Mittwoch, 22. Oktober 2025

In seiner Hand hl

Andacht beim Seniorennachmittag

Meine Lieben,

heute möchte ich mit euch nachdenken über den Herbst des Jahres – und den Herbst unseres Lebens. Dazu singen wir zu Beginn ein altes Trost- und Herbstlied aus dem Gesangbuch:

Wie sich ein Mann erbarmet
über die kleinen Kinder sein,
so hat der Herr Erbarmen
mit denen, die ihn fürchten rein.
Er kennt wohl unsre Schwäche
und weiß, wir sind nur Staub,
ein bald verwelkt Geschlechte,
ein Blum und fallend Laub.
Der Wind nur drüber wehet,
so ist es nicht mehr da,
also der Mensch vergehet,
sein End, das ist ihm nah.
(Johann Gramann, 1530 – nach Psalm 103)


Ja, das stimmt für mich. Ich bin „ein Blum und fallend Laub“.
(HL lässt einige gelbe Ahornblätter auf den Boden fallen und rezitiert aus Rilke:)
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten …
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.


Gottes Hände – das sind die Hände meines Schöpfers. Mehr noch: Es sind Hände, die halten, trösten, heilen. In einem Lied heißt es:
„Mit Mutterhänden leitet er / die Seinen stetig hin und her.“
Nicht mit den harten Händen der Macht, sondern mit den sanften Händen der Liebe. Mit den segnenden und heilenden Händen Jesu.

Ich kann mich schon jetzt – am Abend oder vor dem Einschlafen – in diese Hand legen. Ich stelle mir das ganz bewusst vor: Da darf ich mit allem, was mich ausmacht und bewegt, zur Ruhe kommen. Da kann meine Seele Frieden finden.
Und wenn du einmal nicht schlafen kannst, bleibt seine Hand der beste Ort für deine Sorgen, deine Schmerzen und deine Angst. Ich sage mir dann dieses Psalmwort vor:

„Ich liege und schlafe ganz im Frieden; denn du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“ (Psalm 4,9)

Das tut mir gut.

Auch Jesus selbst betete am Kreuz:

„Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände.“
Nach all den Leiden und Ängsten war das sein Ziel, sein Vertrauen.

Ich glaube: Dieses Gebet dürfen wir uns alle zueigen machen – nicht erst im letzten Augenblick, sondern mitten im Leben. Du kannst ihm das täglich sagen:

„Vater, ich lege mich, meine Lieben, meine Zukunft und meine Sorgen in deine Hand.“ 

Du musst nichts mehr festhalten. Du darfst loslassen, weil du gehalten bist. Das kann dich trösten und stärken, gerade dann, wenn es in schweren Zeiten keine Antworten gibt.

Wir sind Blätter am Baum des Lebens.
Manche wurden vom Sturm der Zeit schon früh abgerissen, andere hängen noch im Wind.

Aber keiner fällt tiefer, als in Gottes gute Hand.

Er fängt uns auf, dass wir bei ihm bleiben und in ihm ruhn. So hat es Jesus geglaubt. Und so will auch ich glauben.

Gebet: Herr, meine Zeit steht in deinen Händen.
Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner.
Ich danke dir für die vielen Jahre,
die du mir geschenkt hast,
und für die Zeit, die du mir noch gibst. Was auch kommt, ich will es von dir nehmen.
Halte mich in deiner Hand – jetzt und in Ewigkeit.
Amen.

Die Blätter fallen, fallen wie von weit … Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

In diesem Vertrauen wünsche ich euch einen gesegneten Herbst.

Herzliche Grüße

Euer Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
 Hinweis für Smartphone-Nutzer
So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
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Freitag, 17. Oktober 2025

überwinden hl

Wochenspruch: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1. Johannes 5,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute möchte ich dich mitnehmen in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Dieser mystische Ort mit seinem tiefblauen Licht berührt mich jedes Mal auf besondere Weise. Er erinnert an die Zerstörung im letzten Krieg und ist zugleich ein Gedenkort für bekannte Märtyrer der evangelischen Kirche. 

