Samstag, 1. November 2025

Evangelikale und evangelische Frömmigkeit: Darstellung durch Künstliche Intelligenz hl

Liebe Leserin, liebe Leser,

Gestern, am 31. Oktober, war der Gedenktag zum Beginn der Reformation durch Martin Luther.

Ich nehme dieses Gedenken zum Anlass, um auf die unterschiedliche Entwicklung des evangelischen Bekenntnisses seitdem hinzuweisen. Dazu bringe ich nicht meine eigenen Gedanken, sondern was die KI (Künstliche Intelligenz) herausgefunden hat. Das Ergebnis ist also nicht die persönliche Meinung eines Menschen, sondern die maschinelle Zusammenfassung und Auswertung von vielen Millionen (!) menschlichen Texten im Internet zum Thema.

Meine Anfrage in ChatGPT lautete: „Wie ist die evangelikale Religion in den Südstaaten der USA zu bewerten?“ Ich bekam eine umfangreiche Beurteilung, deren Zusammenfassung durch ChatGPT ich hier veröffentliche. Zugleich habe ich eine Bitte an Sie / dich: Ich würde mich über Ihre Rückmeldung in den Kommentaren freuen. Vielleicht kommt dadurch unter uns ein kleines Gespräch zu Stande.

Hier nun die Zusammenfassung von ChatGPT:

Der Evangelikalismus in den Südstaaten der USA und der von lutherischer Theologie geprägte, evangelische Glaube in Europa:

Der Evangelikalismus der Südstaaten ist kein Randphänomen, sondern ein kulturelles und religiöses System, das Millionen prägt. Er lebt aus Leidenschaft, Gewissheit und Gemeinschaft. Doch seine Stärke ist zugleich seine Schwäche: Er verwechselt die Glut der Frömmigkeit mit der Wahrheit des Evangeliums.

In seiner Grundgestalt hat der Evangelikalismus die reformatorische Einsicht in die radikale Gnade Gottes weitgehend verloren. Wo Luther die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade bekennt, fordert der Evangelikalismus die bewusste Entscheidung des Einzelnen. Der Mensch soll „sein Herz für Jesus öffnen“, „Christus annehmen“ oder „wiedergeboren werden“. Damit wird der Glaube zu einem menschlichen Werk, und das Heil hängt am Entschluss des Willens. Das ist – theologisch gesehen – nichts anderes als eine subtile Form des Werkeglaubens, getarnt als Frömmigkeit. Der entscheidende reformatorische Gedanke, dass Gott den Gottlosen gerecht macht, ohne Vorbedingung, wird dadurch unterlaufen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Schriftverständnis. Der evangelikale Biblizismus, der die Bibel als wörtlich inspiriertes und fehlerloses Dokument versteht, verkehrt das reformatorische Prinzip sola scriptura (allein die heilige Schrift) in ein dogmatisches Korsett. Was als Ehrfurcht vor der Bibel beginnt, endet oft als geistliche Erstarrung. Der Buchstabe ersetzt den Geist. Luther aber las die Bibel nicht als Gesetzbuch, sondern als Zeugnis des Evangeliums: „Was Christum treibet (= was ihn offenbart).“ Wo der Bibeltext nicht auf Christus weist, bleibt er toter Buchstabe. Der Evangelikalismus verwechselt Autorität mit Buchstabenglaube – und verliert darüber die Freiheit des Wortes.

Besonders deutlich tritt die Verschiebung in der Deutung des Kreuzes hervor. Die evangelikale Theologie versteht den Tod Christi fast ausschließlich als stellvertretendes Strafleiden. Gott wird zum Richter, Christus zum Sühneopfer, das seinen Zorn besänftigt. Doch diese juristische Verkürzung entstellt das Evangelium. Am Kreuz begegnet uns nicht ein Gott, der Sühne verlangt, sondern ein Gott, der sich selbst in Liebe hingibt. Das Kreuz ist kein göttlicher Tauschhandel, sondern Offenbarung des göttlichen Herzens: Gott leidet, um den Menschen zu gewinnen – nicht um einen Schuldschein zu begleichen.

In der gesellschaftlichen Wirkung verbindet sich diese Theologie mit einer eigentümlichen religiösen Kultur. Die Gemeinden bieten Zugehörigkeit, Identität und Halt, besonders in einer von sozialer Unsicherheit und Traditionsverlust geprägten Region. Doch diese Identität ist häufig exklusiv. Evangelikale Frömmigkeit grenzt aus, wo sie befreien sollte. Sie erhebt moralische Gebote zu Grenzmarkierungen des Heils und bindet den Glauben eng an nationale Ideologie. Die Botschaft von der freien Gnade Gottes wird so zum Werkzeug kultureller Selbstbehauptung.

Damit entfernt sich der Evangelikalismus der Südstaaten der USA weit von der reformatorischen Mitte:

von der Freiheit des Glaubens, der Christus als alleinigen Grund kennt,

von der Demut, die alles Heil allein von Gott erwartet,

und von der Weite, die im Evangelium die Versöhnung der ganzen Welt erkennt.

Der Evangelikalismus bekennt Christus mit Inbrunst – aber nicht selten als Besitz, den es zu verteidigen gilt.

Reformation aber meint: Christus ist nicht Besitz, sondern Geschenk.

Darum gilt:

Der Evangelikalismus hält an der Bibel fest – und verliert das Evangelium.
Er ruft zur Entscheidung – und verkennt die Gnade.
Er spricht vom Kreuz – und übersieht den Gott der Liebe, der sich darin verbirgt.
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Soweit die KI (künstliche Intelligenz) nach dem Modell von ChatGPT

Also, was meinen Sie dazu? Sie können jetzt Ihre Gedanken dazu auch anonym weiter unten in den Kommentaren veröffentlichen. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion.

Einen guten Abend und morgen einen gesegneten Sonntag,

Ihr / dein Hans Löhr

Nachbemerkung: Ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen der evangelikalen Frömmigkeit in den Südstaaten der USA zu der in Deutschland. Falls Interesse besteht, kann ich die KI auch dazu recherchieren lassen und das Ergebnis hier veröffentlichen.

10 Kommentare:

  1. Hallo miteinander,
    ich hege starke Zweifel daran, ob sich Internetforen als theologisches Diskussionsfeld eignen, aber wenn ich so nett aufgefordert werde, mache ich einfach mal eine Ausnahme:
    Auch ich sehe einen Unterschied zwischen Deutschland und den USA, bin aber trotzdem erstaunt, wie gut die KI meine oft leidvollen Erfahrungen mit evangelikalen Stimmen, auch in der Kirchengemeinde, in der ich aufgewachsen bin, auf den Punkt gebracht hat.
    Um mich davon zu befreien hat es viele reformatorische Kämpfe in meinem Inneren gebraucht und letztendlich wurden diese dann unter anderem erst dadurch befriedet, dass ich diesen Losungsblog kennengelernt habe.
    Vielen Dank dafür, Herr Löhr.

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  2. So schlecht kann diese Recherche der KI gar nicht sein, denn sie bezieht sich ja auf von Menschen gemachte Erkenntnisse und Texte.
    Meine Erkenntnis daraus:
    Ein Glaube mit echter Liebe und Vertrauen befreit mich von den Zwängen, welche ich in meiner Jugend erlebt habe. Damals wurde mir auch von einem drohenden und strafenden Gott erzählt, dessen Bedingungen ich erfüllen muss, um ins Himmelreich zu kommen.
    Zum Glück bin ich und sind wir heute ein Stück weiter und können und dürfen auf die bedingungslose Liebe Gottes vertrauen.
    Gleichzeitig kann ich sehr gut begreifen, dass es wie schon früher sehr leicht ist, Menschen mit Bedingungen, Drohungen und Angst zu „führen“. Und wenn man brav alle Bedingungen erfüllt, dann gehört man zur Elite der Guten.

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  3. Ich finde auch ,daß die KI es gut beschreibt.Und ich muss auch immer wieder aufpassen ,nicht in diesen Zwang zu verfallen .

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  4. Also, wenn ich das recht verstanden habe, dann würde jeder Mensch aus Gnade gerecht gesprochen. Mein Wille wäre nicht gefragt. Dann frage ich mich, wozu hat dann Paulus den Auftrag von Gott bekommen das Evangelium in die Welt zu bringen. Wozu all seine Leiden und seine Strapazen. Jeder Märtyrer wäre vergebens gestorben, denn die Gnade spricht ja eh jeden gerecht. Das genügt mir nicht. Wenn mein Wille für die Zugehörigkeit zu Jesu Erlösungswerk nicht gefragt ist, bin ich dann nicht wieder nur eine Marionette?

