Andacht beim Seniorennachmittag
Meine Lieben,
heute möchte ich mit euch nachdenken über den Herbst des Jahres – und den Herbst unseres Lebens. Dazu singen wir zu Beginn ein altes Trost- und Herbstlied aus dem Gesangbuch:
über die kleinen Kinder sein,
so hat der Herr Erbarmen
mit denen, die ihn fürchten rein.
Er kennt wohl unsre Schwäche
und weiß, wir sind nur Staub,
ein bald verwelkt Geschlechte,
ein Blum und fallend Laub.
Der Wind nur drüber wehet,
so ist es nicht mehr da,
also der Mensch vergehet,
sein End, das ist ihm nah.
(Johann Gramann, 1530 – nach Psalm 103)
(HL lässt einige gelbe Ahornblätter auf den Boden fallen und rezitiert aus Rilke:)
als welkten in den Himmeln ferne Gärten …
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
„Mit Mutterhänden leitet er / die Seinen stetig hin und her.“
Ich kann mich schon jetzt – am Abend oder vor dem Einschlafen – in diese Hand legen. Ich stelle mir das ganz bewusst vor: Da darf ich mit allem, was mich ausmacht und bewegt, zur Ruhe kommen. Da kann meine Seele Frieden finden.
Und wenn du einmal nicht schlafen kannst, bleibt seine Hand der beste Ort für deine Sorgen, deine Schmerzen und deine Angst. Ich sage mir dann dieses Psalmwort vor:
„Ich liege und schlafe ganz im Frieden; denn du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“ (Psalm 4,9)
Das tut mir gut.
Auch Jesus selbst betete am Kreuz:
Nach all den Leiden und Ängsten war das sein Ziel, sein Vertrauen.
Ich glaube: Dieses Gebet dürfen wir uns alle zueigen machen – nicht erst im letzten Augenblick, sondern mitten im Leben. Du kannst ihm das täglich sagen:
„Vater, ich lege mich, meine Lieben, meine Zukunft und meine Sorgen in deine Hand.“
Du musst nichts mehr festhalten. Du darfst loslassen, weil du gehalten bist. Das kann dich trösten und stärken, gerade dann, wenn es in schweren Zeiten keine Antworten gibt.
Manche wurden vom Sturm der Zeit schon früh abgerissen, andere hängen noch im Wind.
Aber keiner fällt tiefer, als in Gottes gute Hand.
Er fängt uns auf, dass wir bei ihm bleiben und in ihm ruhn. So hat es Jesus geglaubt. Und so will auch ich glauben.
Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner.
Ich danke dir für die vielen Jahre,
die du mir geschenkt hast,
und für die Zeit, die du mir noch gibst. Was auch kommt, ich will es von dir nehmen.
Halte mich in deiner Hand – jetzt und in Ewigkeit.
Amen.
In diesem Vertrauen wünsche ich euch einen gesegneten Herbst.
Herzliche Grüße
Euer Hans Löhr
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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt.
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