Lehrtext: Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Lukas 19,5-6
Liebe Leserin, lieber Leser,
Nein, das geht nicht – einen Menschen aus der Gemeinschaft ausstoßen, weil er sich nicht anpassen kann oder will. Und mit „ausstoßen“ meine ich: Abstand zu ihm halten, ihn nicht teilhaben lassen am Leben der anderen.
Natürlich ist das manchmal verständlich, wenn man sich über sein Verhalten ärgert oder gar erbittert ist. Und wenn schon Politik und Justiz untätig bleiben – wie im Fall des Zachäus –, dann möchte man mit einem solchen Menschen erst recht keinen Umgang mehr haben.
Ja, verständlich ist das schon – für die Unbescholtenen und Gerechten, und darum nur allzu oft Selbstgerechten. Für solche wie mich.
Für Jesus nicht.
Er bleibt nicht auf Abstand. Er geht zu denen, die man meidet, zu denen, die man nicht leiden kann. Er sucht ihre Gemeinschaft und durchbricht ihre Isolation. Er kommt nicht, um einen Menschen bloßzustellen oder zu beschuldigen, und schon gar nicht, um ihn zu bestrafen. Er kommt, um den Bruch zu heilen und den Isolierten zurückzuholen in die Gemeinschaft.
Er zeigt damit: Jeder Mensch braucht Menschlichkeit – einfach, weil er ein Mensch ist, dessen Würde nicht verletzt werden darf. Einfach, weil er ein Geschöpf und Kind Gottes ist. Auch wenn er wegen schwerster Verbrechen im Gefängnis sitzt.
Darum gibt es in unserem Land die Gefängnisseelsorge. Darum hat jeder Gefangene das Recht auf menschenwürdige Behandlung. Denn wer die Menschenwürde eines anderen nicht achtet, beschädigt seine eigene.
Gott sei Dank hat Jesus mit seinem Verhalten ein Beispiel gegeben, wie Gott ist – zu mir und zu dir. Und wie wir sein sollen und können gegenüber denen, die schwer erträglich sind.
Und wenn wir damit scheitern, soll das keine Ausrede sein, sondern Grund, es wieder zu versuchen. Wie oft? Siebenmal? Das ist schon viel. Jesus sagt: siebenmal siebzigmal – also immer. Was für eine Zumutung!
Dass Jesus auf Zachäus zuging, mit ihm redete und mit ihm aß, hat diesen verändert.
Im Gespräch bleiben, versöhnlich und freundlich sein – das sind wirksame Mittel, um zu heilen, was zerbrochen und zerrissen ist, auch im persönlichen Bereich: unter Freunden, in der Familie und Partnerschaft. Das ermöglicht auch Geschiedenen, sich wieder in die Augen schauen zu können.
Stimmt, dazu gehören immer zwei. Aber einer muss den Anfang machen – auch in politischen und militärischen Konflikten. Einer muss besonnen und geduldig bleiben, bereit zum Gespräch und zum Kompromiss. Sonst, liebe Leserin, lieber Leser – sonst verhärten die Fronten noch mehr und die Risse werden tiefer.
Und wenn der andere nicht reagiert? Dann muss ich trotzdem die Tür offenhalten und die Hand ausstrecken – siebenmal siebzigmal.
Gebet:
Du weißt, warum ich so bin, wie ich bin. Dir kann ich mein Herz ausschütten.
Du kannst die Welt mit meinen Augen sehen und verstehst, was ich fühle und denke.
Lass mich meine Mitmenschen auch mit deinen Augen sehen, dass ich mich einfühlen kann in ihre innere Not, meine Vorurteile überwinde und das lösende Wort finde.
Amen.
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt.
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Herzlichen Dank für diese Auslegung und das Gebet.
AntwortenLöschenIhnen lieber Herr Löhr , Ihrer Familie und Ihren Lesern wünsche ich gesegnete Tage .
Lieber Herr Löhr vielen Dank für die Auslegung und besonders für das Gebet das bete ich gerne für mich das ich andere annehmen kann so wie sie sind, in meiner Familie werde ich oft ausgeschlossen gehöre nicht dazu gefühlt die anderen merken es nicht wenn ich darüber rede ernte ich Unverständnis aber ich möchte sie annehmen immer wieder auf sie zugehen für sie beten ihnen und ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschen❤️lichen Dank für diese Auslegung Hr. Löhr!
AntwortenLöschenGottes Segen Ihnen und Ihrer Familie
Vielen Dank, dass Sie auch heute wieder Ihre Gedanken mit uns teilen.
AntwortenLöschenDie Hand ausstrecken, versöhnlich bleiben, das ist wirklich schwer und doch das Einzige , was hilft und etwas verändert!
Ich wünsche uns allen, das wir uns darin üben, einen gesegneten Tag!
Vielen Dank lieber Herr Löhr für Ihre zum Nachdenken anregenden Worte. Sie machen mir Mut zum Handeln.
AntwortenLöschenWünsche Ihnen eine gute Restwoche und Gottes Schutz und Segen.
Herzlchste Grüße
Danke für die logischen, einsichtigen Worte. Eben MENSCH(LICH) bleiben.
AntwortenLöschenLieber Vater, mach mich bereit, allen zu vergeben mit denen ich uneins bin. Bitte hilf mir auch heute weiter durch meine Schwierigkeiten. Ich wünsche allen einen gesegneten und behüteten Mittwoch.
AntwortenLöschenLieber Pfarrer Löhr, mit jeder gelesenen Bibelauslegung von Ihnen verändert sich meine Sicht auf mich, meine Mitmenschen und unser gemeinsames Dasein. Dadurch habe ich mich schon in einigen Dingen stärker geübt. Siebenmal siebzig werde ich wohl nicht mehr schaffen, dafür habe wahrscheinlich zu spät angefangen. Aber ich will mich weiter darin üben.
AntwortenLöschenIch danke Ihnen sehr für all ihre Weghinweise!
Herzliche Grüße und Segenswünsche an Sie und uns alle, Annelie
Vielen lieben Dank für Ihre wertvollen Worte und Gedanken. Bleiben Sie behütet und bewahrt in Jesus Christus unserem Herrn. 🙏🕯🕊🌈🙏
AntwortenLöschenDankeschön für Ihre Worte! Wenn nur alle so denken würden !!!
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