? Und wer soll das tun? Ein Pfarrer? Jemand aus der Verwandtschaft? Oder sollst du dich selbst bekehren, wie es im Lehrtext heißt? Sollst du dich also für Gott entscheiden und ihm dein Leben übergeben?

Selten, aber manchmal doch überbietet ein Satz aus dem AltenTestament einen aus dem Neuen. Heute ist so ein Fall:

Paulus hat Lukas* zufolge gesagt: „Ihr sollt euch bekehren zu dem lebendigen Gott im Himmel” (Lehrtext).

Aber ist das die befreiende, gute Nachricht, ist das Evangelium? Oder ist das Gesetz, welches es bei Strafe zu befolgen gilt?

Demgegenüber heißt es in der Losung aus dem Buch des Propheten Jeremia:

„Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott!”  (Losung)

Paulus wird hier so zitiert, dass man sich selbst bekehren müsse. Der Prophet Jeremia hingegen bittet Gott, dass er ihn bekehren möge. Er soll ihm die Kraft geben und den Weg zeigen, mit ihm zu leben. 

Der Prophet weiß ja, wie wankelmütig und verzagt das menschliche Herz oft ist. Er weiß aus eigener Einsicht, dass er kein Glaubensheld ist und sich und Gott nichts vormachen kann mit seiner Frömmigkeit. Er ist überzeugt, dass auch die Bekehrung ein Geschenk Gottes ist und keine menschliche Leistung.

Das, so denke ich, entspricht unserer menschlichen Wirklichkeit, jedenfalls meiner. Und so bittet Jeremia Gott, ihn mit Liebe zu beschenken, damit er ihn wieder lieben kann. Was soll denn eine Bekehrung sonst sein? Und so schließe auch ich mich dieser Bitte an. 

Nein, Bekehrung hat nichts mit Druck und schlechtem Gewissen zu tun. Auf diese Weise können sich Menschen auch in anderen Religionen „bekehren” zu wem auch immer, nicht zuletzt zu politischen Weltanschauungen. 

Doch wenn Gott mich bekehrt, entlastet mich das von dem Druck, dass es allein auf mich ankäme. Ich muss nicht ständig darauf bedacht sein, wie ich nach außen wirke; muss andere nicht von mir beeindrucken, schon gar nicht mit meinem Glauben. 

Gott kann ich sowieso nicht beeindrucken. Dazu kennt er mich zu gut. Ihn kann ich nur bitten, mir das zu schenken (= Gnade), was ich brauche, um mit seine Hilfe in dieser Welt zurecht zu kommen. Um zufriedener, dankbarer und unbeschwerter sein.

Gebet: Herr, bekehre du mich, dass ich dich lieben und dir vertrauen kann. Lass mich dich auch in meinen Mitmenschen erkennen, vor allem in jenen, die meine Freundlichkeit und Hilfe brauchen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* Lukas war auch der Verfasser der Apostelgeschichte. Er entfaltet darin die Theologie des Paulus, wie sie ihm überliefert worden ist und wie er sie verstanden hat.

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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