Nicht wenige Männer und Frauen haben während der Zeit des Nationalsozialismus für ihren Glauben gelitten. Sie wurden verfolgt und in Lager gesperrt. Einige wurden umgebracht. Zu ihnen gehören zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnányi und Paul Schneider.


Ich denke aber auch an die katholischen Märtyrer, die das gleiche Schicksal erlitten. An Maximilian Kolbe, Alfred Delp, Rupert Mayer, an die polnischen Priester und andere mehr.

Über dem Gedenkort in der Gedächtniskirche steht das Bibelwort, das uns in dieser Woche begleitet:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1. Johannes 5,4

Dieser Glaube, von dem Johannes spricht, ist kein Triumph über andere, sondern die innere Gewissheit, dass Gottes Liebe stärker ist als Unrecht und Gewalt. 
Das gilt auch für alle, die krank sind und Not leiden, die bedrängt werden von Krisen und Konflikten und doch an ihrem Glauben festhalten - weil sie spüren und erfahren: das ist mein einziger Halt.

Jene Märtyrer zeigen mir, dass es möglich ist, auch der Furcht und dem Leid im Glauben zu begegnen. Wer weiß, wie oft sie im Gebet darum gerungen haben – wie Jesus selbst damals in Gethsemane, ehe sie ihn gefangen nahmen.

Mit ihm haben sie die Welt in ihren inneren Kämpfen überwunden. Sie waren vorbereitet, als die Verfolgung begann. Und als die Mächte der Finsternis wüteten, konnten diese das Licht des Glaubens nicht ersticken. Es leuchtet noch heute aus dem, was sie damals mit Wort und Tat bezeugt haben. Es leuchtet für uns.

Auszug aus einem Morgengebet von Dietrich Bonhoeffer:

Gott, zu dir rufe ich: hilf mir beten; ich kann es nicht allein. 
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht; 
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht; 
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe; 
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden; 
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, 
aber du weißt den Weg für mich. Amen

Dem schließe ich mich an und bete mit meinen Worten:

Herr, immer wieder wird mein Glaube bedrängt. Immer wieder muss ich um ihn ringen, damit meine Seele nicht schutzlos ist. Immer wieder muss ich dich bitten, mit mir die Welt zu überwinden – um mich und in mir: alles, was leiden macht. Alles, was mich von dir trennt. Sei du bei mir, dass ich nicht resigniere. Sei du meine Kraft, damit ich standhalte. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
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Mittwoch, 15. Oktober 2025

Die letzte Hoffnung hl

Lehrtext: Eine Frau hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren; die hatte alles, was sie zum Leben hatte, für die Ärzte aufgewandt und konnte von niemandem geheilt werden. Die trat von hinten heran und berührte den Saum seines Gewandes; und sogleich hörte ihr Blutfluss auf. Lukas 8,43-44

Liebe Leserin, lieber Leserin,

Zwölf Jahre leiden
Alles gegeben
Umsonst
Jesus, die letzte Hoffnung

Es geht um Leben und Tod des Kindes. Es geht um Minuten. Die einzige Tochter des Synagogenvorstehers Jaïrus liegt im Sterben. Er, der angesehenste Mann am Ort, ein religiöser Würdenträger, wirft sich Jesus vor die Füße und in den Staub (Lukas 8,40-42). Er ist bereit, alles zu tun, auf seine Würde und Ehre zu verzichten, wenn nur Jesus hilft. Wenn er nur auf der Stelle mit in sein Haus geht und sein Kind rettet.

Doch da ist noch jemand, der verzweifelt ist und seine Hilfe braucht. Eine namenlose Frau berührt ihn. Ihn, einen fremden Mann, gegen alle Sitte und Moral. Berührt den „Saum seines Gewandes”. Nur ganz wenig, doch so, dass Jesus es merkt. 

Er bleibt stehen. Doch die Zeit drängt. Die letzten Lebensminuten für das Kind des Jaïrus verrinnen. Aber Jesus will wissen, wer ihn berührt hat. 

