Losung: Der HERR spricht: Er liebt mich, darum will ich ihn erretten. Psalm 91,14
Lehrtext: Jesus spricht: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! Johannes 15,9
Liebe Leserin, lieber Leser,
nein, so nicht. Diese Weil-darum-Geschichten mögen im Alten Testament, im Psalm 91 und sonst wo in der Bibel stehen. Spätestens seit Jesus sind sie überholt. Gott errettet dich nicht und mich nicht, weil wir brav und folgsam wären oder weil wir ihn liebten (Losung). Er liebt uns in Jesus ohne Vorbedingung und Vorleistung, so, wie es der Lehrtext sagt. Er will keine Jasager-Sklaven, keine berechnende, geheuchelte Liebe, sondern Menschen, die ihm offen, angstfrei und vertrauensvoll begegnen.
Mit jener Wenn-dann-Erziehung, mit solchen Weil-Darum-Geschichten wurde in der Kindererziehung Jahrtausende lang viel Unheil angerichetet - bis heute. Die Braven werden belohnt, die Bösen werden bestraft - so war es bei den Diakonissen in meinem Kindergarten. So war es in der Grundschule. So war es noch im Gymnasium. Hat das Betragen eines Schülers nicht ins Lehrerhirn gepasst, hat er eine schlechte Betragensnote bekommen. Warum ein Schüler sich nicht normgerecht verhalten hat, danach wurde nicht gefragt. Nicht zuletzt dadurch wurde viel kreatives Potential vernichtet.
Nun, die Lehrer und Eltern wussten es oft nicht anders, weil sie selbst so erzogen wurden. Heute könnte man es wissen. Aber noch immer werden Menschen so beurteilt und entsprechend behandelt egal ob in den Familien, in den Erziehungseinrichtungen, auf der Arbeit, in Behörden und Unternehmen und in der Kirche. Nur geschieht so etwas inzwischen kaum noch offen, sondern hinten herum und verdeckt. Doch die Braven und Angepassten sind der Tod für notwendige Veränderungen in allen Bereichen einer Gesellschaft. So viele Firmen und Geschäfte sind schon Pleite gegangen, weil sich die Angestellten nicht trauten, dem Chef zu widersprechen.
Dabei wäre in allen diesen Einrichtungen die Fähigkeit zum Widerspruch bis hin zur offenen Rebellion dringend notwendig. Denn nur wenn Menschen ihren Protest und ihre Unzufriedenheit äußern können ohne Angst haben zu müssen, dadurch Nachteile zu erleiden, werden auch Missstände offenbar und wird deutlich, wo dringend Handlungsbedarf besteht. Doch dazu bräuchte es verständnisvolle Eltern, aufmerksame Lehrer, sensible Vorgesetzte, charakterstarke Chefs.
Gebet: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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