Losung: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der
HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft
und Hoffnung. Jeremia 29,11
Lehrtext: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden
gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke
nicht und fürchte sich nicht. Johannes 14,27
Liebe Leserin, lieber Leser,
habe ich vielleicht nach Luft geschnappt, als ich wieder an
der Wasseroberfläche war. Aber ich war auch ein wenig stolz, dass ich mich
damals getraut hatte, durch den Unterwassertunnel ohne Atemgerät zu tauchen. Es
war sowas wie eine kleine Mutprobe für mich. Natürlich hatte ich vorher den
Ausgang erkundet, ob er auch groß genug ist, dass ich da hindurch tauchen kann.
Aber ein bisschen unheimlich war es mir dann schon, in die dunkle Höhle hinab zu
tauchen und hindurch zu schwimmen. Immerhin fiel Licht vom Tunnelende auf den
Grund und wies mir den Weg. Ohne dieses Licht, wäre ich da nie und nimmer
hineingetaucht.
Tunnels sind in unserer Sprache Gleichnisse für schwere
Zeiten in einem Menschenleben. Darum sprechen wir auch vom „Licht am Ende des
Tunnels“, wenn sich abzeichnet, dass eine Leidenszeit zu Ende geht. Doch im
Unterschied zu meinem kleinen Unterwassertunnel musst du in den einen oder
anderen Schicksalstunnel, ohne zunächst das Licht am anderen Ende zu sehen. Und
gerade die Ungewissheit ob und wann die harte Zeit wieder zu Ende geht, macht
das Leiden oft so schwer erträglich.
Da muss z.B. jemand mit einer Entzündung im Bein ins
Krankenhaus. Aber die Ärzte kriegen das Problem nicht in den Griff.
Medikamente, ja selbst Operationen bringen keine Besserung. Nach kleinen
Aufwärtstrends geht es danach nur umso tiefer hinab. Wochen um Wochen, Monate
um Monate vergehen. »Werde ich jemals das Krankenhaus wieder verlassen können?
Werde ich jemals wieder laufen können?« Immer wieder und wieder bohrt diese
Frage und bereitet einem schlaflose Nächte. Und man hadert mit seinem Gott,
weil er doch die Gebet nicht erhört hat und läuft Gefahr, vom Glauben
abzufallen. Doch dann, eines Tages, ganz plötzlich und letztlich auch
unerklärlich geht die Entzündung zurück und du siehst „Licht am Ende des
Tunnels“, siehst den Tag deiner Genesung kommen.
Als wir in den Tagen nach Pfingsten im Urlaub waren, sind
wir auf dem Weg in den Süden durch manchen Tunnel gefahren. Wenn er etwas
länger ist, siehst du zunächst kein Licht am anderen Ende. Und trotzdem fährt
man auf der Autobahn mit 100 Stundenkilometern in den Tunnel hinein und verlässt sich
darauf, dass er auch einen Ausgang hat und der Weg weitergeht. Wohl jeder hier
verlässt sich auf die Tunnelbauer in den Alpenländern. Aber verlässt du dich
auch auf den Tunnelbauer in deinem Leben? Auf Gott, von dem es doch in der
Bibel heißt: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s gut
machen«? Oder im heutigen Deutsch: Vertraue auf Gott, dass er dich den rechten
Weg durchs Leben führt bis zu einem guten Ende.
Als unsere Kinder klein waren, war es für
sie immer aufregend, durch Tunnel zu fahren. Es soll aber auch Menschen geben,
die sich davor fürchten oder zumindest ein ungutes Gefühl dabei haben. Wenn
aber dann ein Tunnel mehrere Kilometer lang ist, bin ich auch froh,
wenn ich den ersten Schein des Tageslichts an den Tunnelwänden sehe. Dann ist es immer ein schönes Gefühl, endlich wieder im Freien zu sein und Vollgas geben zu
können.
Die Geschichte, aus der die heutige Tageslosung stammt,
erzählt davon, dass die Israeliten vor zweieinhalb 1000 Jahren im Exil in
Babylon fest steckten wie in einem finsteren Tunnel. Sie wussten nicht, ob sie
da jemals wieder herauskommen würden. Jahr um Jahr verging. Jahrzehnt um
Jahrzehnt. Nichts änderte sich. Da schrieb ihnen der Prophet Jeremia ein paar Zeilen, die auch für
jeden von uns, der in einer langwierigen Krise steckt, gelten: »Hört
nicht auf zu leben, auch wenn ihr fern von der Heimat gefangen seid. Macht aus
eurer Situation das Beste. Freut euch an den kleinen Dingen des Lebens. Feiert
trotzdem eure Feste. Und vertraut in alledem weiter auf Gott.« (Jeremia 29,5-7)
Damals wie heute sind Menschen geneigt, nur auf das zu
starren, was in ihrem Leben nicht gut ist und alles davon überschatten zu
lassen. Aber auch, wenn du z.B. einen lieben Menschen verloren hast und in
Trauer lebst, geht das Leben doch weiter, blühen die Blumen, reift das Korn,
glitzert der Reif an den Ästen und sprießt im Frühling neues Grün aus dem Boden.
Und mit den Jahreszeiten kommen Familienfeste und wird es Weihnachten und
Ostern. Und gleichzeitig, mitten in der Trauer, geschehen doch auch so viele
schöne und gute Dinge, die dir wieder neuen Lebensmut geben: da denken Menschen
an dich und halten Kontakt, da werden Enkelkinder geboren oder feiern
Konfirmation, da freust du dich an einem Haustier oder an der Musik oder an
einem Buch oder an einer Fernsehserie. Und nicht zuletzt bekommst du immer
wieder neue Kraft aus einem Gebet oder einem Lied.
Ja, das Leben geht weiter, auch wenn man noch im finsteren
Tal wandert, auch wenn man noch im Tunnel fest steckt. Da ist es dann umso
wichtiger, die Hoffnung nicht zu verlieren und fest daran zu glauben, dass Gott
das Schicksal wenden wird. Und deshalb ließ Gott den Propheten Jeremia eine
Botschaft an die Gefangenen nach Babylon schreiben und diese Botschaft, unser
heutiges Losungswort, gilt jetzt dir. Darin heißt es: »Ich weiß wohl, was ich
für Gedanken über dich habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht
des Leides, dass ich dir gebe Zukunft und Hoffnung.« Es wird wieder hell in
deinem Leben, heißt das. Gott, der das Licht erschaffen hat, vertreibt die
Schatten über deinem Leben.
Soweit, so schön. Aber nun kommt etwas ganz Entscheidendes
hinzu. Der Glaube, dass Gott aus dem Tunnel wieder heraus führt, hat damit zu
tun, dass er dich da auch hinein geführt hat. manchen Tunnel haben wir uns durch falsche Entscheidungen, Fehler oder eigene Schuld selbst gegraben. Da schickt er uns dann hinein, führt uns aber auch hindurch. Bei manchem Schicksalstunnel, in den wir hinein müssen, wissen wir den Grund nicht. Gott allein weiß warum. Und er allein weiß auch, welchen Sinn ein schweres Schicksal hat. So war auch den Israeliten damals klar: Hinter
den babylonischen Eroberern, die uns aus unserer Heimat vertrieben und ins Exil
geführt hatten, steht Gott selbst. Mit ihm haben wir es in erster Linie zu tun
und nicht mit dem König von Babylon.
Liebe Leserin, lieber Leser, vergessen wir nicht: Er hält
die Geschicke der Völker in seiner Hand und auch dein kleines
Menschenschicksal. Er kennt die Wege und finsteren Täler und Tunnels im Gebirge
der Zeit. Er weiß, was wir nicht wissen, wozu der Weg gut ist, den wir gerade
gehen vor allem, wenn es ein schwerer Weg ist. Keiner kann auf seinem Lebensweg
immer nur auf den Gipfeln spazieren. Jeder muss in sein finsteres Tal hinab,
jeder muss in den einen oder anderen dunklen Tunnel hinein und hindurch,
damit es am anderen Ende wieder weitergeht.
Immer wieder tauchen Situationen auf, von denen ich weiß,
dass ich da durch muss, wenn es mit mir weitergehen soll. Ich muss durch die
Schule, durch die Ausbildung und durch die Prüfung hindurch, wenn ich nachher
mal einen anständigen Beruf haben will. Ich muss durch die Zeit der Krankheit
hindurch, wenn ich wieder gesund werden will. Ich muss durch die Zeit der
Trauer hindurch, damit die Lebensfreude wieder zurückkommen kann. Und manchmal
muss ich einfach nur durch den heutigen Tag hindurch kommen, damit es mir am
nächsten wieder besser geht.
Das ist leichter gesagt als getan. Aber dafür haben wir doch
unseren Glauben, damit wir das schaffen. Dafür vertrauen wir ja auf unseren
Gott, der von sich im Losungswort sinngemäß sagt: „Ich habe vor, dir Frieden zu
geben und das Leid zu nehmen. Ich lasse dich auf eine gute Zukunft hoffen. Ich
bin dein Licht am Ende des Schicksalstunnels und ich werde dich dieses Licht
sehen lassen. Bete und ich will dich erhören. Suche mich von ganzem Herzen und
ich will mich von dir finden lassen.“ (Jeremia 29,12+13)
Jeder von uns, der auf natürliche Weise geboren wurde, hat
am Anfang seines Lebens eine prägende Tunnel-Erfahrung gemacht: Da musstest du
unter Todesangst aus dem Mutterleib heraus und durch den engen und finsteren
Geburtskanal hindurch bis du das Licht der Welt erblicken konntest. Diese
Erfahrung steht ganz am Anfang deines Lebens: Ja, es gibt ein Licht am Ende des
Tunnels. Und ich hoffe, dass jeder von uns auch die andere Erfahrung macht, von
der diejenigen berichten, die schon einmal eine Nahtod-Erfahrung hatten. Die
meisten von ihnen erzählen, dass sie an der Grenze zwischen Leben und Tod plötzlich
ein helles Licht sahen und ein unbeschreibliches Gefühl des Friedens, der
Freude und Glückseligkeit hatten. Das ist es, was ich euch und mir wünsche,
dass dann, wenn wir ein letztes Mal durch ein finsteres Tal und einen dunklen
Tunnel müssen, ein strahlendes Licht auf uns wartet, das Antlitz Jesu, das über
uns leuchtet, der Morgenschein der Ewigkeit. Amen
Gebet: Herr, ich bitte dich nicht, dass du mir
auf meinem Lebensweg das finstere Tal ersparst und auch nicht den Tunnel des
Leids. Aber darum bitte ich dich, dass du mitgehst und mich wieder ans Licht
bringst, jetzt, in der Zeit und einmal in der Ewigkeit. Ich verlasse mich
darauf, dass du mein Gebet erhörst. Das gibt mir den Frieden, den mir nur du
geben kannst. Amen
Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!
Hans Löhr
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