Petrus beschwichtigt: »Ach bei so vielen Leuten um uns herum, wird dich wohl jemand unabsichtlich gestoßen haben.« Doch er erwidert: »Jemand hat mich ganz bewusst berührt. Ich habe gespürt, wie eine Kraft von mir ausgegangen ist!« 

Als die Frau erkannte, dass Jesus alles bemerkt hatte, kam sie zitternd zu ihm und fiel vor ihm nieder. Vor allen Leuten erzählte sie, weshalb sie ihn berührt hatte und wie sie sofort gesund geworden war. »Meine Tochter «, sagte Jesus zu ihr, »dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!« 

Noch während er mit der Frau redete, kam jemand aus dem Haus von Jaïrus gelaufen: »Deine Tochter ist gestorben. Bemühe den Lehrer nicht länger!« Jesus hörte das und sagte zu dem Vater: »Verzweifle nicht! Vertrau mir einfach, und deine Tochter wird gerettet!«

Hat Jaïrus geahnt, mit wem er es da zu tun hatte? Hat die kranke Frau das geahnt? Eher nicht. Hat sie es verdient? War sie anständig und fromm genug? War sie rechtgläubig? Würde sie künftig an Jesus glauben und ihm nachfolgen?
Ich weiß nicht, ob dich das interessiert. Jesus interessiert das nicht. Auch nicht, wie es um den Glauben des Jaïrus steht. Warum auch. Zwei Menschen brauchen seine Hilfe, zwei Geschöpfe Gottes. Das genügt ihm. 

Würde es dir an seiner Stelle auch genügen?

Was nützt mir heute, dass vor über 2000 Jahren eine Frau mit Blutfluss gesund geworden ist und Jesus der Erzählung des Lukas zufolge ein Kind wieder ins Leben zurückgeholt hat?

Aber das hilft mir, dass er der „Gott hilft” ist, wie sein Name sagt. Und dass er seine Hilfe nicht an Bedingungen knüpft, sei es der richtige Glaube, seien es gute Taten oder ein einwandfreier Lebenswandel. An ihn kann ich mich wenden, wann und wo und in welcher Situation auch immer. Schon ein Glaube klein wie ein Senfkorn kann Wunder wirken. Und er wendet sich mir zu, wie unscheinbar auch immer mein Gottvertrauen ist. 

Ihm, so glaube ich, sind unsere menschlichen Grenzen und Abgrenzungen, unsere Urteile und Vorurteile, unsere Fremdenscheu und Berührungsangst egal. Ich bin leider nicht soweit. Aber ich weiß, in welche Richtung ich mich bewegen und wie ich von ihm dazuzulernen kann. 

Gebet: 
Nur den Saum deines Gewandes,
Einen Augenblick berühren.
Und die Kraft die von dir ausgeht,
Tief in meinem inneren spür'n.
Nur ein Blick aus deinen Augen,
Nur ein Wort aus deinem Mund.
Und die Heilungsströme fließen,
Meine Seele wird gesund.
Jesus berühre mich.
Hole mich ab, öffne die Tür für mich.
Nimm mich an deine Hand, entführe mich.
In deine Gegenwart.
(Anja Lehmann, 2004)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Die Auslegung des Lehrtexts hätte bereits gestern erscheinen sollen, aber ich konnte sie erst heute veröffentlichen. 

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Freitag, 10. Oktober 2025

Er hält bei dir aus hl

Lehrtext: Gott hat das Volk, das er von Anfang an erwählt hatte, nicht verstoßen. Römer 11,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

