Losung: Hiob antwortete dem HERRN: Siehe, ich bin zu gering,
was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. Hiob 40,3.4
Lehrtext: Weil Gott uns für wert geachtet hat, uns das
Evangelium anzuvertrauen, darum reden wir, nicht, als wollten wir den Menschen
gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. 1.Thessalonicher 2,4
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir alle reden und glauben immer nur menschlich von Gott, in
Bildern, die wir verstehen. Das macht auch die Bibel. Aber wir dürfen uns nicht
einbilden, damit schon den Schöpfer des Universums, den Herrn über Raum und
Zeit verstanden und erklärt zu haben. Manchmal, im Guten wie im Bösen, geschehen Dinge, die wir nicht fassen können. Und dann bleibt uns nur übrig wie
Hiob zu Gott zu sagen: „Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich
will meine Hand auf meinen Mund legen.“ (Losung)
In der Bibel macht Hiob Gott bittere Vorwürfe, dass er ihn
so leiden lässt, obwohl er sich keiner Schuld bewusst ist. Über den 42 Kapiteln
des Hiob-Buches steht riesengroß die Frage „Warum?". Mancher, der das
jetzt liest, kennt das. Aber er weiß auch, dass er darauf keine Antwort
bekommt. Auch Gott erklärt dem Hiob nicht, warum er so leiden muss. Er sagt
nur: »Willst du weiter mit mir streiten? Du hast mich angeklagt, nun steh mir
Rede und Antwort!« Und er zeigt Hiob mit ein paar Beispielen seine Grenzen auf.
Er fragt ihn: »Willst du mein Urteil widerlegen und mich schuldig sprechen, nur
damit du recht behältst?… Wer hat mir jemals etwas gegeben, das er nun von
mir zurückfordern könnte? Mir gehört die ganze Welt.« Und Hiob antwortet:
»Herr, ich erkenne, dass du alles zu tun vermagst; nichts und niemand kann
deinen Plan vereiteln. Du hast gefragt: ‚Wer bist du, dass du meine Weisheit
anzweifelst mit Worten ohne Verstand?‘ Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen
geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen
meinen Verstand… Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen. Jetzt aber habe ich
dich mit eigenen Augen gesehen! Darum widerrufe ich meine Worte, ich bereue in
Staub und Asche.«
Ich weiß, dass der Satz, den ich nun schreibe,
missverständlich ist. Damit werde ich nicht jedem gefallen (Lehrtext). Trotzdem
will ich es tun: Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen, auch solche, die
von sich sagen, dass die gläubig sind, Gott nur vom Hörensagen kennen bis, ja
bis sie ein großes Unglück erleben. Plötzlich erfahren sie die ganze Wucht und
Macht des Schicksals, die sie in die Knie zwingt. Plötzlich erleben sie sich
komplett ohnmächtig und hilflos. Und dann hast du nur zwei Möglichkeiten:
Entweder ergibst du dich einem anonymen Schicksal oder du ergibst dich deinem
Gott. Ergeben musst du dich, so oder so, auch wenn du dich längere Zeit dagegen
auflehnst. In einem solchen Fall hast du keine andere Wahl. Hiob hat sich Gott
ergeben. Irgendwann war er so weit, dass er sagen musste und konnte: „Dein
Wille geschehe!" Irgendwann hat er seine Warum-Fragen, seine Anklagen
gegen Gott, seine abgrundtiefe Verzweiflung losgelassen. Irgendwann hat er
gesagt:
Gebet: „Herr, ich bin
am Ende, völlig am Ende. Ich weiß nicht mehr weiter. Und auch wenn ich dich
nicht verstehe, so lege ich mein Schicksal in deine Hand. Wem sonst könnte und
wollte ich es geben? Nun bist du dran, dass du mir weiterhilfst mitten in
meinem Leid und durch mein Leid hindurch. Ich weiß den Weg nicht. Aber
du."
Wer so schon einmal zu Gott gebetet hat, der kennt ihn nicht
mehr nur vom Hörensagen. Der ist ihm leibhaftig begegnet. Der wird, wie Hiob,
ihn aber auch irgendwann einmal wieder preisen für die Hilfe, die er von ihm
bekommen hat.
Gott segne dich - mit unnachgiebigem Vertrauen!
Hans Löhr
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