Losung: Ehre den HERRN mit deinem Gut. Sprüche 3,9
Lehrtext: Der reiche Mann im Gleichnis sprach: Liebe Seele, du hast einen
großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!
Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
Lukas 12,19-20
Liebe Leserin, lieber Leser,
letzten Samstag stand wieder mal eine Rumänin vor unserer
Haustür, zeigte ihren Ausweis und bat mich um Geld. Ich gab ihr drei Euro. Sie
wollte aber 50 und war nahe daran, unverschämt zu werden. Ich weiß nicht, an
wie vielen Haustüren sie sonst schon geklingelt und 50 Euro verlangt hat. Jedenfalls
hat dieser Vorfall meine Bereitschaft, Rumänen künftig etwas zu geben, nicht
gerade gestärkt.
Nein, ich kann und will nicht die finanziellen Probleme all
derer lösen, die an unserer Pfarrhaustür klingeln und um Geld bitten. Darunter
sind auch einige Deutsche, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen und sich darum
immer wieder einmal melden. Sie versprechen hoch und heilig, einen größeren
Betrag zurückzuzahlen. Doch bis heute haben sie das Versprechen nicht gehalten.
Ehrlich gesagt, ich gebe denen, die mich um Geld bitten, sei
es vor meiner Haustür oder auf der Brücke zum Brückencenter oder in den Fußgängerzonen,
nicht ihretwegen, sondern um meinetwillen. Ich will nicht achtlos an Menschen
vorübergehen, die bitten. Ich will mir nicht hinterher Vorwürfe machen,
hartherzig gewesen zu sein. Ich will mich auch immer wieder darin trainieren,
etwas ohne Gegenleistung zu geben. Deshalb lasse ich manchmal auch die Münze im
Einkaufswagen stecken oder das Wechselgeld in Parkscheinautomaten liegen. Wer
nach mir kommt, wird sich vielleicht darüber freuen.
Und warum tue ich das alles nicht wegen der Menschen, die um
Geld bitten? Weil ich nicht weiß, wie ihre Situation wirklich ist, ob sie es
tatsächlich brauchen oder ob der eine oder andere nicht von einer organisierten
Bande vorgeschickt wird. Vielleicht setzt manch einer das erbettelte Geld auch
gleich in Alkohol oder Zigaretten um. Aber das ist mir egal.
Ich weiß, dass mir manche jetzt den Vorwurf machen, nur
deshalb zu geben, um ein besseres Gewissen zu haben. Na und? Was ist die
Alternative? Ob ich allerdings Gott damit ehre, wage ich zu bezweifeln. Dazu sind
diese ‚Spenden‘ zu klein. Nur wo ist die Grenze? Sind die Daueraufträge, die
ich laufen habe, groß genug? Ich weiß es nicht. Doch in diesem Fall weiß ich,
wem ich was gebe und warum. Da geht es nicht nur mich, sondern auch um die
Menschen, die unterstützt werden. Mindestens genauso wichtig wie die
finanzielle Zuwendung ist die persönliche. Darum bemühe ich mich auch, wo es
geht, mit den Empfängern ins Gespräch zu kommen. Auch meine Zeit und meine
Zuwendung sind ein Gut, mit dem ich Gott ehren kann.
Gebet: Herr, du segnest mich mit verhältnismäßig
vielen Gütern ohne dass ich das mehr verdient habe als andere. Ich will nicht
vergessen, dass ich alles dir verdanke, alles was ich bin und habe. Ich habe
nichts dazu getan, dass ich überhaupt lebe und dazu noch in dieser Zeit und in
diesem Land. Und darum will ich auch die nicht vergessen, denen meine Zuwendung
gut tut. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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