Montag, 17. Dezember 2012

WARUM? hl

Losung: Hiob antwortete dem HERRN: Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. Hiob 40,3.4

Lehrtext: Weil Gott uns für wert geachtet hat, uns das Evangelium anzuvertrauen, darum reden wir, nicht, als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. 1.Thessalonicher 2,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir alle reden und glauben immer nur menschlich von Gott, in Bildern, die wir verstehen. Das macht auch die Bibel. Aber wir dürfen uns nicht einbilden, damit schon den Schöpfer des Universums, den Herrn über Raum und Zeit verstanden und erklärt zu haben. Manchmal, im Guten wie im Bösen, geschehen Dinge, die wir nicht fassen können. Und dann bleibt uns nur übrig wie Hiob zu Gott zu sagen: „Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.“ (Losung)
In der Bibel macht Hiob Gott bittere Vorwürfe, dass er ihn so leiden lässt, obwohl er sich keiner Schuld bewusst ist. Über den 42 Kapiteln des Hiob-Buches steht riesengroß die Frage „Warum?". Mancher, der das jetzt liest, kennt das. Aber er weiß auch, dass er darauf keine Antwort bekommt. Auch Gott erklärt dem Hiob nicht, warum er so leiden muss. Er sagt nur: »Willst du weiter mit mir streiten? Du hast mich angeklagt, nun steh mir Rede und Antwort!« Und er zeigt Hiob mit ein paar Beispielen seine Grenzen auf. Er fragt ihn: »Willst du mein Urteil widerlegen und mich schuldig sprechen, nur damit du recht behältst?… Wer hat mir jemals etwas gegeben, das er nun von mir zurückfordern könnte? Mir gehört die ganze Welt.« Und Hiob antwortet: »Herr, ich erkenne, dass du alles zu tun vermagst; nichts und niemand kann deinen Plan vereiteln. Du hast gefragt: ‚Wer bist du, dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?‘ Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand… Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen. Jetzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen! Darum widerrufe ich meine Worte, ich bereue in Staub und Asche.«
Ich weiß, dass der Satz, den ich nun schreibe, missverständlich ist. Damit werde ich nicht jedem gefallen (Lehrtext). Trotzdem will ich es tun: Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen, auch solche, die von sich sagen, dass die gläubig sind, Gott nur vom Hörensagen kennen bis, ja bis sie ein großes Unglück erleben. Plötzlich erfahren sie die ganze Wucht und Macht des Schicksals, die sie in die Knie zwingt. Plötzlich erleben sie sich komplett ohnmächtig und hilflos. Und dann hast du nur zwei Möglichkeiten: Entweder ergibst du dich einem anonymen Schicksal oder du ergibst dich deinem Gott. Ergeben musst du dich, so oder so, auch wenn du dich längere Zeit dagegen auflehnst. In einem solchen Fall hast du keine andere Wahl. Hiob hat sich Gott ergeben. Irgendwann war er so weit, dass er sagen musste und konnte: „Dein Wille geschehe!" Irgendwann hat er seine Warum-Fragen, seine Anklagen gegen Gott, seine abgrundtiefe Verzweiflung losgelassen. Irgendwann hat er gesagt:
Gebet: „Herr, ich bin am Ende, völlig am Ende. Ich weiß nicht mehr weiter. Und auch wenn ich dich nicht verstehe, so lege ich mein Schicksal in deine Hand. Wem sonst könnte und wollte ich es geben? Nun bist du dran, dass du mir weiterhilfst mitten in meinem Leid und durch mein Leid hindurch. Ich weiß den Weg nicht. Aber du."
Wer so schon einmal zu Gott gebetet hat, der kennt ihn nicht mehr nur vom Hörensagen. Der ist ihm leibhaftig begegnet. Der wird, wie Hiob, ihn aber auch irgendwann einmal wieder preisen für die Hilfe, die er von ihm bekommen hat.

Gott segne dich - mit unnachgiebigem Vertrauen!

Hans Löhr 

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