Losung: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht
die Herde weiden? Hesekiel 34,2
Lehrtext: Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Römer 12,7
Liebe Leserin, lieber Leser,
der vorgestern verstorbene Altbundeskanzler Helmut Schmidt
hatte sich einmal den »ersten Angestellten der Republik« genannt. So hat er
sich als Bundeskanzler verstanden und so wollte er von anderen verstanden werden.
Dahinter stand ein Dienstverständnis, das bis ins Alte Testament zurückreicht.
Damals hießen die politischen Führer im alten Israel
„Hirten“. In unserer Zeit ist das mit dem Titel „Minister“, auf Deutsch:
Diener, vergleichbar. Die ihnen von Gott zugedachte Aufgabe war, sich um das
Volk zu kümmern, es zu beschützen, das Recht zu verteidigen und die
Lebensgrundlagen zu verbessern. Keinesfalls aber sollten sie die Menschen in
ihrem Herrschaftsgebiet ausbeuten, sich auf ihre Kosten bereichern und sie für
eigene Zwecke ausnutzen (Losung).
Später hat das der Apostel Paulus auch für die
Aufgabenverteilung in einer christlichen Gemeinde angemahnt (Lehrtext). Jeder Amtsträger in Kirche und
Gemeinde soll der Bibel zufolge dienen und nicht herrschen, er sei Papst,
Bischof, Dekan, Pfarrer oder Pfarrerin und was es sonst noch für Ämter gibt.
Als Zeichen dafür wäscht der Papst an jedem Gründonnerstag Menschen ohne Rang
und Namen die Füße. Er folgt damit dem Beispiel Jesu, der seine Jüngern, die zuvor
arme Fischer und kriminelle Zolleinnehmer waren, die Füße gewaschen hatte (Johannes 13,1-17). Zuletzt
ging Papst Franziskus deswegen in ein Gefängnis und diente mit dieser Geste der
Demut den Verbrechern. Hier der Link zum Bericht der Tagesschau: Fußwaschung.
Es würde den Mitgliedern einer christlichen Gemeinde gut
anstehen, wenn sie vor hohen kirchlichen Würdenträgern nicht vor Ehrfurcht und
Bewunderung „auf dem Bauch liegen“, sondern in ihnen ihre Dienstleister sehen
und sie auch so behandeln würden. Damit würden sie sich auf gute Weise davon
unterscheiden, wie es sonst in der Welt zugeht. Aber wer ist schon bereit, die
Bibel auch an diesem Punkt ernst zu nehmen? Die Sucht nach Verehrung von
Menschen, die man zu Stars (Sternen) erhebt, scheint unstillbar zu sein.
Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass man hofft, als Fan etwas vom Glanz seines
Stars abzubekommen. Demgegenüber macht der ‚Glanz der Gnade‘, der von dem armen
Zimmermann und Wanderprediger Jesus von Nazareth ausgeht, offenbar nicht so
viel her. Zunächst hatte man ihn noch beim Einzug in Jerusalem mit Hosianna-Rufen
willkommen geheißen. Ein paar Stunden später haben dieselben Leute dann „kreuzigt
ihn“ gerufen. So schnell kann's gehen.
Gebet: Herr, ich danke dir für die vielen
Menschen, die ohne viel Aufhebens zu machen anderen dienen sei es in der
eigenen Familie, sei es im Beruf, im Staat, in der Gesellschaft, in der Kirche
oder in einer Gemeinde. Sie sind die wahren Stars am Himmel der Nächstenliebe.
Sie sind die Leuchttürme der Barmherzigkeit, die Fackeln der
Menschenfreundlichkeit in der Nacht von Egoismus, Angst und Gier. Du hast mit
deiner Liebe auch mein Leben hell gemacht. Bewege mich dazu, dass auch ich
etwas von deinem Licht für andere abstrahle. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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