Losung: Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 3.Mose 19,17
Lehrtext: Brüder und Schwestern, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist. Galater 6,1
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ich Losung und Lehrtext heute lese,
schwillt mir der Kamm. Dann sehe ich sie vor mir die "Heuchelhänse und Tugendgänse"
(Nietzsche), die Selbstgerechten und
Superfrommen, die Moralapostel und falschen Pharisäer, wie sie über anderen den
Stab brechen. Wie sie vor Jesus stehen mit den 10 Geboten in der einen und den
Brocken in der anderen Hand, um die Ehebrecherin zu steinigen (Johannes 8,2-11). Wie sie die
Gefallenen ausschließen, die Halbtoten in ihrem Blut liegen lassen (Lukas 10,31-32) und auf den Gescheiterten herumhacken.
Stopp
Doch Stopp, hatte ich mir nicht vorgenommen,
mich nicht mehr zu ereifern und meinen negativen Gefühlen freien Lauf zu
lassen? Ich weiß ja: „Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser“ (Bert Brecht). Und die
Empörung über die Selbstgerechtigkeit anderer macht einen selbst oft
selbstgerecht.
Holz vom eigenen Balken
Jesus hat die selbsternannten Richter und Vollstrecker
jener Frau aus Johannes 8 nicht beschimpft noch verurteilt. Er hat ihnen
lediglich den Spiegel vorgehalten und gesagt: »Wer unter euch ohne Sünde ist,
werfe den ersten Stein«. Und zu seinen Freunden sagte er: Wenn du deinen
Mitmenschen richten willst, »so ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, bevor
du den Splitter aus seinem ziehst.« Der Splitter im Auge des anderen stört
deshalb, weil er zumeist Holz vom eigenen Balken ist. Aber wer will den schon
sehen?
Darum will ich doppelt vorsichtig sein, wenn ich einen anderen kritisiere oder gar zurechtweise und mich fragen, woher ich mir das Recht dazu nehme. Ich weiß, dabei steht mir oft mein Temperament, meine Impulsivität im Weg. Doch das ist keine Entschuldigung. Wenn überhaupt, sollte ich meine Kritik "mit sanftmütigem Geist" (Lehrtext) anbringen. Ach, ich bin doch schon ziemlich alt und habe noch so viel zu lernen!
Gebet: Herr, bewahre mich vor Dünkel und Selbstgerechtigkeit. Schenke mir die
richtigen Worte zur rechten Zeit. Gib mir den Mut zum Widerspruch, wo er nötig
ist. Doch lass mich für deine Sache auf deine Weise eintreten. Schenke mir dazu
deinen Geist, dass ich ein Mensch des Friedens und der Versöhnung sein kann,
aufrecht und entschieden, freundlich und einladend. Amen
Einen
gesegneten Sonntag!
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
Lieber Herr Löhr,
AntwortenLöschenich bin so froh, dass ich den Tag wieder mit Ihren Losungsauslegungen beginnen kann. Vielen Dank dafür und Ihnen einen schönen Sonntag!
Lieber Herr Löhr, danke das ich an Ihren Gedanken zur Losung teilhaben darf. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!
AntwortenLöschenJa so ist das mit dem Splitter und dem Balken. Danke für die Erinnerung an den, der den ersten Stein werfen soll.
AntwortenLöschenDer Tag sei gesegnet Elisabeth
Ja, den eigenen Balken erkennen, statt sich über den Splitter beim anderen aufzuregen. Das ist schon schwer. Das Brett vorm Kopf versperrt die (Ein)Sicht!
AntwortenLöschenSchönen Sonntag und Geduld mit uns selbst und den anderen
Menschen.
Ja, lieber Herr Pfarrer Löhr - Amen, Amen dazu und Danke, dass sie wieder da sind!
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