Donnerstag, 12. November 2015

Fackeln der Menschenfreundlichkeit hl

Losung: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Hesekiel 34,2

Lehrtext: Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Römer 12,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

der vorgestern verstorbene Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte sich einmal den »ersten Angestellten der Republik« genannt. So hat er sich als Bundeskanzler verstanden und so wollte er von anderen verstanden werden. Dahinter stand ein Dienstverständnis, das bis ins Alte Testament zurückreicht.
Damals hießen die politischen Führer im alten Israel „Hirten“. In unserer Zeit ist das mit dem Titel „Minister“, auf Deutsch: Diener, vergleichbar. Die ihnen von Gott zugedachte Aufgabe war, sich um das Volk zu kümmern, es zu beschützen, das Recht zu verteidigen und die Lebensgrundlagen zu verbessern. Keinesfalls aber sollten sie die Menschen in ihrem Herrschaftsgebiet ausbeuten, sich auf ihre Kosten bereichern und sie für eigene Zwecke ausnutzen (Losung).
Später hat das der Apostel Paulus auch für die Aufgabenverteilung in einer christlichen Gemeinde angemahnt (Lehrtext). Jeder Amtsträger in Kirche und Gemeinde soll der Bibel zufolge dienen und nicht herrschen, er sei Papst, Bischof, Dekan, Pfarrer oder Pfarrerin und was es sonst noch für Ämter gibt. Als Zeichen dafür wäscht der Papst an jedem Gründonnerstag Menschen ohne Rang und Namen die Füße. Er folgt damit dem Beispiel Jesu, der seine Jüngern, die zuvor arme Fischer und kriminelle Zolleinnehmer waren, die Füße gewaschen hatte (Johannes 13,1-17). Zuletzt ging Papst Franziskus deswegen in ein Gefängnis und diente mit dieser Geste der Demut den Verbrechern. Hier der Link zum Bericht der Tagesschau: Fußwaschung.
Es würde den Mitgliedern einer christlichen Gemeinde gut anstehen, wenn sie vor hohen kirchlichen Würdenträgern nicht vor Ehrfurcht und Bewunderung „auf dem Bauch liegen“, sondern in ihnen ihre Dienstleister sehen und sie auch so behandeln würden. Damit würden sie sich auf gute Weise davon unterscheiden, wie es sonst in der Welt zugeht. Aber wer ist schon bereit, die Bibel auch an diesem Punkt ernst zu nehmen? Die Sucht nach Verehrung von Menschen, die man zu Stars (Sternen) erhebt, scheint unstillbar zu sein. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass man hofft, als Fan etwas vom Glanz seines Stars abzubekommen. Demgegenüber macht der ‚Glanz der Gnade‘, der von dem armen Zimmermann und Wanderprediger Jesus von Nazareth ausgeht, offenbar nicht so viel her. Zunächst hatte man ihn noch beim Einzug in Jerusalem mit Hosianna-Rufen willkommen geheißen. Ein paar Stunden später haben dieselben Leute dann „kreuzigt ihn“ gerufen. So schnell kann's gehen. 

Gebet: Herr, ich danke dir für die vielen Menschen, die ohne viel Aufhebens zu machen anderen dienen sei es in der eigenen Familie, sei es im Beruf, im Staat, in der Gesellschaft, in der Kirche oder in einer Gemeinde. Sie sind die wahren Stars am Himmel der Nächstenliebe. Sie sind die Leuchttürme der Barmherzigkeit, die Fackeln der Menschenfreundlichkeit in der Nacht von Egoismus, Angst und Gier. Du hast mit deiner Liebe auch mein Leben hell gemacht. Bewege mich dazu, dass auch ich etwas von deinem Licht für andere abstrahle. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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