Kirchweihpredigt in Sommersdorf von Hans Löhr über Worte aus Psalm 84
Liebe Gemeinde,
hier in der Kirche ist der Ort, wo mal was anderes geschieht als sonst, wo du nicht immer nur das hörst, was du auch sonst hörst auf der Arbeit, im Fernsehen, unter Freunden. Hier ist der Ort, wo du mal zur Ruhe kommen kannst.
Denn sonst bist du ja mit anderen Sachen beschäftigt. An den Werktagen musst du Geld verdienen. Das musste ich bis zu meinem Ruhestand auch. Wenn es sich ergibt, schaust du gern Fußball. Ich auch. Du hörst gern Musik. Ich auch. Du siehst dir einen Krimi an. Pflegst Freundschaften. Liebst vielleicht die Natur. Da gibt es Sachen, über die du dich freust und andere, über die du dich ärgerst. Du bist zufrieden und enttäuscht. Streitest und versöhnt dich wieder. Hast deine Hobbys. Du isst auf der Kirchweih gern ein Schäufele und so weiter. Das alles mache ich auch. Du bist eben ein ganz normaler Mensch und ich hoffe, dass ich das auch bin.
Aber ab und zu muss man auch mal was anderes hören, als was man sonst hört. Also hören wir jetzt für die Kirchweihpredigt Bibelworte aus dem Psalm 84. Da heißt es:
BS: HERR, du allmächtiger Gott, wie liebe ich den Ort, wo du mir nahe bist!
Dieser Gott, liebe Freunde, ist der Schöpfer von Himmel und Erde und von dir und mir. Er ist nicht fern in irgendwelchen Galaxien weit weg im Weltall. Sein hebräischer Gottesname heißt auf Deutsch „IchBinDa!“. Wo du bist, da ist auch er. Er ist bei dir daheim und auf der Arbeit. Auf der Straße und in der Natur oder im Lichtblickgottesdienst in der Schule in Burgoberbach, der jetzt zeitgleich stattfindet. Wo du auch an ihn denkst, wo du auch zu ihm betest, da ist Gott. Aber seine Nähe kannst du in besonderer Weise hier spüren, in der Kirche, wo wir gemeinsam zu ihm beten, ihm Lieder singen und sein Wort hören.
BS: Herr, ich sehne mich danach, in deinen Tempel zu kommen, wo ich dich, den lebendigen Gott, mit frohem Herzen anbeten will.
Viele haben eine Scheu, zu einem Gottesdienst in die Kirche zu kommen. Vielleicht noch an Weihnachten, wo man unter vielen anderen ist. Aber sonst fühlen sich viele unbehaglich, weil sie da in der Regel keine Freunde und Bekannten treffen und weil das, was hier geschieht, altertümlich und fremdartig ist. Darum besuchen so viele unseren Lichtblickgottesdienst, weil man sich da in einem neutralen Raum trifft und nichts wissen und können muss, um mitfeiern zu können. Und dann hört man in der Kirche oft eine altertümliche Sprache und singt alte Lieder in einem zum Teil unverständlichen Deutsch. Das ist drüben in der Schule anders. Da singt man neue Lieder und hört die Bibel in einer modernen Übersetzung.
Und trotzdem, wer öfter hierher kommt, dem wird dieser Raum vertraut, der kennt sich mit dem Gottesdienst aus, der singt gern populäre alte Lieder, die schon unsere Vorfahren hier gesungen haben und dem wächst unsere Kirche hier ans Herz. Der kann tatsächlich nachsprechen, wie es im Psalm 84 heißt: „Ich sehne mich danach, in den Tempel, in die Kirche Gottes zu kommen.“
BS: Sogar die Schwalben haben hier ein Nest gebaut, – in der Nähe deines Altars ziehen sie ihre Jungen groß.
Letzten Sonntag hatte ich Vertretung in dem kleinen Ort Reuth. Das alte Dorfkirchlein ist bald 600 Jahre alt. Seitdem feiern die Bauern von Reuth dort ihren Gottesdienst. Und es kommen auch Besucher aus dem nahen Neuendettelsau, weil ihnen dieses Kirchlein so gut gefällt. Wegen des schönen Wetters hatte die Mesnerin die Kirchentür offen gelassen. Da flog eine Schwalbe herein und zwitscherte bei unserem ersten Lied mit. Vielleicht hatte sie einen Ort gesucht, wo sie ein vom Wetter geschütztes Nest bauen könnte. Aber dann ist sie doch wieder hinausgeflogen. Ich unterbrach den Gottesdienst kurz und erzählte den Menschen von diesem Vers aus unserem heutigen Psalm, dass Schwalben schon in Zeiten der Bibel im Tempel ihre Nester gebaut haben. Der Dichter von Psalm 84 nahm diese Beobachtung zum Anlass, sich ebenfalls im Gotteshaus wie zu Hause zu fühlen, sicher und geborgen.
BS: HERR, du bist mein Gott! Wie glücklich sind alle, die ihre Stärke in dir suchen, die gerne und voll Freude in dein Haus kommen.
Damals wie heute waren Menschen ausgelaugt von ihrer Arbeit, geschwächt von Krankheiten, kraftlos in ihrer Seele. Damals wie heute kamen und kommen sie in den Gottesdienst, um hier neue Energie zu tanken, um getröstet zu werden und neuen Lebensmut zu bekommen. Damals wie heute ist hier der Ort, wo du aufatmen kannst und wieder froh wirst in Gottes Nähe. Damals wie heute stimmt, was das Psalmwort sagt, dass Menschen gern und voll Freude ins Gotteshaus kommen.
