Samstag, 18. Februar 2017

"von Familie" hl

LosungIch ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Jesaja 65,1

LehrtextGott hat euch berufen von der Finsternis in sein wunderbares Licht; die ihr einst nicht sein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid. 1.Petrus 2,9-10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

worin liegt der Unterschied, wenn man sagt: „Dieser junge Mann ist aus einer guten Familie“ oder wenn man sagt „er ist von Familie“? In seinem amüsanten Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ schreibt Thomas Mann, dass es schon eine gewisse Auszeichnung ist, wenn man sagt, er ist „von guter Familie“. Das weist darauf hin, dass er gut erzogen wurde und auch entsprechende Manieren hat.
     Aber wer „von Familie“ ist, kommt aus einem Adelsgeschlecht. Und selbst wenn er ein Rüpel ist, stand er zumindest zu Beginn des letzten Jahrhunderts im gesellschaftlichen Ansehen immer noch hoch und unerreichbar über einem aus gutbürgerlichem Haus.
     Die Israeliten glaubten in biblischen Zeiten von Gott auserwählt und damit „von Familie“ zu sein, also Mitglieder seines Volkes. Entsprechend schockiert waren sie, als sie lasen, was der Prophet Jesaja in der heutigen Losung geschrieben hat. Auf einmal galt bei Gott die Herkunft nichts mehr, sondern, wie es im Lehrtext heißt, nur noch seine Gnade. Und da kann man auf nichts verweisen, weshalb Gott einen bevorzugen sollte. Es ist ausschließlich und allein seine freie Entscheidung, wem er gnädig sein, wen er annehmen will und wen nicht.
     Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist auch deine und meine einzige Chance, die wir bei ihm haben. Nicht unsere Frömmigkeit, nicht unsere Tugenden, nicht unsere Leistungen, nicht unsere Moral, ja nicht einmal unsere Religion oder unser Bekenntnis zählen bei ihm, sondern einzig und allein, dass er uns wegen seines Sohnes Jesus gnädig sein will, „ohn all Verdienst und Würdigkeit“ wie Martin Luther schreibt. 
    Und nun liegt es an dir und an mir, ob wir diese Berufung annehmen, ob wir es uns gefallen lassen, dass Gott uns als ‚Familienmitglied‘ adoptiert hat. Er zwingt niemanden „von Familie“ zu sein. So frei wie er ist, uns seine Gnade zu schenken, so frei sind wir, sie anzunehmen oder abzulehnen.
     Doch was ist nun mit dem „wunderbaren Licht“, von dem im Lehrtext die Rede ist? Für mich heißt das: Ich lebe im Licht von Gottes Gegenwart, im Vertrauen darauf, dass ich zu ihm gehöre und er für mich da ist gerade auch in schwierigen Zeiten. Weil ich „von Familie“ bin, bin ich sein Kind und darf ihn meinen Vater nennen. Und weil er das ist, vertraue ich, dass er auch dann zu mir hält, wenn ich der Familie wenig Ehre mache.
     In diesem Licht also lebe ich wie auch du. Und während einmal alle anderen Lichter verlöschen, bleiben wir in seinem Licht in dieser und in jener Welt.

Gebet: Vater im Himmel, ich bin nicht einfach nur ein Geschöpf, ein Mensch, sondern dein Kind und gehöre zu dir von jeher und für immer. Ich habe dafür nichts tun müssen. Aber ich will etwas dafür tun, dass du siehst, wie sehr ich es schätze, ‚von deiner Familie‘ zu sein und entsprechend leben. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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