Mittwoch, 25. November 2015

Warum ich gebe hl

Losung: Ehre den HERRN mit deinem Gut. Sprüche 3,9

Lehrtext: Der reiche Mann im Gleichnis sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
Lukas 12,19-20

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzten Samstag stand wieder mal eine Rumänin vor unserer Haustür, zeigte ihren Ausweis und bat mich um Geld. Ich gab ihr drei Euro. Sie wollte aber 50 und war nahe daran, unverschämt zu werden. Ich weiß nicht, an wie vielen Haustüren sie sonst schon geklingelt und 50 Euro verlangt hat. Jedenfalls hat dieser Vorfall meine Bereitschaft, Rumänen künftig etwas zu geben, nicht gerade gestärkt.
Nein, ich kann und will nicht die finanziellen Probleme all derer lösen, die an unserer Pfarrhaustür klingeln und um Geld bitten. Darunter sind auch einige Deutsche, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen und sich darum immer wieder einmal melden. Sie versprechen hoch und heilig, einen größeren Betrag zurückzuzahlen. Doch bis heute haben sie das Versprechen nicht gehalten.
Ehrlich gesagt, ich gebe denen, die mich um Geld bitten, sei es vor meiner Haustür oder auf der Brücke zum Brückencenter oder in den Fußgängerzonen, nicht ihretwegen, sondern um meinetwillen. Ich will nicht achtlos an Menschen vorübergehen, die bitten. Ich will mir nicht hinterher Vorwürfe machen, hartherzig gewesen zu sein. Ich will mich auch immer wieder darin trainieren, etwas ohne Gegenleistung zu geben. Deshalb lasse ich manchmal auch die Münze im Einkaufswagen stecken oder das Wechselgeld in Parkscheinautomaten liegen. Wer nach mir kommt, wird sich vielleicht darüber freuen.
Und warum tue ich das alles nicht wegen der Menschen, die um Geld bitten? Weil ich nicht weiß, wie ihre Situation wirklich ist, ob sie es tatsächlich brauchen oder ob der eine oder andere nicht von einer organisierten Bande vorgeschickt wird. Vielleicht setzt manch einer das erbettelte Geld auch gleich in Alkohol oder Zigaretten um. Aber das ist mir egal.
Ich weiß, dass mir manche jetzt den Vorwurf machen, nur deshalb zu geben, um ein besseres Gewissen zu haben. Na und? Was ist die Alternative? Ob ich allerdings Gott damit ehre, wage ich zu bezweifeln. Dazu sind diese ‚Spenden‘ zu klein. Nur wo ist die Grenze? Sind die Daueraufträge, die ich laufen habe, groß genug? Ich weiß es nicht. Doch in diesem Fall weiß ich, wem ich was gebe und warum. Da geht es nicht nur mich, sondern auch um die Menschen, die unterstützt werden. Mindestens genauso wichtig wie die finanzielle Zuwendung ist die persönliche. Darum bemühe ich mich auch, wo es geht, mit den Empfängern ins Gespräch zu kommen. Auch meine Zeit und meine Zuwendung sind ein Gut, mit dem ich Gott ehren kann.

Gebet: Herr, du segnest mich mit verhältnismäßig vielen Gütern ohne dass ich das mehr verdient habe als andere. Ich will nicht vergessen, dass ich alles dir verdanke, alles was ich bin und habe. Ich habe nichts dazu getan, dass ich überhaupt lebe und dazu noch in dieser Zeit und in diesem Land. Und darum will ich auch die nicht vergessen, denen meine Zuwendung gut tut. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen