Lehrtext: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Matthäus 5,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
Gerechtigkeit - ein riesiges, ein tonnenschweres Wort, mit dem sich Christen und mehr noch die Juden seit Jahrtausenden abplagen. Gerechtigkeit - jeder will, dass sie ihm widerfährt. Doch niemand wird einem anderen wirklich gerecht und kann es auch nicht. Auch nicht in Ehe und Familie. Wir sind einfach zu unterschiedlich. Und unser Verständnis für andere wie auch unser Einfühlungsvermögen in andere ist begrenzt. Immerhin haben wir Gesetze, die das Zusammenleben regeln sollen. Die dafür sorgen sollen, dass es unter uns und in der Gesellschaft einigermaßen gerecht zugehe. Einigermaßen. Mehr ist nicht drin.
Gott kann ich schon gar nicht gerecht werden. Ich kann weder heilig noch gar göttlich werden. Und du auch nicht, so sehr wir uns auch bemühen. Paulus sagt: Selbst „wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib brennen ließe - es würde mir nichts nützen“.* Wer wir auch sind, was wir auch tun, wie wir uns auch verhalten - wir bleiben Menschen: vergänglich und fehlbar, irrend, fehlgeleitet von fremden und eigenen Interessen und getrieben von bewussten und mehr noch von unbewussten Ängsten …
Der eine Weg
Nur sie kann einem anderen gerecht werden. Nur durch sie wird Gott mir und werde ich ihm gerecht, nicht durch religiöse Gesetze, nicht durch die 10 Gebote, nicht durch Fasten und Spenden, nicht durch Lieder und Gebete, Gottesdienste und anständiges Betragen, nicht durch Sitte und Moral … Das alles ist bestenfalls und hoffentlich eine Folge dessen, dass ich Gott und meine Mitmenschen liebe.
Das ist der Kern des Evangeliums, der Grund, auf dem Krippe und Kreuz stehen. Das ist die gute Nachricht von Gott, die in Jesus Mensch geworden ist.
Nicht du machst aus dir einen besseren Menschen und nicht ich aus mir. Die Liebe ist es, die mich in Gottes (!) Augen dazu macht, die versteht und verzeiht, die erträgt und annimmt. Es ist die Liebe die den anderen auch in meinen Augen dazu macht, dass er liebenswert ist, ohne dass er sich das erarbeiten und verdienen muss.
So liebt Gott in Jesus dich, so liebt er mich. Damit zeigt er mir auch den Weg, den ich Schritt für Schritt zu meinem Nächsten gehen kann, ohne mich zu verstellen oder zu überfordern. Und dazu gehört, dass ich nicht erwarte noch gar verlange, dass sich der andere ändert, sondern dass ich ihn so sein lassen kann wie er ist, weil ich mich ändere. Leicht ist das nicht, aber vielleicht der beste Weg, wenn auch keine Garantie, um das Herz des anderen zu gewinnen. Es ist der Weg Gottes in Jesus zu dir und zu mir. So will er dein und mein Herz gewinnen.
Wird das auch für mich ein guter, ein zielführender Weg sein? Diese Frage sollte ich gar nicht stellen. Denn darum geht es nicht. Wer von anderen abgelehnt, verachtet oder gar verfolgt wird, weil er jenen Weg geht, den preist Jesus mit seinem Wort aus dem Lehrtext selig. „Ihm gehört das Himmelreich“, sagt er. Und das heißt soviel wie: „Du bist in bester Gesellschaft bei Gott“. Wenn das so ist, dürfte mich die Gesellschaft derer, die mich kritisieren oder gar ablehnen, nicht mehr kümmern. Aber ist es wirklich meine Liebe, die mich in Schwierigkeiten bringt oder nicht doch mein allzumenschliches Verhalten?
Gebet: Herr, ich hätte gern, dass andere so sind, wie ich möchte. Doch so ändere ich sie nicht. Ich will mich ändern wie du dich in Jesus geändert hast von einem, der Gerechtigkeit fordert hin zu dem, der liebt und verzeiht. So will auch ich meinen Nächsten und mir selbst gerecht werden und dir danken. Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag,
Ihr / dein Hans Löhr
** 1. Korinther 13,1-13
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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