Losung: HERR, du bist der Armen Schutz gewesen in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten. Jesaja 25,4
Lehrtext: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut. Offenbarung 2,8-9
Liebe Leserin, lieber Leser,
stimmt denn, was die Losung sagt? Ja und nein. Gott
hat zahllose Menschen vor den Tyrannen dieser Welt gerettet. Zahllose sind aber
auch ohne Hilfe geblieben.
Eine Million und zweihunderttausend Kinder
haben die Nazis in ihren Vernichtungslagern umgebracht. Die Neonazis heute
bestreiten das natürlich, weil selbst sie keine Verehrer von Kindermördern sein
möchten, was sie de facto aber sind.
Aber
auch bei den Bombenangriffen der Alliierten des 2. Weltkriegs auf deutsche Städte
und bei den Atombombenabwürfen der Amerikaner auf Hiroshima und Nagasaki wie
bei ihren Angriffen mit Napalmbomben auf Vietnam sind zahllose Kinder
verbrannt.
Keine Antwort auf brennende Fragen
Wo war
da Gott? Warum war er nicht wenigstens Schutz und Zuflucht für diese Kinder? Weißt du es? Ich weiß das nicht.
Und wenn
Christus, wie die Offenbarung (Lehrtext) sagt, „Bedrängnis
und Armut“ der Gläubigen kennt, warum hat er dann nicht beispielsweise den Frauen
geholfen, die von den Kirchen als Hexen verbrannt worden sind oder den angeblichen
Ketzern, die in Spanien von der päpstlichen Inquisition dem Feuer übergeben
wurden? Auch das weiß ich nicht. Noch viele solche Fragen wären zu stellen zum Beispiel
zum Leid der Sklaven und der Ureinwohner Amerikas. Diese Fragen, die ich nicht
beantworten kann, sind für mich eine schwere Anfechtung. Aber ich kann und will sie nicht verdrängen. Ich muss sie wenigstens mir stellen.
Nun gut,
ich kann sagen, irgendwann waren diese schrecklichen Dinge vorbei. Aber auch in unserer Gegenwart tauchen wieder neue Greueltaten auf. Soll ich
mich damit beruhigen, dass heute mehr Menschen durch Selbstmord sterben als
durch Krieg und Gewaltverbrechen? Nein.
Das aber kann ich sagen: Auch zahlreiche Glaubende vor mir haben das gewusst und trotzdem an Gott festgehalten. Zwar sind viele an Gott irre geworden. Viele aber auch nicht. Und warum ich weiterhin an ihm festhalte? Weil ich zu meinem Glauben keine Alternative sehe. Wer sonst ist auch noch im tiefsten Leid bei uns Menschen als der, der selbst am Kreuz gelitten hat und gestorben ist? Wer sonst ist meine letzte Hoffnung als der, der auferstanden ist? Dieser Glaube hilft mir, auch jene verstörenden Fragen auszuhalten.
Ja, ich muss viele Fragen unbeantwortet stehen lassen. Doch ich kann eben auch tief dankbar sein, dass mir und meinen Lieben solche schlimmen Sachen bisher erspart geblieben sind. Das ist für mich aber auch eine Verpflichtung, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten gegen Hass, Rassismus, Militarismus, politischen Extremismus und auch Tierquälerei einzusetzen. Natürlich bitte ich Gott, dass er uns vor dem Bösen bewahre, wie es im Vaterunser heißt. Aber zugleich will ich für diese Bitte auch etwas tun. Nur die Hände falten und in den Schoß legen, reicht nicht.
Gelassenheitsgebet:
Herr, gib mir die
Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu
unterscheiden.
Gib mir, einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen.
Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu
akzeptieren,
sie anzunehmen, wie Jesus es tat.
Gib mir die Bereitschaft, diese Welt voll Glück
und Leid, Liebe und Schuld zu
akzeptieren wie sie ist, und
nicht, wie ich sie gern hätte.
Gib mir das Vertrauen, dass durch dich schließlich
und endlich alles gut wird.
Und gib mir die Kraft, deinen Willen hinzunehmen
und mich danach zu richten.
So werde ich in diesem Leben immer wieder
froh und dankbar sein
und im nächsten glücklich für immer.
Amen.
(Übertragung des Gelassenheitsgebets aus dem Englischen ins Deutsche)
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Danke für Ihr unverblümtes Ja und Nein zu der heutigen Losungsaussage. Hätte ich nicht unbedingt erwartet und finde ich gut.
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