Losung: Gott hatte ihnen große Freude bereitet; auch die Frauen und Kinder freuten
sich, und man vernahm den Jubel Jerusalems weithin. Nehemia 12,43
Lehrtext: Alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch Jesus
geschahen. Lukas 13,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
das war ein Festtag, als 70 Jahre nach der Zerstörung die
Mauer Jerusalems endlich wieder aufgebaut war! Nehemia beschreibt das im
zwölften Kapitel seines Buches in aller Ausführlichkeit. Alle haben sie
zusammen geholfen, damit Jerusalem und seine Bewohner vor äußeren Feinden
wieder geschützt waren: Jung und Alt, Groß und Klein, Männer und Frauen. Sie
haben Monat für Monat Steine gebrochen und geklopft, geschleppt und aufgetürmt.
Ihre Hände waren rissig, ihre Rücken schmerzten, ihre Augen brannten vom Staub.
Aber sie hatten es geschafft. Ihre Mauer war fertig. Und jetzt wurde gefeiert
und gejubelt, dass man es weithin hören konnte. Und Nehemia, der das alles
veranlasst und beaufsichtigt hatte, was sagte er? „Wir sind stolz auf das, was wir
geschafft haben. Wir können uns zurecht über die große Leistung freuen, die wir
vollbracht haben!” – Nein, das sagte er nicht. Sondern: »Gott hatte
ihnen – den Bewohnern Jerusalems – diese große Freude bereitet.« Aber waren es
nicht Menschen, die die Mauer aufgebaut hatten? Hatten sie sich denn diese
Freude nicht selbst verdient? Warum rühmt da Nehemia Gott und nicht sie?
Das war ein Festtag am 9. November 1989, als Ostberliner und
Westberliner gemeinsam auf der verhassten Mauer standen und feierten. In der
ganzen Welt wurde der Mut der Demonstranten gerühmt, die in den Wochen davor in
Berlin, in Dresden und vor allem in Leipzig gegen das SED-Regime auf die Straße
gegangen waren. Viele sind heute noch stolz darauf, was sie damals erreicht
haben. Warum wurde in den Medien ihre Leistung gerühmt und nicht Gott?
Weil, so meine ich, es dazu den berühmten zweiten Blick
braucht, der hinter die Dinge sieht, den Blick des Glaubens, der in dem, was
vordergründig Menschen tun im Verborgenen Gott am Werk sieht. Vielleicht ist
das ja bei Ihnen / Dir ähnlich, dass Du Dir manche Dinge zugute hältst, die Du
Gott verdankst. Und vielleicht ist die Freude, die Du empfindest über Deine
Kinder oder Enkel oder über das, was Du erreicht hast, nicht bloß
selbstempfunden, sondern ein Gottesgeschenk. Vielleicht. Es hängt davon ab, wie
Du es siehst oder besser, wie Du es sehen willst.
Gebet: Mein Gott und Vater, es ist wunderbar, dass ich
mich immer wieder über verschiedene Dinge freuen kann. Und es ist noch
wunderbarer, dass Du dahinter steckst. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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