A. Losung: Der HERR macht die Gefangenen frei. Psalm 146,7
B. Lehrtext: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Matthäus 5,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
frei! 69 Tage zwischen Angst und Hoffnung in mehr als 600 Metern Tiefe gingen glücklich zu Ende. Nie zuvor waren Bergleute so lange unter Tage gefangen. Zahllose Menschen haben weltweit an den Fernsehapparaten Tränen vergossen, als sie Zeugen wurden, wie ein Kumpel nach dem andern aus dem Gefängnis im Bauch des Berges befreit worden ist. Ebenso weltweit hatten zuvor Menschen für die Rettung der Kumpel gebetet und danken jetzt Gott, dass er die Gebete erhört hat.
Aber es gibt auch eine andere Sichtweise. Gestern stand auf Seite 3 der Süddeutschen Zeitung ein Artikel mit folgendem Satz: »Gerade bei der Rettung von Chile war es eben nicht göttliche Fügung, Es waren keine metaphysischen Wunder ...: Es war die menschliche Anstrengung, und es war ein unerschütterlicher Glaube – nicht an Gott, sondern an den Erfolg. Und somit an uns selbst.« (SZ, 15.10.2010, Seite 3).
Dem halte ich schlicht und einfach das Wort aus der heutigen Tageslosung entgegen : "Der Herr macht die Gefangenen frei." Unser Glaube verändert die Sicht auf die Welt und unser Leben radikal. Entweder sind wir Zufallsprodukte ohne besonderen Wert, die von den Zufällen des Lebens hin und her geworfen werden. Oder wir sind Gottes geliebte Geschöpfe, einzigartig und wertvoll nicht durch und aus uns selbst heraus, sondern weil wir uns nicht selbst gehören, sondern ihm.
Ich glaube – beweisen kann ich es nicht – dass Gott die Gefangenen in ihren Gefängnissen, wo auch immer sie sich befinden, nicht vergisst. Joseph, Jakobs Sohn, schmachtete 14 Jahre unschuldig im Gefängnis der Ägypter. Andere hätten vielleicht aufgegeben und Gott vergessen. Aber Joseph vertraute weiterhin auf ihn. Und schließlich wurde sein Vertrauen nicht enttäuscht. "Gib nie auf, niemals!" – Das ist ein Satz, den die Schüler der 4. Klasse bei mir lernen, wenn ich mit ihnen die Josephsgeschichte durchnehme.
Und auch heute sitzen nicht wenige im Gefängnis, weil sie sich für die Menschenrechte einsetzen, wie der diesjährige Träger des Friedensnobelpreises aus China Liu Xiaobo, oder weil sie an ihrem Glauben festhalten. Jesus nennt sie "selig" und sagt mit dem Bildwort "Himmelreich", dass sie zu Gott gehören. Wir können froh und dankbar sein, dass wir zur Zeit in Deutschland weder wegen unseres Glaubens noch wegen unseres Engagements für Menschenrechte, Frieden und Bewahrung der Schöpfung verfolgt und eingesperrt werden. Das war früher zur Zeit der Nazis und der DDR-Kommunisten anders. Das kann auch in Zukunft wieder anders werden, wenn der offensive Atheismus, wie er in jenem Artikel der Süddeutschen Zeitung vertreten wird, in Aggression und Verfolgung umschlägt. Beten wir, dass es nicht dazu kommt. Aber wundern wir uns nicht allzu sehr, wenn es doch geschieht.
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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