Lehrtext: Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand. 1. Korinther 14,15
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute geht es in meiner Auslegung des Lehrtextes um das Phänomen der „Zungenrede” und darum, dass zum Glauben auch das Verstehen gehört. Es empfiehlt sich, dazu das Kapitel 14 aus dem ersten Korintherbrief zu lesen, das ich unten angehängt habe.
Mein 13-jähriger Enkel reist morgen mit seinem Chor nach China. Die chinesischen Behörden machten zur Bedingung, dass in keinem Lied das Wort „Gott” vorkommen dürfe und verlangten darüber hinaus, dass die bayerischen Jodler übersetzt werden müssten. Da kann man sich nur wundern, wovor so ein mächtiges Land alles Angst hat. Und was die Übersetzung der Jodler betrifft, habe ich erstmal gelacht.
Einen Jodler kann man nicht übersetzen. Oder vielleicht doch? Das frage ich mich, nachdem ich das Kapitel über die „Zungenrede“ gelesen habe, worauf sich auch der heutige Lehrtext bezieht.
Ich habe noch niemanden in Zungen reden hören. Das wäre für mich schon sehr seltsam. Aber offenbar gibt es Menschen, die sich in einen anderen, der so „redet“, einfühlen und die Laute dann verständlich erklären können. Das fordert auch Paulus, sonst wäre ihm zufolge die Zungenrede nutzlos für andere Christen (1. Korinther 14). Zu seiner Zeit in der Antike war sie allerdings nichts Ungewöhnliches. Heute kommt sie hauptsächlich in den Gottesdiensten freikirchlicher Pfingstgemeinden vor und zwar weltweit.
Paulus verurteilt das nicht, hat er doch, nach eigener Aussage, auch selbst „in Zungen geredet“. Aber die prophetische, also die verständige Rede zieht er in den Zusammenkünften der Gemeinde vor: „Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde” (1. Korinther 14,3-5).
Ich finde sowieso, dass zum Glauben die verständige und verständliche Rede gehört, bei der man nicht nur verstehen, sondern auch beurteilen kann, was gesagt wird.
Gott aber braucht auch für ekstatische, unverständliche Gebete keinen Übersetzer. Er kennt die Empfindungen eines jeden. Und wer ihn im Überschwang seiner Gefühle preist, und sei es mit Lauten, die mich befremden, den versteht er sehr wohl, egal in welcher Sprache und mit welchen Ausdrucksformen das geschieht.
Ist nicht auch unsere Kirchenmusik so etwas wie ein Lobpreis ohne Worte? Wenn unser Posaunenchor Choräle spielt, weiß ich doch auch, worum es da geht. Und falls mich dann jemand fragt: „Was wird denn da gespielt?“ Kann ich zum Beispiel sagen: „Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen“.
Und wie ist das mit einem oberbayerischen Jodler? Immerhin gibt es auch den bekannten Andachtsjodler, der hauptsächlich in katholischen Gottesdiensten gesungen wird. Wer das weiß, der weiß auch, dass es dabei um den Glauben geht und darum, die Liebe zu Gott auf eine innige Weise auszudrücken.
Auch der Andachtsjodler ist mehr als eine Abfolge von schönen Tönen. Wer Ohren hat, zu hören, der hört. Da können auch die chinesischen Behörden nichts machen.
Das Wort Gottes aber, liebe Leserin, lieber Leser, ist mehr als ein Laut oder Klang, vor allem, da es etwas zu sagen hat, das andere verstehen sollen. Das alle verstehen sollen insbesondere, da es die gute Nachricht für alle ist.
Gott, so heißt es im Johannesevangelium, ist das Wort. Aber nicht eines unter anderen, sondern das Wort schlechthin. Er behält es nicht für sich. Es wird Mensch. In Jesus spricht er sich aus, wer er für uns sein will, wer er ist. Gott ist das Geheimnis der Welt. Das glaubten und ahnten Menschen wohl zu allen Zeiten, in allen Religionen auf die ihnen mögliche Art und Weise. Aber in Jesus „verrät“ er sein Geheimnis. Jetzt wird deutlich und klar: Was er durch ihn zu sagen hat, ist das Wort der Wörter. Gott, so heißt es in der Bibel, ist Liebe. Das ist sein Geheimnis, das er in Jesus „verrät“. Doch sein Geheimnis versteht sich nicht von selbst. Auch wenn es bekannt ist, so will es doch geglaubt und verstanden sein.
