Mittwoch, 22. Februar 2017

Die Alten sollen sich zu den Jungen bekehren hl

LosungIch will auch fernerhin mit diesem Volke wunderbar verfahren, wunderbar und wundersam, und die Weisheit seiner Weisen wird zunichte werden. 
Jesaja 29,14 

LehrtextDer Engel sprach von Johannes: Er wird viele der Israeliten zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist. 
Lukas 1,16-17 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Lehrtext heute enthält einen Satz, der ist wie ein Angelhaken, an dem meine Gedanken zappeln und nicht davon loskommen. Was mag das wohl bedeuten: Johannes der Täufer »wird viele der Israeliten zu Gott ... und die Herzen der Väter zu den Kindern bekehren «? Sonst ist es doch eher umgekehrt, dass sich die Kinder nach den Eltern richten sollen. Und jetzt das! Und dazu noch aus dem Mund eines Engels.
     Mir fällt ein Vers von Bob Dylan ein aus seinem Lied "The Times They Are A-Changing“ (Die Zeiten ändern sich). Da heißt es:
»Kommt, Mütter und Väter aus dem ganzen Land, 
Und kritisiert nicht, was ihr nicht versteht
Ihr könnt eure Söhne und Töchter nicht mehr kontrollieren
Euere alten Pfade verrotten
Bitte, steht euren Kindern nicht im Weg, wenn ihr schon nicht mitgehen wollt. 

Denn die Zeiten ändern sich jetzt.«
     Mit diesem Lied, das 1963 entstanden ist, traf Bob Dylan den Nerv der Zeit und trug mit dazu bei, dass in den Folgejahren eine globale Jugendbewegung entstand, durch die sich die alten Verhältnisse in den westlichen Gesellschaften grundlegend änderten.
     Doch zurück zum Lehrtext. Der Mann, zu dem der Engel gesprochen hatte, war Zacharias, ein Tempelpfarrer. Der Gottesbote hatte ihm angekündigt, dass Zacharias trotz seines hohen Alters einen Sohn bekommen würde. Den sollte er Johannes heißen, auf Deutsch: Gott ist gnädig. Er würde einmal dem Herrn auf seinem neuen Weg vorangehen, weil die alten Wege der Tempelkirche zu nichts mehr führen. Und er sollte die Väter und Mütter dazu bringen, ihren Kindern auf diesem Weg zu folgen. Denn offenbar würden die Kinder am ehesten dazu bereit sein, den neuen Weg zu gehen und sich von den Bedenken der alten Autoritäten nicht mehr aufhalten lassen.
     Für mich heißt das: Gott will mich mitnehmen auf seinen neuen Weg und ich soll das Alte hinter mir lassen. Er ist immer gut für Überraschungen, und ich muss mich fragen, ob ich mich von ihm noch überraschen lassen möchte. Natürlich kann ich einiges dagegen einwenden, das Alte aufzugeben, das mir doch so vertraut ist und mir Sicherheit zu geben verspricht. Und dabei kann ich mich auf kluge Leute berufen, was zum Beispiel die Kirche betrifft. Auf Theologieprofessoren und Kirchenführer, die genau zu wissen scheinen, warum der alte Trott nach so vielen Jahrzehnten immer noch weitergehen soll. Warum trotz erschreckend hoher Kirchenaustrittszahlen grundlegende Reformen in der evangelischen Kirche, die doch immerhin die Kirche der Erneuerung sein möchte, lieber nicht angepackt werden (vergleiche Losung). Nun, da unsere Kirche so viel Geld hat wie nie zuvor in der Geschichte, gibt es offensichtlich zu viele, die von den bestehenden Verhältnissen profitieren und an einer Veränderung nicht interessiert sind.
     Das war zur Zeit Jesu ähnlich. Auch da beharrten die kirchlichen Autoritäten auf ihrem alten Weg und wollten seinen neuen nicht mitgehen. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Ihre Zeit war abgelaufen. Und Jesus ist seinen Weg konsequent weitergegangen. Sie wollten ihn aufhalten, indem sie ihm den Kreuzgalgen in den Weg stellten. Aber selbst der Tod konnte ihn nicht stoppen, weil er den Weg Gottes ging und nicht in den der Menschen. 
Ihm auf seinem Weg zu folgen, ist nicht bequem, für die Kirche nicht und für mich nicht. Ob ich dazu bereit bin?
Die Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen, ist nicht einfach. Aber gibt es dazu eine Alternative?
Alte, schlechte Angewohnheiten aufzugeben, fällt schwer. Aber soll der alte Trott immer so weitergehen?...
Ich meine, es ist an der Zeit, dass sich die Herzen der Alten zu den Jungen bekehren und eine neue Zeit anbricht.

Mutmachlied::
Vertraut den neuen Wegen,
auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen,
weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen
am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen
in das gelobte Land.

Vertraut den neuen Wegen,
auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen.
Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen
in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen.
Das Land ist hell und weit.
(Gesangbuch # 395, Klaus Peter Hertzsch, 1989)

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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