Mittwoch, 18. März 2020

Genug für Mensch und Tier hl

LosungEs wartet alles auf dich, HERR, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Psalm 104,27-28

Lehrtext: Ihr habt schon geschmeckt, dass der Herr freundlich ist. 1.Petrus 2,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

für frühere Generationen war es selbstverständlich, vor dem Essen zu beten und manchmal danach zu danken. Ich tu’s heute noch und komme mir dabei manchmal wie ein Fossil vor. Meine Kinder nehmen das hin. Ob sie innerlich damit was verbinden können, weiß ich nicht. Aber wenn ihre Freunde mit am Tisch sitzen, wird es immer ein bisschen komisch. Nun gut, sie wissen, dass ich Pfarrer bin und denken sich vielleicht, dass ich das von Berufs wegen tun muss. In ihrer Lebenswelt jedenfalls kommt das Tischgebet nicht vor.
     Einem, wie ich meine, schönen alten Tischgebet liegt unsere heutige Losung zugrunde. Es heißt:

Gebet: Aller Augen warten auf dich, Herr,
und du gibest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit;
du tust deine milde Hand auf und sättigest alles,
was da lebet, mit Wohlgefallen. Amen

Heinrich Schütz (1585 bis 1672) hat diese Worte zusammen mit dem Vaterunser vertont. Hier das Video. Sie stehen in dem wunderbaren Schöpfungspsalm 104.

     Der, von dem dieser 2500 Jahre alte Psalm stammt, hatte ein weites Herz. Er dachte bei diesen Worten nicht nur an sich oder das Menschengeschlecht. Er hatte auch die Tiere im Blick und stellte sich vor, wie auch sie auf Gott schauen und darauf warten, dass er ihnen Speise gebe.
     Zurück zum Tischgebet. Wenn ich solche Worte bete, wird mir bewusst, dass das „tägliche“ Brot nicht selbstverständlich ist. Es ist die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit und beides ist ein Geschenk Gottes. Ja, auch dass ich mir mein Brot, meinen Lebensunterhalt mit meiner Arbeit verdienen kann, ist ein Geschenk. Auch das macht meine Menschenwürde aus. Nicht umsonst leidet bei Arbeitslosen auch das Selbstwertgefühl.
     Leider haben heute viele den Sinn dafür verloren, dass Gott uns und allen seinen Geschöpfen den „Tisch der Natur“ deckt. Noch immer ist genug für alle da. Und wenn heute jemand hungern muss, dann weil die Politik in seinem Land versagt. Dass wir uns bemühen, die Güter der Erde zu teilen, ist nicht eine Frage des Mitleids und der Barmherzigkeit, sondern der Gerechtigkeit. Meiner Meinung gilt das auch für Insekten, Vögel und Wildtiere, deren Lebensraum und Nahrungsgrundlagen zunehmend beschnitten werden. Drastisch gesagt: Wir schlagen Gott die Speise aus der Hand, mit der er alle seine Geschöpfe sättigen will.
     Beim Tischgebet wird mir auch bewusst, dass ich mein ganzes bisheriges Leben seine Freundlichkeit schmecken durfte. Das ist heute noch so und wird auch morgen so sein.
     Alle Menschen in unserem Land machen tagtäglich die Erfahrung, dass sie sich sattessen können. Ich glaube, wir wären zufriedener und freigebiger, wenn wir diese Erfahrung mit Gott zusammenbringen könnten. Dann bräuchte es keine Panikkäufe wie in diesen Tagen und niemand müsste aus irrationaler Angst Berge von Nudeln, Konserven und Klopapier horten. Ob das auch meine Kinder bedenken, wenn ich beim Mittagessen das Bibelwort sage: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“? Ich werde sie mal fragen. 
                           
Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

2 Kommentare:

  1. Danke,lieber Herr Löhr! Den 104. Psalm liebe ich sehr. Danke für das Video. Diese wunderbare Musik kannte ich noch nicht. Bleiben Sie behütet.
    Rita Stammer

    AntwortenLöschen
  2. In diesen Zeiten der Einschränkung des gemeindlichen und öffentlichen Lebens weiß ich Ihre Online- Andacht besonders zu schätzen. Danke. Herzliche Grüße aus Potsdam,Wolfgang Guthke.

    AntwortenLöschen