Predigt
zum Sonntag Reminiszere, 24.02.2013 von Hans Löhr. Predigttext: Hiob 2, 1-10
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
„Warum
muss ich leiden? Warum trifft mich dieses Unglück, da ich mir doch keiner
Schuld bewusst bin?” Wie viele Menschen haben sich nicht schon diese Frage
gestellt! Und wir fragen heute: Wer oder was bewirkt das Leid,
den Schmerz, das Böse? Ist es der blinde Zufall? Ein unabwendbares Schicksal?
Oder ist es Gott selbst, der Böses tut? Der es zulässt, dass Krankheiten und
Schicksalsschläge seine Menschenkinder treffen und sie sich vor Schmerzen
winden und sich die Augen aus dem Kopf weinen? Und weiter: Wenn Gott nicht
Böses tut, ist es dann eine böse Macht, der Teufel oder der Satan? Aber wieso
hat der Böse diese Macht zum Bösen, wenn Gott doch allmächtig ist?
Hiob - das kannst du sein oder ich
Hiob - das kannst du sein oder ich
Auf
solche Fragen versucht das Buch Hiob im Alten Testament eine Antwort zu geben.
Es ist so etwas wie ein großes Lehrgedicht, das sich angesichts von
Schicksalsschlägen mit der Frage nach dem Warum befasst. Hiob, das ist der
unschuldig leidende Mensch schlechthin, so wie es ihn zu allen Zeiten gegeben
hat, gibt und geben wird. Er war kein bestimmter Mensch der irgendwann
gelebt hätte. Hiob, das kannst du sein oder ich, wenn uns plötzlich etwas
Böses widerfährt: eine Krebsdiagnose, eine Scheidung, der Tod eines
nahestehenden Menschen, sexueller Missbrauch, ein schweres Unglück, eine
Katastrophe.
Hört
nun aus dem Hiob Buch das Kapitel 2, Verse 1-8:
Es
begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten,
dass auch der Satan unter ihnen kam und vor den HERRN trat.
Da
sprach der HERR zu dem Satan: Wo kommst du her?
Der
Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her
durchzogen.
Der
HERR sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es
ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und
meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich
bewogen, ihn ohne Grund zu verderben.
Die Wette des Satans mit Gott
Die Wette des Satans mit Gott
Der
Satan antwortete dem HERRN und sprach: Haut für Haut! und alles, was ein Mann
hat, lässt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein
und Fleisch an: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen!
Der
HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein
Leben!
Da
ging der Satan hinaus vom Angesicht des HERRN und schlug Hiob mit bösen
Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel.
Und
Hiob nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. Und seine Frau
sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und
stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Weiber reden. Haben
wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
Vielleicht
verwirrt es jetzt den einen oder anderen unter uns, wenn er aus der Bibel hört,
dass Gott mit dem Satan um den Glauben eines Menschen wettet und das um den
Preis, dass dieser ahnungslose Mensch entsetzlich leiden muss. Nein, das tut
Gott nicht. Aber diese Erzählung von der Wette will uns sagen: Es gibt
Schicksalsschläge, die kannst du dir nicht erklären. Die kannst du nur
hinnehmen. Die widerfahren dir, auch wenn du dir keiner Schuld bewusst bist.
Und du wirst keine Antwort auf die Frage finden, warum es gerade dich getroffen
hat. Und darum sagt uns die Hiob-Geschichte: Manchen Menschen widerfährt ein so
großes Unglück, dass Sie den Eindruck haben müssen, als würde Gott mit dem
Teufel eine Wette eingehen, ob ihr Glaube stark genug ist, das zu ertragen.
Doch
das Hiob-Buch wirft noch eine andere Frage auf: Wie gehe ich damit um, wenn
mich ein so schweres Schicksal trifft? Was macht in diesem Fall ein gläubiger
Mensch? Hiob war so einer. Vielleicht können wir uns an seinem Verhalten ein
Beispiel nehmen.
Sage Gott ab und stirb!
Sage Gott ab und stirb!
Sein
Glaube hat ihn nicht davor bewahrt, Böses erleiden zu müssen. Er fühlte die
gleichen Schmerzen wie jeder Mensch. Er saß in der Asche, weil sein bisheriges
Leben zu Asche geworden war. Und er war einsam in seinem Leid. Im Stich
gelassen auch von seiner Frau, die Gott und das Leid nicht zusammenbringen
konnte. Die den grausamen und harten Satz sagt, bei dem es einem noch heute
kalt den Rücken hinunter läuft: »Sage Gott ab und stirb!« Und doch widerspricht
Hiob ihr, obwohl er all das Böse am eigenen Leib erleiden muss und sagt den
bedenkenswerten Satz: »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse
nicht auch annehmen?«
Ich
selbst, liebe Freunde, habe nicht so leiden müssen wie Hiob, noch nicht. Und
hoffentlich wird das auch nie der Fall sein. Aber ich kenne Menschen, die mich
an diese große tragische Gestalt aus der Bibel erinnern. Die trotz ihrem
schweren Schicksal Gott nicht abgesagt haben, sondern an ihm noch mehr
festhalten als zuvor. Ich kann das nur staunend zur Kenntnis nehmen. Ob ich in
einem solchen Fall auch die Kraft hätte, so zu glauben? Ich weiß es nicht. Aber
diese Menschen, die im Glauben fest bleiben, sind mir ein Beispiel. Und wenn es
mir einmal schlecht geht, denke ich an sie und sage: Was ist das, was du im
Augenblick erleidest gegen das, was sie erleiden. Und wenn diese nach wie vor
auf Gott vertrauen, dann kannst du das jetzt auch.
