Samstag, 1. Januar 2011

7 x 70 x Jahreslosung 2011 (hl)

»Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.« (Römer 12,21)

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Anfang des neuen Jahres möchte ich ein paar Gedanken zur Jahreslosung 2011 weiter geben. Ein großer Teil dieser kurzen Predigt ist ein Selbstgespräch, das ich mit mir führe. Aber vielleicht ist da ja etwas dabei, was auch Sie, was dich bewegt. Ich beginne mit einem Witz:
     Ein Ehepaar spricht nun schon seit einigen Tagen nicht mehr miteinander. Sie "glotzen", wie man bei uns in Franken sagt. Eines Abends findet die Frau einen Zettel von ihrem Mann, auf dem steht: »Mein Flugzeug geht morgen Früh um 8 Uhr. Weck mich um 5 Uhr.«
Am nächsten Morgen wacht der Mann um 7 Uhr auf, viel zu spät, um noch zum Flughafen zu kommen und das Flugzeug zu erreichen. Wütend will er seine Frau zur Rede stellen, da sieht er auf dem Nachttisch einen Zettel: »Steh auf, es ist 5 Uhr.«
     Wie du mir, so ich dir. -  Wir kennen das alle. Auch Petrus hat sich mit diesem Problem herumgeschlagen. Darum fragt er Jesus: »Herr, wie oft soll ich denn jemandem vergeben, der mir weh getan hat? Reicht siebenmal?« Und Jesus antwortet: »Nein, nicht siebenmal, sondern siebenmal siebzigmal«.
     O Gott, dachte sich Petrus, und das denke ich mir auch, das heißt ja: siebenmal siebzigmal mich selbst überwinden, siebenmal siebzigmal die Verletzungen, die mir ein anderer zufügt, wegstecken. Siebenmal siebzigmal darauf verzichten, das Echo zu sein, wenn einer Böses in den Wald hinein schreit. Siebenmal siebzigmal tapfer lächeln, auch wenn es mir nicht danach ist. Siebenmal siebzigmal freundlich bleiben in einem Meer von Unfreundlichkeit. Siebenmal siebzigmal den bösen Gedanken unterdrücken, das böse Wort runter schlucken. Siebenmal siebzigmal den Versuchungen standhalten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und stattdessen still beten: "Vater unser im Himmel , führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Bösen!"; Siebenmal siebzigmal …
     Wie soll ich das schaffen? Woher die Kraft dazu nehmen? Und was ist, wenn ich dabei scheitere? Gibt es denn keine andere Möglichkeit? …
     Ich fürchte nein. Siebenmal siebzigmal – das ist der Weg für Christen. Ich weiß, dass es ihn gibt. Ich mag ihn vielleicht nicht gehen. Aber einen besseren weiß ich nicht. Wie gut haben es da die, denen der Glaube egal ist. Sie verhalten sich so, wie ihnen gerade zu Mute ist. Sie schreien zurück, sie schimpfen zurück, sie schlagen zurück, sie setzen eine Gemeinheit gegen die andere, sie vergelten Böses mit Bösem …
     Und ich? Das ist die Herausforderung für mich, dass ich mich immer wieder selbst überwinden muss. Das Bibelwort sagt mir, welchen Weg ich gehen soll. Und weil Jesus und das, was er sagt, mir etwas bedeutet, macht es mir etwas aus, wenn ich ihn nicht gehe. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen und schäme mich, wenn ich nicht tue, was das Wort der Jahreslosung mir sagt.
     Es gibt viele Vorsätze, mit denen Menschen ins neue Jahr gegangen sind. Vielleicht haben Sie, vielleicht hast du auch den einen oder anderen gefasst. Für mich soll die Jahreslosung 2011 ein solcher Vorsatz sein. Ich will es im neuen Jahr wenigstens versuchen, öfter mal den Siebenmal-siebzigmal-Weg zu gehen als sonst. Allein schaffe ich es nicht, aber wenn ich weiß, da sind noch andere, die es mit mir probieren, die sich ebenfalls, wie ich, immer wieder überwinden müssen, dann fällt es mir leichter.
     Ich denke, jeder kennt Menschen, wo das Siebenmal-siebzigmal angesagt ist. Vielleicht gelingt es mir ja, mich ab und zu selbst zu überraschen. Und dann, lieber Leser / liebe Leserin, und dann, so hoffe ich, wird etwas eigenartiges passieren. Wenn es mir gelungen sein wird, das Böse mit Gutem zu überwinden, dann werde ich nicht nur das Böse überwunden haben, das ein anderer mir angetan habt, sondern auch das Böse in mir selbst. Dann habe ich einen kleinen Sieg davon getragen über den anderen und einen großen über mich selbst. Und vielleicht hab ich auch dem anderen damit zu denken gegeben und ihn für mich gewonnen.
     Schließlich war es ja Gott selbst, der das Böse in und unter uns Menschen mit Gutem überwunden hat. Er hat das Böse in seinem Sohn Jesus auf sich gezogen. Er wurde gefangen, gefoltert und hingerichtet und hat doch nicht zurückgeschlagen, obwohl er die Macht dazu gehabt hätte. Er hat noch im Sterben für seine Feinde gebeten und gesagt: "Vater, vergib, denn sie wissen nicht, was sie tun."
     Und wie hätte die Ehefrau in unserem Witz vom Anfang anders reagieren sollen als den Zettel neben das Bett zu legen? Vielleicht hätte sie sich überwinden können und wäre vor ihrem Mann aufgestanden, hätte ihm einen Kaffee gekocht, vielleicht sogar noch ein kleines Frühstück hingestellt, wäre wieder zurück ins Bett, hätte ihn geweckt und so getan, als ob sonst nichts wäre. Dann wäre es spätestens beim Anblick des unerwarteten Frühstücks bei ihrem Mann mit dem "Glotzen" aus gewesen. Anstatt aneinander vorbei, hätten sie sich wieder in die Augen schauen und in den Arm nehmen können, allen unschönen Worten und Gesten zum Trotz, die vorher gewesen sind. Und ihr Mann hätte den Flieger noch gekriegt.
     "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem". Das ist eine große Herausforderung im Jahr 2011 für mich und vielleicht auch für dich.

Herzliche Grüße und Gottes Segen für das neue Jahr!


Hans Löhr
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Zwei kurze Videos von den Waisenkindern in Kalali (Tansania), die wir unterstützen: Video 1 und Video 2
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Spendenbescheinigungen für das Finanzamt werden auf Wunsch zugeschickt..
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