BS: Wenn sie durch‘s Tal der Tränen gehen, wird der Gottesdienst für sie zu einem Ort belebender Quellen. So bekommen sie immer wieder neue Kraft.
Auch heute sind hier unterschiedliche Menschen in unterschiedlicher Verfassung. Manchen geht es zur Zeit ganz gut. Andere plagen sich mit ihren Sorgen ab. Wieder andere kämpfen mit Ängsten. Manche sind da, weil sie dankbar sind. Andere, weil sie etwas auf dem Herzen haben, worum sie Gott bitten möchten. Manche hier sind heute, am Kirchweihsonntag, fröhlich gestimmt und freuen sich schon auf das Kirchweihbier im Anschluss. Andere tragen schwer an ihrem Leid und sind traurig. Ich weiß nicht, wie es dir jetzt geht. Damals wie heute mussten und müssen Menschen durchs Tal der Tränen gehen. Damals wie heute machen sie die Erfahrung, dass der Gottesdienst hier für sie eine belebende Quelle ist, aus der sie neue Kraft schöpfen. Denn hier bekommen sie die Zusage, dass Gott auch im finsteren Tal mitgeht und die Lasten mitträgt, die einer tragen muss.
BS: Denn du, Gott, bist für uns alle Sonne und Schutz. Jeder ist zu beglückwünschen, der auf dich vertraut.
Das haben Menschen schon vor 2500 Jahren gesagt und das sage ich auch heute wieder: ‚Du, Gott, bist für uns alle Sonne und Schutz.‘ Denn er lässt über allen seine Sonne scheinen, sagt Jesus. Und so schenkt er auch allen seine Liebe. Er hält seine schützende und segnende Hand über dich vom Tag deiner Geburt an bis zu diesem Augenblick. Denn ohne Gottes Willen und Segen gäbe es dich nicht. Und ohne seinen Schutz hättest du bis heute nicht überlebt. Das alles hat Gott bisher getan, für dich und für mich. Darum vertraue ich darauf, dass er das auch heute und morgen tun wird. Und ich lade dich aufs Neue dazu ein, ihm ebenfalls zu vertrauen.
Wir feiern heute wieder Kirchweih, weil die Kirche seit Jahrhunderten für dieses Dorf und die Dörfer, die zur Gemeinde gehören eine große Bedeutung hat. Viele von euch sind hier getauft, konfirmiert oder getraut worden. Viele haben hier Weihnachten gefeiert, manche auch die Osternacht. Manche kommen gern hierher, weil ihnen ein Gottesdienst gut tut. Viele gehen nicht gern in die Kirche, weil für sie das alles zu ungewohnt ist. Für sie verhält es sich mit der Kirche wie mit der Feuerwehr, die auch heuer wieder das Kirchweihfest ausrichtet: Man ist froh, wenn man sie nicht braucht. Aber man ist auch froh, dass es sie gibt, wenn man sie mal braucht.
Natürlich wünsche ich mir, dass der eine oder andere, der selten hierher kommt, für sich entdeckt, wie gut ihm ein Gottesdienst tun kann, wie sehr er das Leben bereichert. Aber ich mache niemandem einen Vorwurf, der damit nichts anfangen kann. Es liegt ja nicht zuletzt auch an uns Pfarrern, ob es uns gelingt, Lust auf den Gottesdienst zu machen. Und darum sage ich zum Schluss: Probiert es einfach mal aus. Lasst euch darauf ein, was hier geschieht. Lasst es auf euch wirken und öffnet euch für Gott, wie er in Jesus zu uns kommt. Denn niemand liebt euch so wie er. Und wenn ihr hier mit dem alten Kirchengebäude und dem traditionellen Gottesdienst wenig anfangen könnt, dann probiert es mal mit dem Lichtblickgottesdienst in der Schule in Burgoberbach. Bevor ihr nein sagt, solltet ihr es wenigstens mal versucht haben. Denn wer weiß, vielleicht verpasst ihr sonst was, das euch ein Leben lang hilft und Freude macht.
BS: Amen
A. Herr, wir danken dir, dass wir in Frieden diese Kirchweih feiern können. Niemand verfolgt uns wegen unseres Glaubens. Niemand verwehrt uns, hier Gottesdienst zu feiern. Hierher bringen wir unsere Kinder, damit sie in deinem Namen getauft werden. Hier werden die Konfirmanden gesegnet. Hier, vor deinem Altar, versprechen sich die Brautpaare Liebe und Treue. Und du segnest sie für ihr gemeinsames Leben. Hier gedenken wir unserer Toten.
B. Hier feiern wir an Weihnachten die Geburt deines Sohnes Jesus. Hier feiern wir an Ostern seine Auferstehung. Hier danken wir dir für die Ernte auf unseren Feldern und in unseren Gärten. Hier empfangen wir das Brot des Lebens und den Wein der Vergebung. Hier hören wir dein Wort, bringen dir im Gebet, was wir auf dem Herzen haben und preisen dich mit unseren Liedern. Hier findet unsere Seele Frieden und wir bekommen neuen Lebensmut.
C. Das alles schenkst du uns, Herr. Dafür danken wir dir und bitten dich: Stärke uns im Glauben. Halte deine schützende und segnende Hand auch künftig über uns und unsere Lieben. Segne diese Kirchengemeinde und alle die zu ihr gehören. Sei du bei allen Menschen in unseren Dörfern, ob sie glauben oder nicht. Du liebst uns alle, denn du hast uns geschaffen. Wir alle gehören dir. Amen
Und nun sagen wir dir, was wir auf dem Herzen haben, wenn wir gemeinsam beten:
Vater uns im Himmel ....
Und nun sagen wir dir, was wir auf dem Herzen haben, wenn wir gemeinsam beten:
Vater uns im Himmel ....
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