Geläutert im Feuer der Leiden
Geläutert im Feuer der Leiden
Manche
sagen, ein schweres Schicksal sei eine Glaubensprüfung. Entweder zerbricht dein
Glaube, oder er geht gestärkt daraus hervor. Die Bibel spricht vom Gold des
Glaubens, das im Feuer der Leiden geläutert wird. Ich möchte, dass mir eine
solche Prüfung erspart bleibt. Aber wenn sie unumgänglich ist, dann soll sich
auch mein Glaube bewähren, dann soll aus dem Staub und der Asche meines
bisherigen Lebens das Gold des Glaubens schimmern. Das wünsche ich mir und
dafür bete ich. Und vielleicht bin ich damit nicht allein, sondern ihr hier
betet auch um einen solchen Glauben für euch.
Doch
aus dem Teil der Hiob-Geschichte, die ich zu Beginn vorgelesen habe, gewinne
ich noch eine andere Erkenntnis:
Gott
setzt dem Bösen eine Grenze. Er verbietet dem Satan, Hiobs Leben anzutasten.
Darüber darf der Teufel nicht bestimmen. Der Anfang und das Ende des
menschlichen Lebens ist Gottes Sache. Mit seinem Wort hat er uns ins Leben
gerufen und mit seinem Wort wird der uns daraus wieder abrufen. Nur er allein,
sonst niemand. Er setzt auch dem Bösen eine Grenze, die es nicht überschreiten
darf. Was auch immer geschieht, es gilt der Vers, den wir schon so oft auf dem
Friedhof gesungen haben: »Größer als der Helfer ist die Not ja nicht!«
Gutes und Böses
Gutes und Böses
Und
dann ist da noch die Frage nach dem Warum. Warum muss ein Mensch so etwas
erleiden wie Hiob? Wer könnte diese Frage schon beantworten als Gott allein?
Und doch gibt uns das Hiob-Buch einen Hinweis, wie wir dieser Frage die alles
zerschlagende Wucht nehmen. Er sagt zu seiner Frau: »Haben wir Gutes
empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?«
Wir
alle neigen dazu, das für absolut zu nehmen, was im Augenblick geschieht und
was wir empfinden. Sind wir himmelhochjauchzend, hoffen wir, dass es immer so
bleiben möge. Sind wir zu Tode betrübt, fürchten wir, dass es immer so bleiben
könnte. Aber niemand hat in seinem Leben nur Unglück oder nur Glück erlebt. Und
darum tun wir gut daran, im Glück nicht übermütig zu werden, sondern uns der
guten Tage dankbar zu freuen wohl wissend, dass auch böse Tage kommen werden.
Und wir tun ebenso gut daran, im Unglück nicht zu verzagen und undankbar zu
werden, wohl wissend, dass Gott uns auch gute Tage geschenkt hat und auch
wieder schenken wird.
Ja,
wir sind schnell bei der Hand mit der Frage nach dem Warum, wenn es uns
schlecht geht. Aber wer fragt schon „warum”, wenn es ihm gut geht? Das Gute
nehmen wir wie selbstverständlich an als hätten wir ein Recht darauf. Aber das
Böse, so meinen wir, dürfe uns nicht widerfahren. Doch so ist das Leben nicht.
Wir haben nur eine Zuflucht
Wir haben nur eine Zuflucht
In
dieser Woche hat sich einer der reichsten Männer Deutschlands, der Gründer der
Handelskette Metro, zu der Supermärkte und Kaufhäuser gehören, das Leben
genommen. „Otto Beisheim”, so heißt es in einer Pressemitteilung, „habe an
einer unheilbaren Krankheit gelitten und sei aufgrund der Hoffnungslosigkeit
seiner gesundheitlichen Lage aus dem Leben geschieden". Ich verurteile
diesen Mann nicht. Wer bin ich, dass ich mich zu seinem Richter aufspielen
dürfte. Er muss seine Tat vor Gott verantworten, nicht vor mir. Aber am Tod
dieses Mannes wird deutlich, dass du nicht mit allem Geld der Welt das Unglück
von dir und deiner Familie fernhalten kannst. Wir haben nur eine Zuflucht, und
das ist unser Schöpfer und Erlöser. Das ist unser Heiland Jesus Christus, der
uns besonders in unseren schweren Tagen nahe ist. Gut, wenn du auf ihn
vertraust, wenn sich dein Glaube im Unglück bewährt und du dann sagen kannst:
„Herr, Du weißt wie‘s mir geht. Was soll ich dir noch viel sagen? Ich bitte dich um die Kraft, auch das Schwere tragen zu können und um den Glauben, dass du mich da hindurch trägst. Ich danke dir für alles Gute in meinem Leben. Sei du jetzt bei mir, dass das Böse mich nicht überwindet. Hilf mir und rette mich. Amen”
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Zu Hiob siehe auch (klick): Gott gibt und Gott nimmt sowie Gott und das Böse
„Herr, Du weißt wie‘s mir geht. Was soll ich dir noch viel sagen? Ich bitte dich um die Kraft, auch das Schwere tragen zu können und um den Glauben, dass du mich da hindurch trägst. Ich danke dir für alles Gute in meinem Leben. Sei du jetzt bei mir, dass das Böse mich nicht überwindet. Hilf mir und rette mich. Amen”
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Zu Hiob siehe auch (klick): Gott gibt und Gott nimmt sowie Gott und das Böse
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