Nein, das hat er nicht, genausowenig wie dich und mich. Auch wenn man mitten in Krisen und Katastrophen diesen Eindruck haben könnte. 
Auch wenn dich dein Gewissen quält wegen diesem und jenem, was du für Sünde hältst. 
Auch wenn du als Kind Angst hattest vor Gottes Zorn und vielleicht manchmal immer noch hast.
Verscheuche diese Schatten, die dein Gemüt verdunkeln. Wende dein Gesicht Jesus Christus zu. Er ist deine Sonne. So fallen die Schatten hinter dich. Es genügt, dass ich bedaure, was wirklich zu bedauern ist und daraus lerne.
Und Gott hat neben den Juden auch die Israelis nicht verstoßen und neben den Muslimen auch nicht die Palästinenser und neben den Christen auch nicht uns Deutsche und nicht die Russen und nicht die Amerikaner ...  Er hat das nicht getan. Auch wenn er, aus menschlicher Sicht, oft genug Anlass gehabt hätte und hat.
Bis heute erträgt er seine Menschen, die er gewollt und geschaffen hat. Und hält bei ihnen aus. Auch wenn es ihm, aus menschlicher Sicht, wohl immer wieder schwer fallen dürfte. 
Bis zu diesem Tag leidet er in Jesus am Kreuz unter uns und mit uns und trägt uns so in der Kraft seiner Liebe durch gute und schlechte Zeiten, durch Schuld und Tod – zu sich.
Nein, Gott hat uns nicht verstoßen. Und wir sollten das mit unseren Menschengeschwistern auch nicht tun.

Gebet: Ich danke dir, Herr, dass mich deine gute Nachricht von meinem schlechten Gewissen erlöst hat. Was kommt schon auf mein Versagen an? Alles kommt auf dich an und deine Liebe. Alles ist Gnade, ist dein Geschenk: dass du mich segnest mit Gottvertrauen und Lebensmut, dass du mir vergibst und ich bei dir geborgen bin. Ich gehöre dir und du gehörst mir. Nichts soll uns trennen in Zeit und Ewigkeit. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / Dein Hans Löhr

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Mittwoch, 8. Oktober 2025

Zachäus und die Menschenwürde hl

Lehrtext: Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Lukas 19,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

Nein, das geht nicht – einen Menschen aus der Gemeinschaft ausstoßen, weil er sich nicht anpassen kann oder will. Und mit „ausstoßen“ meine ich: Abstand zu ihm halten, ihn nicht teilhaben lassen am Leben der anderen.

Natürlich ist das manchmal verständlich, wenn man sich über sein Verhalten ärgert oder gar erbittert ist. Und wenn schon Politik und Justiz untätig bleiben – wie im Fall des Zachäus –, dann möchte man mit einem solchen Menschen erst recht keinen Umgang mehr haben.

Ja, verständlich ist das schon – für die Unbescholtenen und Gerechten, und darum nur allzu oft Selbstgerechten. Für solche wie mich.

Für Jesus nicht.

Er bleibt nicht auf Abstand. Er geht zu denen, die man meidet, zu denen, die man nicht leiden kann. Er sucht ihre Gemeinschaft und durchbricht ihre Isolation. Er kommt nicht, um einen Menschen bloßzustellen oder zu beschuldigen, und schon gar nicht, um ihn zu bestrafen. Er kommt, um den Bruch zu heilen und den Isolierten zurückzuholen in die Gemeinschaft.

Er zeigt damit: Jeder Mensch braucht Menschlichkeit – einfach, weil er ein Mensch ist, dessen Würde nicht verletzt werden darf. Einfach, weil er ein Geschöpf und Kind Gottes ist. Auch wenn er wegen schwerster Verbrechen im Gefängnis sitzt.

Darum gibt es in unserem Land die Gefängnisseelsorge. Darum hat jeder Gefangene das Recht auf menschenwürdige Behandlung. Denn wer die Menschenwürde eines anderen nicht achtet, beschädigt seine eigene.

Gott sei Dank hat Jesus mit seinem Verhalten ein Beispiel gegeben, wie Gott ist – zu mir und zu dir. Und wie wir sein sollen und können gegenüber denen, die schwer erträglich sind.

Und wenn wir damit scheitern, soll das keine Ausrede sein, sondern Grund, es wieder zu versuchen. Wie oft? Siebenmal? Das ist schon viel. Jesus sagt: siebenmal siebzigmal – also immer. Was für eine Zumutung!

Dass Jesus auf Zachäus zuging, mit ihm redete und mit ihm aß, hat diesen verändert.

Im Gespräch bleiben, versöhnlich und freundlich sein – das sind wirksame Mittel, um zu heilen, was zerbrochen und zerrissen ist, auch im persönlichen Bereich: unter Freunden, in der Familie und Partnerschaft. Das ermöglicht auch Geschiedenen, sich wieder in die Augen schauen zu können.

Stimmt, dazu gehören immer zwei. Aber einer muss den Anfang machen – auch in politischen und militärischen Konflikten. Einer muss besonnen und geduldig bleiben, bereit zum Gespräch und zum Kompromiss. Sonst, liebe Leserin, lieber Leser – sonst verhärten die Fronten noch mehr und die Risse werden tiefer.

Und wenn der andere nicht reagiert? Dann muss ich trotzdem die Tür offenhalten und die Hand ausstrecken – siebenmal siebzigmal.

Gebet:

Herr, du wurdest wie ich als Mensch geboren und warst in allem ein Mensch wie ich (Philipper 2,7).
Du weißt, warum ich so bin, wie ich bin. Dir kann ich mein Herz ausschütten.
Du kannst die Welt mit meinen Augen sehen und verstehst, was ich fühle und denke.
Lass mich meine Mitmenschen auch mit deinen Augen sehen, dass ich mich einfühlen kann in ihre innere Not, meine Vorurteile überwinde und das lösende Wort finde.
Amen.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
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Mittwoch, 1. Oktober 2025

Sein Reich in mir hl

Bibelwort für Monat Oktober: Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Lukas 17,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wenn ich meinem Gott, der mir nahe ist, auch selbst nahe sein möchte, wohin gehe ich dann? Wo ist der Ort, wo ist sein Reich, da er ist und wirkt?

Jesus sagt im Bibelwort für den Monat Oktober: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.” So übersetzen es inzwischen viele Theologen. Luther hat übersetzt: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.” Beides ist möglich. Ich richte mich nach ihm. Doch ich will auch nicht vergessen, dass Gott durch alle, die sein Reich in sich tragen, auch nach außen wirken will, für die, die ihn brauchen. Für eine friedlichere, freundlichere und gerechtere Welt.

Und damit zurück zu meiner eingangs gestellten Frage: Wohin kann ich gehen, um meinem Gott nahe zu sein, der mir nahe ist? 

Ich muss gar nicht irgendwohin. Ich bleibe ganz bei mir, in meinem Glauben, in meinem Innersten. Da finde ich ihn. Da ist sein Reich, ganz tief in mir. Da regiert und korrigiert er mich. Da ist er bei mir mit seinem Frieden und seinem Trost.

Und so trage ich ihn in mir durch diese Tage wie die schwangere Maria ihr Kind: oft auf lichten und ebenen Wegen. Manchmal auch durch den dunklen Dornwald. Trage ihn überall hin, wo ich heute sein werde – und bin doch selbst getragen von ihm. Er sagt dir und mir durch den Mund seines Propheten: 

Hört mir zu, alle, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid: Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.“ (Jesaja 46,3+4)

Mit solchen Zusagen leben zu können gerade in schweren Zeiten, das ist für mich »Reich Gottes«, ist »Himmelreich« in mir. Und das brauche ich zur Zeit besonders. 

Gebet: Herr, mein Gott, wenn mich schlechte Nachrichten erschüttern, sei du der Boden, auf dem ich Halt finde. Wenn ich nicht mehr weiß, wohin, nimm du mich an der Hand und führe mich. Wenn ich in großer Sorge bin, stille du den Sturm der Angst in mir. Wohin sollte ich denn sonst gehen mit dem, was mich umtreibt? Tief in mir hast du das Zelt des Glaubens gebaut. Da finde ich Frieden. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Sonntag, 28. September 2025

Guten Gewissens glauben hl

Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute lege ich kein bestimmtes Bibelwort aus. Heute frage ich dich: Wie geht es dir, wenn du an Gott oder Jesus denkst? Hast du manchmal Schuldgefühle, seinem Anspruch nicht zu genügen? Hast du sogar Angst vor seinem Zorn und seinen Strafen? 

