Sonntag, 1. April 2018

Eine trotzige Hoffnung (Osterpredigt) hl

Liebe Freunde,

manches, was Christen so sagen und tun, ist eigentlich ganz vernünftig. Zum Beispiel, dass man anständig leben soll, nicht stehlen, nicht lügen und nicht egoistisch sein. Dass man seinen Mitmenschen helfen soll und bereit sein, zu vergeben und um Verzeihung zu bitten. Dass man verträglich ist, dass man auch mal nachgibt, auch mal was hergibt, Bedürftigen etwas abgibt und auch mal was für die Allgemeinheit tut.
     Das alles und noch das eine oder andere, was ich jetzt nicht genannt habe, ist vernünftig. Und weil nach wie vor viele Menschen in diesem Sinn anständig und vernünftig sein möchten, bezeichnen sie sich als Christen und bleiben in der Kirche.
     Aber zum Christsein gehört auch, womit manche, vor allem Männer, Probleme haben. Zum Christsein gehört, dass man glaubt. Nun gut, an Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde, kann man noch glauben. Aber an Jesus? Und besonders kritisch wird es, wenn man glauben soll, was wir heute an Ostern feiern, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Das passt einfach nicht mehr in unsere moderne, aufgeklärte Welt. Ist nicht mehr zeitgemäß.
     Wie ist das eigentlich bei dir? Glaubst du denn, was wir heute feiern? Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Vielleicht hilft es dir, darauf eine Antwort zu finden, wenn ich sage, was ich glaube:
Ich glaube nicht an die Auferstehung, weil das die Kirche so will. Ich glaube auch nicht an den Satz »Am dritten Tage auferstanden von den Toten«, weil er im Glaubensbekenntnis steht. Ich glaube überhaupt nicht an etwas, weder an übernatürlichen Wahrheiten noch menschliche Gewissheiten.
     Aber ich vertraue. Ich vertraue auf Gott und glaube, dass er diese Welt und alle seine Geschöpfe aus Liebe geschaffen hat. Und dass er darum kein Geschöpf verloren gibt, auch mich nicht und dich nicht.
Ich glaube, dass Gott das, was er begonnen hat, vollenden wird – auch dich und mich.
Ich glaube, dass dem Allmächtigen auch der Tod unterworfen ist und ihm dienen und wieder hergeben muss, was er sich genommen hat.
Ich glaube, dass Gott, der alles, was ist, aus dem Nichts geschaffen hat allein durch sein Wort, - dass dieser Gott auch die Toten auferwecken wird allein durch sein Wort. 
Und ich glaube, dass sich dieser Gott dir und mir in Jesus zeigt, uns in ihm begegnet, in ihm sein Wesen enthüllt.
Darum und nur darum glaube ich, dass er Jesus auferweckt hat, damit wir erkennen, wer und wie unser Gott ist, wer und wie er für dich und für mich ist. Das glaube ich und darauf vertraue ich.
Das ist es auch, was mich hoffen lässt über Sarg und Grab hinaus. Das ist es, was mich hoffen lässt nicht nur für mich und für dich, sondern für alle seine Geschöpfe. Das ist es, was mich hoffen lässt, dass nicht alles vorbei ist, wenn wir Menschen unsere Welt zu Grunde richten.
     Ist denn zur Zeit die politische Lage so bedrohlich, dass man so reden muss? Ich denke ja. Die Regierenden in unserem Land und weltweit benehmen sich wie Kinder. Sie teilen die Welt ein in Gut und Böse, wobei wir natürlich immer die Guten sind und die anderen die Bösen. Russland und der Westen bestrafen sich gegenseitig mit Sanktionen. Beleidigen sich mit Vorwürfen und Unterstellungen. Weisen Diplomaten aus, wo man doch gerade jetzt Diplomaten bräuchte, um miteinander im Gespräch zu bleiben. Sie schrecken auf beiden Seiten nicht vor Halbwahrheiten zurück und nicht vor ganzen Lügen. Sie rüsten auf - auf Teufel komm raus. Das ist der Weg in den Krieg. Wo bleibt da die Vernunft? Wo die Besonnenheit? Wo der Wille zur Verständigung? Wo die Einsicht, dass wir nur miteinander den Frieden erhalten und nicht gegeneinander?
     Ja, das alles verheißt nichts Gutes. Aber ich rechne schon lange nicht mehr damit, dass Menschen vernünftig handeln, besonnen reagieren und auf Versöhnung bedacht sind. Würde ich mich nur auf Menschen verlassen, auch auf mich, so wäre ich verlassen – und nicht nur ich. Aber das ist doch auch ein Grund, warum wir heute Ostern feiern, weil wir aller menschlichen Vernunft und Logik zum Trotz bekennen: „Der Herr ist auferstanden“. Weil wir Gott mehr zutrauen als uns selbst, weil wir immer noch auf ihn hoffen, wenn es sonst nichts mehr zu hoffen gibt. Weil wir nach wie vor auf ihn vertrauen und sagen: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“.
     Das gilt im Hinblick auf die große Welt genauso wie auf unsere kleine. In beiden Fällen vertraue ich auf Gott. Er der Allmächtige hat alles in seiner Hand, die Mächtigen in aller Welt genauso wie die vielen Ohnmächtigen, die nichts zu sagen, die keinen Einfluss haben. Er hat auch Leben und Tod in seiner Hand. Ihm will ich mit euch die Ehre geben. Ihn will ich loben und ihm danken, dass er alles regiert und wir noch immer leben können.
     Liebe Freunde, jetzt mal ehrlich, was bleibt uns denn noch, wenn wir nicht mehr auf Gott vertrauen und darauf, dass sein Wille geschieht, dass er regiert und dass er alles zu einem guten Ende bringt? Nichts bleibt dann als die Angst, dass alles ein schlechtes Ende nimmt, weil nach menschlichem Ermessen alles mit dem Tod endet.
     Doch ich weigere mich, das zu glauben. Ich räume dem Tod nicht eine solche Macht über mich ein. Zwar weiß ich, dass er stärker ist als ich und auch mich holen wird. Aber ich glaube, dass ich nicht ihm gehöre, sondern Gott und dass er mich darum wieder hergeben muss, weil Gott es so will. 
     Auf vielen Bildern wird der Tod als ein klapperdürres Gerippe dargestellt. Aber warum? Macht er nicht unablässig reiche Beute? Sammelt er nicht ständig Menschen in seinen finsteren Sack? Eigentlich müsste der Tod doch dick und fett sein. Doch jedes Mal, wenn er in seinen schwarzen Sack greift, weil es ihn hungert, ist der Sack leer. Der Tod ist nicht nur dürr, sondern auch dumm. Er merkt nicht, dass sein Sack ein Loch hat. Denn das, was der Tod sammelt, gehört ihm nicht, sondern dem, der es geschaffen hat. Der hat ihm das Loch in den Sack geschnitten und sorgt dafür, dass der Tod seine Beute wieder verliert und du und ich das Leben gewinnen.
     Manches, was Christen so sagen und tun ist eigentlich ganz vernünftig. Aber zum Christsein gehört auch der Glaube, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Gott hat ihn auferweckt. Er wird auch mich auferwecken und dich. Daran, liebe Freunde, lasst uns festhalten was immer auch andere uns einreden wollen. Das ist unser Osterglaube, von dem es in der Bibel heißt, er ist höher als alle Vernunft und bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Frohe Ostern!
Hans Löhr 

Nachtrag: Diese Predigt wurde nicht gehalten, stattdessen die österliche "Spontanpredigt" "Ein Grab mit Ausgang" in der Kirche am Ostersonntag und im Lichtblickgottesdienst am Ostermontag. Hier die Audio-Version.

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Dank für diese verständnisvoll erklärte und nachvollziehbare Spontanpredigt!

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