Samstag, 22. August 2020

König der Herzen hl

 Losung: Der König antwortete Daniel und sprach: Wahrhaftig, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige. Daniel 2,47 

Lehrtext: In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind. Philipper 2,10 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was wird am Ende der Tage sein, am Ende der Welt? Das wollten schon viele wissen, auch der König von Babylon, Nebukadnezar. Im Buch Daniel des Alten Testaments wird erzählt, dass er einen Traum hatte von einem riesigen Standbild geformt aus vier verschiedenen Materialien, die ein Symbol für die vier Weltreiche waren. Doch der König verstand den Traum nicht. Schließlich hat ihm der Hebräer Daniel den Traum gedeutet. In der Bibel heißt es dazu:

     »Aber zur Zeit dieser vier Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich nieder vor Daniel und befahl, man sollte ihm Speisopfer und Räucheropfer darbringen. Und der König antwortete Daniel und sprach: Wahrhaftig, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige, der Geheimnisse offenbaren kann, wie du dies Geheimnis hast offenbaren können. (Losung)

     Und der König erhöhte Daniel und gab ihm große und viele Geschenke und machte ihn zum Fürsten über das ganze Land Babylon und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen in Babylon.«

     Von einem Traum des Königs Nebukadnezar und auch von einem Daniel weiß die Geschichtswissenschaft nichts. Nur die Bibel, nur die Priester zur Zeit des Alten Testaments erzählen das. Und sie erzählen nicht, was geschichtlich geschehen ist, sondern was sein soll. Dazu nehmen sie die Josefsgeschichte aus dem ersten Mosebuch als Vorlage. Und sie überbieten sie noch in ihrer Fantasie: Der große Nebukadnezar, der König eines Weltreiches, fällt vor dem kleinen Hebräer Daniel auf die Knie und lässt ihn wie einen Gott verehren. Und der Gott Daniels wird von ihm als der einzig wahre anerkannt.

Menschliche Fantasien

So hätten sie es gerne gehabt, die Israeliten / Hebräer, die man auch Juden nennt. Aber so war es nicht. Das wussten die Verfasser dieser Geschichte und wohl auch die Gebildeten unter ihren ersten Hörern. Worum es aber den Priestern ging, war so eine Art Glaubensbekenntnis: Der Gott der Juden ist der einzige, der größte und mächtigste. Das wissen bisher nur sie selbst. Aber einmal werden es alle wissen. Und einmal werden alle anderen Völker und Könige vor diesem Gott in die Knie gehen und ihn anbeten, nachdem er alle anderen Königreiche „zermalmt und zerstört“ haben wird. Deshalb muss Gott jetzt schon als ein solcher verehrt werden, der er einmal für alle Menschen sein wird. Und ein Abglanz dieser Bedeutung, die ihm durch diese Verehrung zuteil wird, fällt dann auch wieder auf seine Verehrer, also auf die Juden zurück.

     Der Apostel Paulus überträgt später diese Vorstellung aus seiner früheren, jüdischen Religion auf seinen neuen Glauben, übersteigert sie ins Kosmische und sagt: »In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind. (Lehrtext)

     Welchen Honig sauge ich aus diesen beiden Bibelworten für meinen Glauben? Die Machtfantasien, die sich mit ihnen verbinden, brauche ich nicht. Weder müssen andere „zermalmt und zerstört werden“, noch müssen sie vor Daniel und erst recht nicht vor Jesus auf dem Bauch liegen (Daniel 2,46). Noch muss mein Glaube über alle anderen Religionen sichtbar triumphieren und mich ins rechte Licht rücken.

Der König, zu dem ich mich bekenne

     Aber daran halte auch ich fest, dass Gott, wie er sich in Jesus Christus zeigt, der einzige ist, der Vater, der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Ja, er ist »der König der Könige« (Losung). Aber seine goldene Wiege ist der Futtertrog. Seine Krone ist die Dornenkrone und sein Thron ist das Kreuz. Er herrscht nicht mit Feuer und Schwert, nicht mit der Macht des Militärs und des Geldes. Er hat das Zepter der Barmherzigkeit in seiner Hand und mit der anderen segnet er uns Menschen. Seine Prinzipien sind nicht Recht und Ordnung oder Gesetz, Befehl und Gehorsam. Als König der Herzen regiert er mit verzeihender Liebe.

     Wer vor ihm im Staub liegt, den richtet er auf. Wen eigene Schuld zerdrückt, dem nimmt er sie ab. Wer verzweifelt ist, dem schenkt er Hoffnung. Und wer verletzt ist an Leib und Seele, den heilt und tröstet er.

     Zu diesem König bekenne ich mich. Vor ihm gehe ich in die Knie, nicht, weil es sich so gehört, nicht, weil ich muss, sondern weil er mich immer wieder aufs Neue überwältigt, wenn ich ihn am Kreuz sehe und seine Menschenliebe spüre. 

Gebet:.

1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

2) Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

(Georg Weissel (1590–1635), Evang. Gesangbuch Nr. 1)

Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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