Wenn ja, frage dich: Woher kommt dieses dunkle Gottesbild? Vielleicht wurde es dir gut gemeint vermittelt, vielleicht aber auch missbraucht, um Macht auszuüben. In jedem Fall kannst du dich davon lösen und deinen eigenen Weg im Glauben gehen – dankbar für das Gute, aber frei von dem, was deiner Seele nicht dient.

Dein Glaube muss nicht von Angst geprägt sein. Du kannst dich freuen: Gott begegnet uns in Jesus Christus. Er liebt, segnet, heilt und vergibt. Er lag in der Krippe und hing am Kreuz – für uns beide. Ihm kannst du vertrauen, über alles Leid und alle Freude hinaus. Wenn dir jemand „Wohlfühlglauben“ vorwirft, antworte: Ja; denn ich glaube an den Gott der Liebe, wie er sich in Jesus gezeigt hat.

Er will aber auch etwas von mir und sagt: „Alles, was du von anderen erwartest, das tue ihnen zuerst. Das ist es, worauf es im Glaubensleben ankommt” (Mt 7,12). Nicht der Buchstabe zählt, sondern der Geist der Liebe, der lebendig macht (2 Kor 3,6)

Auch wenn der Glaube manchmal schwerfällt, bleibt er Geschenk und Hoffnung. Ich wünsche dir, dass du ihn froh und unbeschwert leben kannst – zum Guten für dich und deine Mitmenschen.

Gebet: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht; Christus, meine Zuversicht. Auf dich vertrau ich und fürchte mich nicht." Amen

(Gesang aus Taizé)

Herzliche Grüße

Ihr / dein

Hans Löhr

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Freitag, 26. September 2025

Einer von zehn hl

Lehrtext: Einer aber unter den zehn aussätzigen Männern, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme. Lukas 17,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

Viel „Weh und Ach“ – laut wie leise – wenn es einem selbst schlecht geht. Keiner Rede wert, wenn es einem gut geht. Denn das ist normal. Das erwartet man vom Leben oder von Gott. So ist das zu allen Zeiten.

Aber vielleicht ist ja auch heute wenigstens einer von zehn dankbar, wenn es ihm wieder gut geht. Einer, der weiß, wem er für sein normales Leben danken kann, zum Beispiel der Partnerin oder denen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Auch Gott? 

Ich meine, dass er durch all die Menschen und Dinge hilft, die mir helfen, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Darum danke ich ihm mit meinen Gebeten und Liedern. Denn Dankbarkeit ist für mich die beste Medizin. Sie lässt mich gut in den Tag starten und ihn auf gute Weise beschließen. Sie macht mich zuversichtlich und ruhig.

Das weiß ich. Das habe ich erfahren bis auf diesen Tag. Und trotzdem mache ich mir immer wieder Sorgen über dies und das, bin beunruhigt und unzufrieden und beklage meine Lasten. 

„Einer von zehn”, ja, der möchte ich sein. Wenn ich aber zu den neun gehöre, von denen das heutige Bibelwort  erzählt? Gott wird mir trotzdem helfen, so wie er in Jesus allen zehn geholfen hat. Aber schade ist es schon, wenn ich das Danken vergesse und damit den, der geholfen hat.

Jetzt aber, da ich das schreibe, ist mir wieder bewusst, wie viele Gründe ich habe, dankbar zu sein, auch wenn nicht alles so ist, wie ich mir das wünsche. 

Und was, wenn es mir so schlecht geht, dass ich das einfach nicht kann? 

Hm, – dann habe ich wenigstens eine Adresse, an die ich mich wenden kann. Dann sage ich Gott, was ich von ihm brauche. Und wenn er es nicht gibt? Dann muss ich mich in Geduld üben und vertrauen, dass er mich gehört hat. Er wird zu seiner Zeit tun, was mir hilft.

Denn eine andere Adresse als ihn, an die ich mich Tag und Nacht wenden kann, habe ich nicht. Und einen anderen „Briefkasten” als seine Hand kenne ich nicht. In sie kann ich alles „einwerfen”, alles hineinlegen: alle meine Sorgen und Wünsche, all mein „Weh und Ach“, mich selbst mit Leib und Seele - und meine kleine und die große Welt dazu. Das ist die richtige Adresse für mich. Und ich glaube, auch für dich.

