Bibelwort zum Buß- und Bettag: Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben. Sprüche 14,34
Liebe Leserin, lieber Leser,
Buß- und Bettag – schon der Name hat keinen guten Klang und erst recht nicht das Wort büßen. Und dann hat sich der Gesetzgeber für verschiedene Vergehen im Straßenverkehr auch noch den Begriff „Bußgeldkatalog“ ausgedacht. Doch wenn man vom altgriechischen Urtext des Neuen Testaments ausgeht, kommt man zu einem anderen Ergebnis. Metanoeïn heißt wörtlich übersetzt: umdenken, sich korrigieren. Und darum übersetze ich „Buße“ mit ‚Selbstbesinnung‘ oder ‚Selbstkritik‘. Das trifft es meines Erachtens ziemlich genau. Leider steht die Selbstkritik nicht hoch im Kurs, dafür die Selbstgerechtigkeit umso mehr. Aber darüber will ich jetzt nicht mit dir nachdenken, sondern über den Begriff ‚Gerechtigkeit‘ aus dem Bibelwort.
Gerechtigkeit heißt für mich, dass man sich an das hält, was für alle gilt - und was allen zugute kommt. Und dass man tut, was sich gehört und die Gesetze beachtet, sofern man anderen damit nicht unrecht tut. Gerechtigkeit heißt für mich, dass man nicht nachmacht und nicht dabei mitmacht, was andere tun, und sei es die große Mehrheit, wenn es den Gesetzen oder dem eigenen Gewissen oder dem Glauben widerspricht. Und dass man nicht gedankenlos oder einschmeichelnd nachplappert, was andere sagen.
Vorbildfunktion in der Gesellschaft und in der Familie
Als Erwachsene haben wir gegenüber den nachwachsenden Generationen eine Pflicht, so zu leben, dass sie sich an uns orientieren können. Auch die gesellschaftlichen Eliten und Verantwortungsträger haben für die Gesellschaft eine solche Vorbildfunktion. Wenn sie sich nicht an die Regeln und Standards halten, dann tun es andere auch nicht.
Alle haben wir die Verpflichtung, in der Familie und in gewisser Weise auch in der Partnerschaft ein Vorbild zu sein, was die Werte des Zusammenlebens betrifft. Gott sei Dank gibt es noch immer viele Paare, Eltern und Großeltern, die das tun. Und wenn dann jemand in der Familie gegen zentrale Werte verstößt, heißt es noch immer "so nicht!"
Wie ich bin und wie ich sein möchte
Aber kann man sich auch selbst ein Vorbild sein? Zumindest kann ich mich bei meinem Verhalten an dem messen, wer und wie ich sein will. Ich zum Beispiel will meine negativen Gefühle und Gedanken im Zaum halten und verbiete mir bestimmte Wörter, Ausdrücke und Verhaltensweisen. Ich habe bewusst geschrieben: ‚ich will das‘ und ‚nicht, ich schaffe das hundertprozentig‘. Eine Vorbildfunktion habe ich mir selbst gegenüber auch darin, dass ich auf meine äußere Erscheinung achte, mich pflege, gegen das innere und äußere Chaos den täglichen Kampf aufnehme, bestimmte Inhalte, die die Medien anbieten, verschmähe und mir nicht mit billiger Unterhaltung wertvolle Lebenszeit stehlen lassen. Für all das gibt es ein Wort: ‚Selbstachtung‘, also Achtung vor sich selbst, aber auch vor seinen Mitmenschen und vor seinem Schöpfer.
Aus meiner Sicht gehört das alles zum Begriff Gerechtigkeit. Wo es daran, wo es an Achtung und Anstand fehlt, verlottert ein Volk äußerlich und innerlich. Wie soll es da eine Zukunft haben?
Gebet: Herr, im Evangelium lese ich, dass wir dir alle lieb und wert sind, auch ich. Du würdigst uns, deine Kinder zu sein. Und so erwartest du, dass wir uns auch entsprechend verhalten. „Licht der Welt“ sollen wir sein. Doch ich kann nicht aus mir selbst leuchten. Du bist das Licht in mir, das ich nicht verdunkeln will. Du bist die Kraft in mir, die mir hilft, dich, meine Mitmenschen, deine Schöpfung und mich selbst zu achten. Auf dich schaue ich, um mir gerecht zu werden. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
**********************************************************
»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
***********************************************************
Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Auslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link „Web-Version anzeigen“ tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
***********************************************************c
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
***********************************************************