Donnerstag, 27. Oktober 2011

Vom Umgang mit Kranken hl

Losung: Als die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war. Hiob 2,11.13

Lehrtext: Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient. 1.Korinther 10,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor einiger Zeit war ich am Sterbebett eines Krebspatienten gestanden. Ich war zunächst selbst ganz untröstlich und es fiel mir schwer, in dieser Situation mit ihm zu beten. Doch als ich auf dem Heimweg vom Krankenhaus war, hatte ich den Eindruck, dass auch in dieser scheinbar so gottverlassenen Situation Gottes Gnade spürbar war. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man so sterben kann, wie in unserem Land: Begleitet von fachkundigen Ärzten und Krankenschwestern, die sich sorgsam um den Schwerkranken kümmern, versorgt mit Infusionen und schmerzstillenden Medikamenten, in einem sauberen Bett, in einem angemessen temperierten Zimmer. Und vielleicht hast du dann sogar neben deinen Angehörigen Freunde, die dich in diesen schweren Stunden nicht allein lassen. Ja, auch das ist Gnade, - auch wenn der Patient nicht mehr gesund wird und sterben muss.
Eine besondere Gnade ist es, wenn die Besucher am Krankenbett einfühlsam sind und ein Gespür dafür haben, was dem Sterbenden gut tut. Oft, sehr oft, reicht es schon, nach ein paar wenigen Worten der Begrüßung einfach nur da zu sein, vielleicht ab und zu die Hand zu halten und die Stille zu ertragen. Gerade in der Stille kann eine wohltuende Vertrautheit wachsen. Es geht ja nicht darum, dass man diese Situation durch Worte und Aktivitäten zu meistern versucht. Es geht schlicht und einfach darum, von sich selbst abzusehen und so zu sein, wie es dem Patienten wohl tut. Was soll man auch in einer solchen Lage viel sagen? Man läuft nur Gefahr, die Leiden und Gefühle des anderen zu übertönen. "Patientenorientierung", tun, was dem andern dient (Lehrtext), so lautet das Zauberwort für ein gutes Krankenhaus und für einen Besuch, der dem Kranken gut tut. Das gilt auch für das Gebet. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden, gerade wenn du darin nicht geübt bist. Aber du kannst für den Patienten in der Stille beten. Das hilft ihm und dir.

Gebet: Herr, lehre mich, wann es gut ist zu reden und wann zu schweigen. Lass mich achtsam sein, dass ich mich so verhalte, wie es dem anderen gut tut, er sei gesund oder krank. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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