Losung: Ich will mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen; denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht Gott der HERR. Hesekiel 39,29
Lehrtext: Der Geist selbst
gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Römer 8,16
Liebe Leserin, lieber Leser,
woran denkst du, wenn es am Schluss eines Gottesdienstes beim Segen heißt »Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir“? (4. Mose 6,25) Wer schaut dich da freundlich an? Gott, wie ihn Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle gemalt hat oder wie du ihn von anderen Kunstwerken kennst? Ich denke an Jesus Christus, von dem es im ersten Brief an die Christen in Kolossae heißt: »Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes« (Kolosser 1,15). Gott, so bekennen es Christen von Anfang an, zeigt sich in seinem Sohn, im Kind in der Krippe, im Mann am Kreuz.
Doch er zeigt sich nicht äußerlich, nicht mit einer bestimmten Haar- und Barttracht. Er zeigt sein Wesen, indem er dich und mich freundlich anblickt, also liebevoll zugewandt und nicht hochmütig, nicht desinteressiert, streng, zornig oder wie auch immer. Sooft du am Schluss des Gottesdienstes gesegnet wirst, ist es dieses Bild, das du mit nach Hause nehmen sollst: Das freundliche Angesicht von Jesus Christus, das Ebenbild Gottes (Losung). Trage es in dir!
Zufall oder Rumpelstilzchen?
Auch wenn du zu Gott betest, wenn du an ihn denkst, wenn du von ihm sprichst, so ist es dieser Gott, der dich in Jesus freundlich ansieht. Einen anderen kenne ich nicht. Immer ist es der, von dem Jesus im Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ erzählt (Lukas 15,11-24), der sich über dich freut, weil du seine Tochter oder sein Sohn bist (Lehrtext).
Wirklich? Ja schon. Denn wer oder was wärst du denn sonst für ihn? Wer sonst hätte dich gewollt und geschaffen, gesegnet, behütet und geliebt? Der Gott „Zufall“? Der Gott „Rumpelstilzchen“? Der menschenfressende Gott „Moloch“? Oder das pure Nichts?
Neulich schrieb mir ein Freund, er sei
Agnostiker, also jemand, dem Gott egal sei, weshalb er sich mit ihm nicht mehr
beschäftige. Wer blickt ihn freundlich an, wenn er schlafen geht und das Licht
aus ist? Wenn er Probleme mit anderen hat? Wenn er einsam und am Ende ist? Und
wer blickt dich in solchen Fällen an?
Einmal wird die Tür der Zeit hinter mir ins Schloss fallen und ich werde vor
dem Tor der Ewigkeit stehen. Dann, so
glaube ich, wird der mir öffnen, dessen Angesicht Zeit meines Lebens über mir
geleuchtet hat und er wird freundlich sagen: „Willkommen daheim!“
Gebet: Herr, schon
immer blickst du mich freundlich an, von der Stunde meiner Geburt bis jetzt. Oft
habe ich das nicht bemerkt. Manchmal wollte ich es nicht wahrhaben. Doch jetzt
sehe ich dein Angesicht in deinem Ebenbild, in deinem Sohn Jesus, meinem Bruder und Herrn. Amen
Meins Herzens Kron, mein Freudensonn
sollst Du, Herr Jesu, bleiben;
lass mich doch nicht von Deinem Licht
durch Eitelkeit vertreiben;
bleib Du mein Preis, Dein Wort mich speis,
bleib Du mein Ehr, Dein Wort mich lehr,
an Dich stets fest zu glauben.
Wend von mir nicht Dein Angesicht,
lass mich im Kreuz nicht zagen;
weich nicht von mir, mein höchste Zier,
hilf mir mein Leiden tragen.
Hilf mir zur Freud nach diesem Leid;
hilf, dass ich mag nach dieser Klag
dort ewig Dir Lob sagen.
EG 346,4+5 .Text: Georg Weissel (*1590 †1635)
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans
Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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