Er weiß ja jetzt, worum es mir geht. Er hat das schon vorher gewusst. Aber jetzt weiß auch ich, dass er es weiß. 

Und wenn ich morgen früh die Augen aufschlage, will ich sagen: 

Gebet: Guten Morgen, lieber Gott. Schön, dass du bei mir bist. Du weißt, wie es mir geht und wie du mich durch den Tag bringst. Du hast mir bis hierher geholfen. Dafür danke ich dir. Du wirst mir auch weiterhin helfen. Darauf verlasse ich mich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Donnerstag, 18. September 2025

Wo mir Jesus heute begegnet hl

Wochenspruch: Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.” (Bert Brecht)

Alle schauen nach oben.
Christen schauen nach unten.

Alle schauen auf zu den Reichen und Schönen, zu den Mächtigen und Einflussreichen, den Prominenten und den Stars – zu denen auf der Sonnenseite des Lebens.

Christen aber sehen die Unscheinbaren und Unsichtbaren, die übersehen werden, weil sie nichts gelten und sich mit ihren Ellbogen nicht durchsetzen.

Stimmt das? Ja und nein.

Viele Christen verhalten sich wie alle anderen auch. Ich nehme mich da nicht aus. Mich interessiert ebenfalls, wer „die im Lichte“ der Öffentlichkeit sind und was sie machen – besonders, wenn ihre politische Macht auch mein Leben beeinflusst. Und wenn ich mit dem einen oder der anderen von ihnen persönlichen Kontakt habe, schmeichelt mir das.

Andererseits schauen auch Menschen, die mit dem Glauben nichts anfangen können, nicht weg, wenn jemand Unterstützung braucht. Viele sind sozial eingestellt und haben einen Blick und ein Herz für „die im Dunkeln“.

Das bringt mich zu der Frage: Geht es Jesus darum, ob einer Christ und getauft ist – oder darum, ob er in seinem Geist handelt und lebt? Kann das auch ein Muslim sein, eine Hindu, ein Atheist?

So wie ich Jesu Satz im Lehrtext verstehe, dient ihm, wer die auf der Schattenseite nicht übersieht. Das macht Christen zu Christen: Sie dienen ihm mit ihrer Nächsten- und Feindesliebe. Paulus sagt dazu: Diese Liebe ist noch größer als der Glaube (1. Korinther 13,13).

Und wer anders oder nicht glaubt und dennoch diesen Blick hat – auch der dient Christus, ohne es zu wissen und gehört zu ihm. 

Aber wo liegt dann der Unterschied? Wenn es nicht die Nächstenliebe ist – ist es dann der Glaube?

Für mich ist es das Vertrauen, dass Gott mich liebt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als die, die anders glauben.

Und „die im Lichte“? Auch sie können Jesus dienen. Viele tun das, ich kenne selbst einige, die ein Herz für Arme und Kranke haben.

Doch wer „die im Dunkeln” geflissentlich übersieht oder gar schlecht behandelt, der kann sich noch so demonstrativ das Etikett „christlich“ aufkleben und sich in kirchliche Leitungsgremien wählen lassen – für den gilt das Wort des Paulus: „Und wenn ich allen Glauben hätte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.“ Das, liebe Leserin, lieber Leser, will ich zuerst mir selbst gesagt sein lassen.

Wer im Scheinwerferlicht steht, wird von allen gesehen. Aber die im Dunkeln „sieht man nur mit dem Herzen gut” (Antoine de Saint-Exupéry).

Gebet: Herr, das habe ich verstanden: Wenn ich ein kleines Kind in der S-Bahn anlächle, dann gilt das auch dir. Wenn ich versuche, mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen, dann rede ich mit dir. Und wenn ich jemandem die Tür aufhalte, gehst du hindurch.
So will ich dich auch in denen sehen, die freundlich und herzlich zu mir sind. So oft zeigst du dich mir am Tag - und ich erkenne dich nicht. So oft hilfst du mir auch mit scheinbaren Kleinigkeiten, und ich halte das für selbstverständlich, statt dir zu danken. Wenigstens heute soll es einmal anders sein. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr

Anmerkung:

Der aktuelle Hintergrund für dieses Wort Jesu ist die Debatte über den Umgang mit Geflüchteten, Asylsuchenden und Migranten.

