Mittwoch, 27. Februar 2013

Der zweite Blick auf die Freude hl

Losung: Gott hatte ihnen große Freude bereitet; auch die Frauen und Kinder freuten sich, und man vernahm den Jubel Jerusalems weithin. Nehemia 12,43

Lehrtext: Alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch Jesus geschahen. Lukas 13,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war ein Festtag, als 70 Jahre nach der Zerstörung die Mauer Jerusalems endlich wieder aufgebaut war! Nehemia beschreibt das im zwölften Kapitel seines Buches in aller Ausführlichkeit. Alle haben sie zusammen geholfen, damit Jerusalem und seine Bewohner vor äußeren Feinden wieder geschützt waren: Jung und Alt, Groß und Klein, Männer und Frauen. Sie haben Monat für Monat Steine gebrochen und geklopft, geschleppt und aufgetürmt. Ihre Hände waren rissig, ihre Rücken schmerzten, ihre Augen brannten vom Staub. Aber sie hatten es geschafft. Ihre Mauer war fertig. Und jetzt wurde gefeiert und gejubelt, dass man es weithin hören konnte. Und Nehemia, der das alles veranlasst und beaufsichtigt hatte, was sagte er? „Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Wir können uns zurecht über die große Leistung freuen, die wir vollbracht haben!” – Nein, das sagte er nicht. Sondern: »Gott hatte ihnen – den Bewohnern Jerusalems – diese große Freude bereitet.« Aber waren es nicht Menschen, die die Mauer aufgebaut hatten? Hatten sie sich denn diese Freude nicht selbst verdient? Warum rühmt da Nehemia Gott und nicht sie?
Das war ein Festtag am 9. November 1989, als Ostberliner und Westberliner gemeinsam auf der verhassten Mauer standen und feierten. In der ganzen Welt wurde der Mut der Demonstranten gerühmt, die in den Wochen davor in Berlin, in Dresden und vor allem in Leipzig gegen das SED-Regime auf die Straße gegangen waren. Viele sind heute noch stolz darauf, was sie damals erreicht haben. Warum wurde in den Medien ihre Leistung gerühmt und nicht Gott?
Weil, so meine ich, es dazu den berühmten zweiten Blick braucht, der hinter die Dinge sieht, den Blick des Glaubens, der in dem, was vordergründig Menschen tun im Verborgenen Gott am Werk sieht. Vielleicht ist das ja bei Ihnen / Dir ähnlich, dass Du Dir manche Dinge zugute hältst, die Du Gott verdankst. Und vielleicht ist die Freude, die Du empfindest über Deine Kinder oder Enkel oder über das, was Du erreicht hast, nicht bloß selbstempfunden, sondern ein Gottesgeschenk. Vielleicht. Es hängt davon ab, wie Du es siehst oder besser, wie Du es sehen willst.

Gebet: Mein Gott und Vater, es ist wunderbar, dass ich mich immer wieder über verschiedene Dinge freuen kann. Und es ist noch wunderbarer, dass Du dahinter steckst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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