Gebet: Mein Gott, du kennst und verstehst mich besser als ich mich selbst. Aber ich will auch dich glauben und verstehen, soweit mir das möglich ist. Ich danke dir, dass du dafür auch mir Jesus geschenkt hast. Durch ihn höre ich dich. Durch ihn kann ich dir vertrauen. Durch ihn weiß ich mich von dir geliebt und kann dich wieder lieben. So wirst du mir wie gestern, so auch heute und morgen geben, womit ich bestehen kann, was auf mich zukommt. So gibst du mir die Kraft, auch für andere da zu sein. Du sprichst ja auf vielerlei Weise auch durch sie zu mir. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Hier das Kapitel 14 des Apostel Paulus über die Zungenrede im ersten Korintherbrief:
Zungenrede und prophetische Rede
1 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. 3 Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. 4 Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. 5 Ich möchte, dass ihr alle in Zungen reden könnt; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch redet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, auf dass die Gemeinde erbaut werde. 6 Nun aber, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre? 7 So verhält es sich auch mit leblosen Instrumenten, es sei eine Flöte oder eine Harfe: Wenn sie nicht unterschiedliche Töne von sich geben, wie kann man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird? 8 Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zur Schlacht rüsten? 9 So auch ihr: Wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden. 10 Es gibt vielerlei Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. 11 Wenn ich nun die Bedeutung der Sprache nicht kenne, werde ich ein Fremder sein für den, der redet, und der redet, wird für mich ein Fremder sein. 12 So auch ihr: Da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, dass ihr sie im Überfluss habt und so die Gemeinde erbaut. 13 Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne. 14 Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber mein Verstand bleibt ohne Frucht. 15 Wie soll es aber sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand. 16 Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst? 17 Dein Dankgebet mag schön sein; aber der andere wird nicht erbaut. 18 Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle. 19 Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen. 20 Liebe Brüder und Schwestern, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Bosheit geht; im Verstehen aber seid erwachsen. 21 Im Gesetz steht geschrieben: »Ich will in andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.« 22 Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. 23 Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen? 24 Wenn aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen überführt und von allen gerichtet; 25 was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist. 26 Wie ist es nun, Brüder und Schwestern? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! 27 Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus. 28 Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selber und für Gott. 29 Auch von den Propheten lasst zwei oder drei reden, und die andern lasst darüber urteilen. 30 Wenn aber einem andern, der dabeisitzt, eine Offenbarung zuteilwird, so schweige der Erste. 31 Ihr könnt alle prophetisch reden, doch einer nach dem andern, damit alle lernen und alle ermahnt werden. 32 Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. 33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. .... 37 Wenn einer meint, er sei ein Prophet oder vom Geist erfüllt, der erkenne, dass es des Herrn Gebot ist, was ich euch schreibe. 38 Wer aber das nicht erkennt, wird nicht erkannt. 39 Darum, liebe Brüder, bemüht euch um die prophetische Rede und wehrt nicht der Zungenrede. 40 Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen.
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„Gott ist ein Gott des Friedens“. Das ist für mich die zentrale Botschaft beim Gedenken an Hiroshima heute vor 80 Jahren.
*************************************************** 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen. *************************************************** Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert. ***************************************************
An den Gott des Friedens glaube ich auch ! Trotz aller Widrigkeiten.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für diese Auslegung und das Gebet
Guten morgen lieber Herr Löhr vielen Dank das Sie eine Auslegung ins Netz gestellt haben ich kann schon seit vielen Jahren Zungenreden auch wenn ich nicht verstehe was ich sage ich spreche sie überwiegend lautlos für Menschen und Situationen wo ich nicht weiß was ich beten soll ihnen und ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenVielen lieben Dank für diese Auslegung. Ich wünsche allen einen gesegneten, friedvollen Tag!🙏
AntwortenLöschenAls ich das von China las, dachte ich mir: Unser Herrgott muss vor die Tür von vielen in Deutschland und Buddha muss rein. Yoga (Anbetungsformen) ist schick und so könnte man weiter machen.
AntwortenLöschenSelbst Gemeinden beugen sich dem, damit wieder beachtet werden.
Lieber Herr Jesus, vergib uns. AMEN