Ich tue mich leicht, im Sinn des Bibelwortes eine menschenfreundliche Politik zu verlangen. Wo ich wohne, gibt es kaum Migranten. Doch in manchen Vierteln unserer Städte fühlen sich Alteingesessene inzwischen selbst fremd und nicht mehr zu Hause. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. In Wahrheit werden sie mit ihren Sorgen von uns allen, von der Gesellschaft, im Stich gelassen.

Ich zum Beispiel kann von der Kanzel die Liebe auch zu den Fremden predigen, aber die konkrete Umsetzung müssen andere leisten, die das tägliche Zusammenleben gestalten.

Darum meine ich: Ordentlichen Wohnraum für Zugewanderte muss es in allen Wohngegenden unseres Landes geben – auch in den Villenvierteln –, ebenso wie zumutbare Arbeitsplätze. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Umgang mit zunächst Fremden zu lernen und zu praktizieren, ihnen zu begegnen, mit ihnen zu reden und zu feiern.

Dafür ist die neueste Dolmetschertechnik der Künstlichen Intelligenz auf dem Handy wie geschaffen. So können aus Fremden Bekannte, ja sogar Freunde werden.

Und wo das geschieht, erfüllen wir Jesu Wort: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, den Hungernden, Fremden, Gefangenen, Kranken, das habt ihr mir getan.

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.

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Dienstag, 16. September 2025

Was die Himmel erzählen hl

Losung: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (Psalm 19,2) und die Schöpfung verkündigt seiner Hände Werk. 
3Ein Tag sagt’s dem andern,
und eine Nacht tut’s kund der andern, 
4ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. 
5Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt.”


Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung – was für ein schönes, poetisches Bibelwort, ja der ganze Psalm 19.

Das will ich mir mal genauer vorstellen, wie sich Abend- und Morgenrot die Ehre Gottes erzählen; und, wenn ich einen Blick und ein Ohr dafür habe, auch mir. Wie Sonne und Mond und alle Sterne von Gott reden, von seiner Majestät und Pracht und von seiner Liebe, mit der er alles geschaffen hat, – auch dich und mich.

Ja, von seiner Liebe erzählen sie. Sie hat ihn bewogen, die ganze Schöpfung aus dem Nichts zu schaffen: Atome und Zellen und aus ihnen Pflanzen und Tiere samt uns Menschen. Und wir alle zusammen ehren ihn und rühmen seinen Namen.

Die Himmel erzählen, was Gott tut und an Weihnachten  auch die Engel. Sie singen sein Lob: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.” Alle Sterne des Himmels und alle Geschöpfe beugen sich vor dem, der in einem Futtertrog liegt, in einem Viehstall. Denn Jesus, das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz, ist Gottes Ehre. In ihm ist seine Liebe erschienen (1. Johannesbrief 4,9).

Manchmal aber bleibt mir das Lob im Halse stecken, wenn ich auf all das Dunkle in unserer Welt schaue. Ich will davor nicht die Augen verschließen. Will mithelfen, es wenigstens in meiner kleinen Welt ein bisschen heller und leichter zu machen. Dabei hilft mir, immer wieder den Blick zu heben:

  • nach oben in den Sternenhimmel – und mich an Gott freuen, der Himmel und Erde geschaffen hat.
  • in die Krippe – und seine Liebe spüren, die Mensch geworden ist.
  • auf das Kreuz – und hören, dass Gott uns treu bleibt und vergibt.

Gebetslied:

Himmel, lobe prächtig
deines Schöpfers Taten
mehr als aller Menschen Staaten.
Großes Licht der Sonne,
schieße deine Strahlen,
die das große Rund bemalen.
Lobet gern,
Mond und Stern,
seid bereit, zu ehren
einen solchen Herren.

(EG 327,2 Wunderbarer König)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

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