Losung: Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben, der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Habakuk 2,4
Lehrtext: Christus spricht: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Matthäus 11,29
Liebe Leserin, lieber Leser,
»der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben«, – dieser kleine Satz aus der Tageslosung hat es in sich. Nur wenige haben das kleine Buch des Propheten Habakuk im Alten Testament gelesen. Einer von ihnen war der Apostel Paulus. In seinem Brief an die Römer zitiert er diesen Satz im 1. Kapitel. Lange Zeit fand er kaum Beachtung, bis Martin Luther beim Bibelstudium darüber stolperte. Ein Jahr vor seinem Tod erinnert sich Martin Luther, was er damals als junger Mönch mit diesem Bibelwort erlebt hatte und schreibt: »Ich bemühte mich ungestüm um jene Stelle bei Paulus, von der ich brennend gern gewusst hätte, was St. Paulus wolle. Bis Gott sich erbarmte und ich, der ich Tag und Nacht nachgedacht hatte, den Zusammenhang der Worte begriff, nämlich: der Gerechte wird aus Glauben leben. Da fing ich an, die Gerechtigkeit Gottes zu verstehen, durch die der Gerechte als durch ein Geschenk Gottes lebt, nämlich aus Glauben heraus ... Hier spürte ich, dass ich völlig neu geboren sei und dass ich durch die geöffneten Pforten in das Paradies selbst eingetreten sei, und da erschien mir von nun ab die Heilige Schrift in einem ganz anderen Licht.«
Doch doch, wir sollen uns schon um ein vor Gott und den Menschen anständiges Leben bemühen, aber nicht, um damit Gott zu gefallen, sondern ihm dafür zu danken, dass wir ihm trotz aller Fehler und Schwächen recht sind, weil wir ihm und Jesus Christus vertrauen (= glauben). Als Menschen, wie gut und anständig wir auch sein mögen, können wir nichts, aber auch gar nichts dazu tun, bei Gott in einem guten Licht zu stehen. Keine Spenden, keine Gottesdienstbesuche, keine Mitarbeit in der Gemeinde, keine auswendig gelernten Bibelstellen, keine Kerzen und Wallfahrten – nichts von alledem kann uns Gott gnädig stimmen. Bei ihm zählt nur das Eine, dass wir ihm und Jesus Christus von ganzem Herzen vertrauen, in guten wie in bösen Tagen, im Leben wie im Sterben. Dass wir darauf vertrauen, dass er uns längst gnädig ist, bevor wir selbst daran gedacht haben. Dass wir darauf vertrauen, dass wir vor den Mächten der Finsternis und aus dem Tod längst gerettet sind, noch bevor wir die Frage überhaupt gestellt haben. Nur aus diesem Grund hat die Säuglingstaufe ihre Berechtigung, weil sie verdeutlicht, dass Gott für einen jeden von uns längst alles getan hat, noch bevor wir von unserer Seite das Geringste dazu tun konnten. Aber das alles, was Gott in Jesus Christus für uns getan hat, wird erst durch unseren Glauben wirksam. Der Stromenergie ist die ganze Zeit in der Leitung, aber erst wenn ich den Schalter betätige, wird es hell. Deshalb bekennen bei der Taufe die Eltern und die Paten stellvertretend für das Kind den Glauben. Ohne Glauben aber, wird nur der Kopf nass gemacht und das Herz bleibt dunkel.
Alles, was wir als Christen neben dem Glauben noch dazu tun, ist nicht mehr aber auch nicht weniger als ein Zeichen unseres Dankes gegenüber dem, der uns in seiner großen Barmherzigkeit als seine geliebten Kinder angenommen hat. So müssen wir uns um unser Verhältnis zu Gott keine Sorgen mehr machen, sondern können seelenruhig leben (Lehrtext).
Gebet: Gnädiger und barmherziger Gott, wie gut, dass ich mir keine Sorgen darum machen muss, ob du mich liebst. Wie gut, dass ich mich auf dich verlassen kann, auch wenn ich großen Mist gebaut habe. Vor Menschen muss ich mich mit meinem Verhalten und mit meiner Leistung rechtfertigen, muss ich mich für meine Fehler und Schuld verantworten. Bei dir muss ich das nicht. Ich bin dir längst recht und du nimmst mich an, wie ich bin, weil dein Sohn Jesus mich gesucht hat und für mich gestorben und auferstanden ist. Dieser mein Glaube ist nicht alles, aber ohne diesen Glauben, ohne dieses Vertrauen ist alles nichts. Als Dank dafür, was du für mich getan hast und tust, will ich mich bemühen, so zu leben, wie du es von mir erwartest und wie es anderen und mir selbst gut tut. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen