Losung: Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.
Psalm 51,14Lehrtext: Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
Römer 7,19
Liebe Leserin, lieber Leser,
als Jugendlicher hatte ich gedacht, wenn ich erstmal erwachsen bin, könnte ich mich in allen Bereichen so verhalten, wie es richtig ist. Und heute? Selbst wenn ich weiß, was für mich richtig ist, heißt das noch lange nicht, dass ich auch so handele und mich so verhalte. Wenn das so wäre, wären alle Gläubigen perfekte Menschen, denn sie kennen ja die Gebote, wie sie leben sollen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Gerade gläubige Menschen erkennen (hoffentlich) ihre Schwächen. Sie leiden unter ihren Fehlern und daran, dass es ihnen nicht gelingt, sie ein für alle Mal abzustellen. Nicht wenige haben ein Leben lang mit ihren Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Der eine ist suchtanfällig nicht nur was den Alkohol oder die Sexualität betrifft, sondern auch die Arbeit oder den Perfektionismus. Ein anderer leidet unter seiner Trägheit. Manch einer wäre gern ordentlicher, aber immer wieder schlägt das tägliche Chaos über ihm zusammen. Es gibt Menschen, die haben große Schwierigkeiten, ihre Zeit zu strukturieren und geraten darum immer wieder aufs neue in Stress. Andere kriegen ihre schlechte Laune einfach nicht in den Griff. Sie / und du, der du das liest, weißt am besten, wo es bei dir hakt.
Wir sind nicht die ersten und nicht die einzigen, denen es so geht. Im Psalm 51 ringt ein Mensch damit, dass er auch will, was er nach Gottes Geboten tun soll. Wir sagen es heute so: "Ich hab keine Lust dies oder das zu tun." Im Brief an die Römer schreibt der große Apostel Paulus, dass er nicht nur lustlos ist, das Gute zu tun, sondern dass es ihn immer wieder dazu treibt, das Böse zu tun, das er doch eigentlich gar nicht will. Was genau Paulus damit meint, lässt er offen. So kann jeder von uns sein eigenes Problem darin entdecken.
Doch weder der Mensch aus Psalm 51 noch Paulus resignieren. Der eine bittet Gott, ihm einen willigen Geist zu geben. Der andere, Paulus, weiß, dass er sich von seinem Hang, Böses zu tun, nicht selbst erlösen kann. Beide wissen, dass sie nicht perfekt sind und sich nicht perfekt machen können. Beide bringen das, worunter sie leiden vor Gott und hoffen, dass er ihnen hilft und sie aus ihren Zwängen erlöst.
Wir wissen nicht, warum uns Gott so geschaffen hat, wie wir sind. Aber er. Ich denke, meine Aufgabe ist es, mich anzunehmen so wie ich bin, weil ich auch von Gott so angenommen bin. Und das bedeutet, dass ich ehrlich zu mir selbst und zu anderen bin und weder ihnen noch mir etwas vormache. Ich muss mich nicht verstellen aus Angst davor, dass die Leute etwas Negatives über mich denken könnten, sondern kann so sein wie ich bin, weil Gott gut von mir denkt. Nein, ich werde nicht aufhören, an mir zu arbeiten. Das nehme ich mir fest vor. Und wenn ich dadurch schon kein besserer Mensch werde, so möchte ich doch wenigstens kein schlechterer sein. Meine Unzulänglichkeiten fordern mich heraus. Meine täglichen kleinen Kämpfe mit meinen Schwächen halten mich in Schwung. Wir Franken sagen: »Es gibt keinen Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist«. Und Paulus sagt: »Solange du im Glauben mit Jesus Christus verbunden bist, wirst du nicht verdammt und hast keinen Grund, dich wegen deiner Fehler selbst zu verdammen.« (Römer 8,1+2)
Gebet:
»Schaffe in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.« Amen (Psalm 51 Verse 12-14)
Hans Löhr
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