Losung: Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen, spricht der HERR, ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt. Psalm 12,6
Lehrtext: Jesus erzählte im Gleichnis: Der Herr sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten herein. Lukas 14,21
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Frage der sozialen Gerechtigkeit steht in der Bibel unter den wichtigen Themen weit oben. Die Bücher der Propheten des Alten Testaments sind voll von Anklagen im Namen Gottes gegen die Oberschicht des alten Israel, die Arme und Ausländer ausgebeutet und unterdrückt hat.
Und heute? Päpste, Priester, Pfarrer, Kirchen und Gottesdienste, Choräle und Kirchenmusik, Predigten, Ansprachen und Gebete – das alles und noch viel mehr taugt nichts, wenn es nicht auch den Elenden, die Gewalt leiden, und den Armen in unserem Land und weltweit dient. Der Glaube an Gott und seinen Sohn Jesus Christus ist nicht parteipolitisch. Das stimmt. Aber er ist in hohem Maß politisch, wenn es um Recht und Gerechtigkeit geht, um Menschenwürde und Menschenrechte, um die Erhaltung der Schöpfung und den Frieden.
Als Christen müssen wir uns einmischen in den Streit um diese Werte, müssen Partei ergreifen für die Benachteiligten und Erniedrigten. Über den Weg, wie dies am besten geschehen soll, gibt es Streit. Das ist unvermeidlich. Über das Ziel aber, Hunger und Armut, Unrecht und Unterdrückung, Krieg und Umweltzerstörung zu bekämpfen, müssen wir uns einig sein. Da darf es zwischen katholischen und evangelischen Christen keinen Unterschied geben. Da müssen wir uns auch nach Bundesgenossen umschauen, die keiner Kirche angehören.
Wir brauchen keine Ökumene der Dogmen und Ämter. Aber wir brauchen eine Ökumene der Liebe, mit der wir den Willen Gottes erfüllen.
Wenn wir einmal vor Gott stehen, wird er uns fragen, wo denn die geringsten unserer Menschenbrüder und -schwestern sind, ob wir sie haben mitkommen lassen oder ob wir sie im Stich gelassen haben. Und er wird uns an das Wort Jesu erinnern, da er sagt: »Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, den Armen und Hungrigen, den Kranken und Gefangenen, den Kindern, Pflegebedürftigen, Flüchtlingen und Ausländern … – das habt ihr mir getan.«
Gebet: Ja, Herr, als Christen jeder Konfession und Kirche müssen wir dir bekennen, dass wir versagt haben. Seit 2000 Jahren nun gibt es deine Kirche. Aber noch immer gibt es auch Hunger und Elend, Krieg und Verfolgung. Noch immer fließen Ströme von Blut und Tränen auf dieser geschundenen Erde. Vergib uns dieses Versagen um deines Sohnes Jesus Christus willen. Weck uns auf aus dem Schlaf der falschen Sicherheit. Treib uns an, dass wir deinen Willen erfüllen und uns um die kümmern, die uns brauchen. Amen
Hans Löhr
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