Losung: Es wartet alles auf dich, HERR,
dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln
sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Psalm 104,27-28
Lehrtext: Ihr habt schon geschmeckt, dass der
Herr freundlich ist. 1.Petrus
2,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
für frühere Generationen war es selbstverständlich,
vor dem Essen zu beten und manchmal danach zu danken. Ich tu’s heute noch und
komme mir dabei manchmal wie ein Fossil vor. Meine Kinder nehmen das hin. Ob
sie innerlich damit was verbinden können, weiß ich nicht. Aber wenn ihre Freunde
mit am Tisch sitzen, wird es immer ein bisschen komisch. Nun gut, sie wissen,
dass ich Pfarrer bin und denken sich vielleicht, dass ich das von Berufs wegen
tun muss. In ihrer Lebenswelt jedenfalls kommt das Tischgebet nicht vor.
Einem, wie
ich meine, schönen alten Tischgebet liegt unsere heutige Losung zugrunde. Es
heißt:
Gebet: Aller
Augen warten auf dich, Herr,
und du gibest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit;
du tust deine milde Hand auf und sättigest alles,
was da lebet, mit Wohlgefallen. Amen
und du gibest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit;
du tust deine milde Hand auf und sättigest alles,
was da lebet, mit Wohlgefallen. Amen
Heinrich Schütz (1585 bis 1672) hat diese Worte zusammen mit dem Vaterunser
vertont. Hier das Video. Sie stehen in dem wunderbaren Schöpfungspsalm 104.
Der, von dem dieser
2500 Jahre alte Psalm stammt, hatte ein weites Herz. Er dachte bei diesen Worten
nicht nur an sich oder das Menschengeschlecht. Er hatte auch die Tiere im Blick
und stellte sich vor, wie auch sie auf Gott schauen und darauf warten, dass er
ihnen Speise gebe.
Zurück zum Tischgebet. Wenn
ich solche Worte bete, wird mir bewusst, dass das „tägliche“ Brot nicht
selbstverständlich ist. Es ist die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit
und beides ist ein Geschenk Gottes. Ja, auch dass ich mir mein Brot, meinen Lebensunterhalt
mit meiner Arbeit verdienen kann, ist ein Geschenk. Auch das macht meine Menschenwürde
aus. Nicht umsonst leidet bei Arbeitslosen auch das Selbstwertgefühl.
Leider haben heute
viele den Sinn dafür verloren, dass Gott uns und allen seinen Geschöpfen den „Tisch
der Natur“ deckt. Noch immer ist genug für alle da. Und wenn heute jemand
hungern muss, dann weil die Politik in seinem Land versagt. Dass wir uns bemühen,
die Güter der Erde zu teilen, ist nicht eine Frage des Mitleids und der Barmherzigkeit,
sondern der Gerechtigkeit. Meiner Meinung gilt das auch für Insekten, Vögel und
Wildtiere, deren Lebensraum und Nahrungsgrundlagen zunehmend beschnitten werden.
Drastisch gesagt: Wir schlagen Gott die Speise aus der Hand, mit der er alle seine Geschöpfe sättigen will.
Beim Tischgebet wird
mir auch bewusst, dass ich mein ganzes bisheriges Leben seine Freundlichkeit
schmecken durfte. Das ist heute noch so und wird auch morgen so sein.
Alle Menschen in
unserem Land machen tagtäglich die Erfahrung, dass sie sich sattessen können. Ich
glaube, wir wären zufriedener und freigebiger, wenn wir diese Erfahrung mit Gott
zusammenbringen könnten. Dann bräuchte es keine Panikkäufe wie in diesen Tagen
und niemand müsste aus irrationaler Angst Berge von Nudeln, Konserven und Klopapier
horten. Ob das auch meine Kinder bedenken, wenn ich beim Mittagessen das Bibelwort
sage: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“?
Ich werde sie mal fragen.
Herzliche
Grüße,
Ihr
/ dein Hans Löhr
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Danke,lieber Herr Löhr! Den 104. Psalm liebe ich sehr. Danke für das Video. Diese wunderbare Musik kannte ich noch nicht. Bleiben Sie behütet.
AntwortenLöschenRita Stammer
In diesen Zeiten der Einschränkung des gemeindlichen und öffentlichen Lebens weiß ich Ihre Online- Andacht besonders zu schätzen. Danke. Herzliche Grüße aus Potsdam,Wolfgang Guthke.
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