Losung: Mein Gott,
des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich
keine Ruhe. Psalm 22,3
Lehrtext: Die Jünger
sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich
geneiget. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Lukas 24,29
Liebe
Leserin, lieber Leser,
hast du
schon mal so ähnlich beten müssen wie David im Psalm
22? Hier ein Ausschnitt aus seinem Gebet mit der heutigen Losung: »Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein
Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde
ich keine Ruhe. Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst
du ihnen heraus. Zu dir schrien sie und wurden errettet. Ich aber bin
ein Wurm und kein Mensch,... Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,
du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an. Sei nicht ferne von mir,
denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer.« (Psalm
22 Auswahl)
Wer so betet, dem geht es wirklich schlecht. Manche Theologen
meinen, dass Jesus Teile dieses Psalms am Kreuz gebetet
hat, da auch er sagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen?“ Jedenfalls ist das ein erschütterndes Gebet. Ob es
auch das Herz Gottes erschüttert?
Ich möchte ein solches Gebet nicht beten müssen. Aber wer
weiß, vielleicht kommt die Zeit, da ich froh bin, überhaupt so beten
zu können. Und trifft nicht oft genug zu, was David
betet: „Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier
kein Helfer“? Du und ich, wir haben doch keine Alternative zu
Gott. Wer sollte uns denn sonst in großer Not helfen? Ich wüsste
keinen. Es stimmt schon: „Von Mutterleib an bin ich auf ihn
geworfen“, von Anbeginn meines Lebens ist Gott mein Schicksal. Dass
ich überhaupt bin, meine gesamte Existenz ist mit
ihm unauflöslich verwoben. Zum Leben, das er mir gegeben
hat, gehören nicht nur die guten, sondern auch die schlechten Zeiten. Und
wenn ich die einen gern aus seiner Hand nehme, sollte ich dann
die anderen nicht auch annehmen? (siehe Hiob 2,10)
Mir geht es nicht anders als meinen Vorfahren, die auch auf
Gott gehofft haben auf ihrem Krankenlager und in den
Schützengräben, in den Zeiten von Hunger und Seuchen und nicht
zuletzt auf dem Totenbett. Hätten sie nicht Hilfe erfahren, könnte
ich nicht ihr Nachkomme sein. Sie sollen mir ein Hinweis
sein, dass Gott erhört und hilft. Und darum
will auch ich auf ihn hoffen.
Ja, Gott ist mein Schicksal. Es gibt kein Leben ohne
ihn, für niemanden. Mögen es auch viele sein, die sich das
einreden, die meinen, Gott nicht zu brauchen und ohne ihn leben zu
können; die sich damit brüsten, gottlos zu sein und auf den Glauben
verzichten zu können. – Auch sie gäbe es nicht ohne ihn. Keinen
Augenblick könnten sie ohne seine Hilfe leben. Und was ist,
wenn ihnen das Wasser der Leiden bis zum
Hals geht und das Feuer der Schmerzen über ihnen zusammen
schlägt? Wenn kein Mensch mehr helfen kann, kein
Smartphone, keine Medizin, keine atheistische Weltanschauung?
Gott ist unser aller Schicksal. Wie gut, wenn ich das weiß, wenn
ich auch noch in schweren Zeiten auf ihn vertrauen, zu
ihm beten kann. Und selbst wenn ich bete „Gott, warum hast
du mich verlassen?“, so bleibt er doch meine Adresse, an die ich mich
wenden, das Ohr, in das ich schreien und klagen kann.
Gebet: Ja,
Herr Jesus, bleibe bei uns am Abend eines jeden Tages (Lehrtext), am
Abend des Lebens, am Abend der Welt. In dir erkenne ich, dass ich
Gott nicht gleichgültig bin, sondern dass er barmherzig ist und
hilft. Amen
Herzliche
Grüße
Hans Löhr
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Alle bisherigen Losungsauslegungen kann man hier im Internet-Blog nachlesen: <http ://glaubenswachstum.blogspot.c om/>
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Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, gehe ich meinen Weg.
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Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
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