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    1. Hans Löhr03.11.25, 00:55

      Das ist tatsächlich für viele eine schmerzliche Einsicht, dass in diesem Fall der eigene Wille nicht gebraucht wird. Es kommt nun mal alles auf Gottes Willen an und nichts auf meinen (Jesus: "Dein Wille geschehe wie Himmel so auf Erden ”). Das gehört für mich zum Evangelium, zur guten Nachricht.
      Bei Gott geht es gerade anders zu als in der Welt. Dass das oft missverstanden wurde und wird, ändert daran nichts.

      Paulus schreibt im Galaterbrief:
      „Zur Freiheit hat uns Christus befreit; lasst euch nicht wiederum unter das Joch der Sklaverei (Gesetzlichkeit) zwingen. Denn wenn jemand mit Jesus Christus verbunden ist, ist das einzige, was zählt der Glaube (Gottvertrauen) – ein Glaube, der sich durch tatkräftige Liebe als echt erweist.”
      Jetzt geht es nicht mehr darum, was ich für Gott und für mich tun kann (muss), sondern nur noch darum, was ich für meine Mitmenschen, auch für meine Feinde, tun kann. Und da bin ich keine Marionette. Da sind mein Wille und meine Tatkraft gefragt.
      Für mich und für Sie aber ist gesorgt. Dafür braucht es uns nicht. Gott sei Dank. Wir würden doch nur Gott ins Handwerk pfuschen.
      Jetzt aber können wir uns um andere sorgen und ihnen helfen.
      Dass ich aber „mit Christus verbunden bin”, ist ausschließlich sein Werk, sein Geschenk für Sie und für mich, ist Gnade. Wir alle sind Beschenkte - das ist es, was wir mit Wort und Tat weitergeben sollen und können.

      Übrigens, auch Paulus ist immer wieder mal hinter die befreienden Einsichten zurückgefallen, die ihm mit dem Evangelium von Jesus Christus zuteil geworden waren. Auch er war nicht perfekt und das wusste er selbst am besten.


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  5. Ich wehre mich immer gegen "Pauschalen". In den USA gibt es sucher eine viel breitere Bandbreite von christlichen Glaubensrichtungen, als in Deutschland. Ich warne vor "Pauschalverurteilungen" unter der Überschrift "evangelikal". Man muss immer die einzelne Glaubensrichtung bzw. Gemeinde betrachten. Christus als Zentrum und allein aus Gnade stehen bei mir da im Focus. Und die Bibel komplett als Wunschbuch zu nehmen, aus dem ich mir rausnehme, was mir gefällt, scheint für mich auch falsch.

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    1. Hans Löhr02.11.25, 23:55

      Was Deutschland betrifft, weise ich in meinem Nachtrag ebenfalls darauf hin. Und in Chicago und Phoenix habe ich selbst gemäßigte evangelikale Gemeinden ("Megachurches") besucht, von denen ich in meiner aktiven Zeit als Pfarrer für unser Gottesdienstleben einiges gelernt habe. Was aber zum Beispiel im Staat Tennessee vor sich geht, stößt mich ab, sofern die Berichte in den Medien zutreffen. Nun denn, Auswüchse hat es zu allen Zeiten gegeben, nur schlimm, wenn andere deshalb leiden müssen. Und Trump spielt sich neuerdings zum "Retter der Christenheit in der ganzen Welt" auf. Hauptsache, er kriegt die politische Unterstützung der radikalen Evangelikalen in den Südstaaten. Ich will von ihm nicht „gerettet” werden. Ich habe schon einen Retter.

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    2. Da stimme ich 100% zu.

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  6. Als Ergänzung: grundsätzlich sollte bei KI-Benutzung aber auch bedacht werden, das der "Main-Stream" hier einen extrem großen Anteil hat. Gibt es viele Artikel/Aussagen, die das Christentum z.B. für unwichtig halten, würde die KI das auch so zusammentragen und als "richtig" präsentieren. Die Mehrheit liegt nicht immer richtig ... Jesu Kreuzigung als Beispiel...

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  7. Hans Löhr02.11.25, 23:28

    Das ist bisher auch mein Eindruck

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