Losung: Habe deine
Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Psalm 37,4
Lehrtext: Alles, was
ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch
zuteil werden. Markus 11,24
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Bibel nimmt mit der heutigen Losung den Mund, wenn ich so sagen
darf, mal wieder ziemlich voll. Aber wäre denn das Gegenteil
glaubwürdiger, wenn es hieße: ‚Gott wird dir nichts von dem geben, was du dir
wünscht‘? Das glaubst du doch selber nicht. Und ich auch nicht. Schließlich
habe ich selbst erlebt, dass manches eingetroffen ist, worum ich gebetet hatte. Ein Sechser im Lotto war nicht darunter, aber fast immer, dass ich morgens gesund aufgewacht bin.
In vielfacher Hinsicht bin ich wunschlos, weil ich bereits habe, weil mir Gott bereits gegeben hat und ständig gibt, was ich
mir von Herzen wünschen würde, hätte ich es nicht bereits. Da kann jetzt jeder für
sich nachdenken, was er alles schon hat.
Uns allen gemeinsam ist, dass Gott uns
das Leben geschenkt hat und uns bis zu diesem Augenblick durch manche
Gefahren und Schwierigkeiten hindurch gebracht hat. Dass wir Frieden haben und
einen nicht unbeträchtlichen Wohlstand usw.
So gesehen trifft das Losungswort
schon zu, dass ich allen Grund habe, mich über den Herrn zu freuen. Und weil
er mir bisher schon so viel gegeben hat und immer noch gibt – auch ohne dass
ich ihn jedesmal darum bitte – kann ich davon ausgehen, dass er mich auch in Zukunft
beschenkt.
Jesus ist im heutigen Lehrtext noch kühner, wenn er sagt »Ihr
müsst Gott ganz vertrauen! Denn das ist sicher: Wenn ihr glaubt und nicht
im Geringsten daran zweifelt, dass es wirklich geschieht, könnt ihr zu diesem
Berg hier sagen: 'Hebe dich von der Stelle, und stürze dich ins Meer!', und es
wird geschehen. Ja, ich sage euch: Um was ihr auch bittet - glaubt fest,
dass ihr es schon bekommen habt, und Gott wird es euch geben! Aber
wenn ihr ihn um etwas bittet, sollt ihr vorher
den Menschen vergeben, mit denen ihr
nicht zurechtkommt. Dann wird euch der Vater im Himmel eure Schuld auch vergeben.«
Was für ein Glaube, der Berge versetzen kann! Meine Gefahr
ist, dass ich bereits zu zweifeln beginne, bevor ich noch damit angefangen habe,
so zu glauben. Und so meine ich, wer Gott von vorneherein nichts oder nur wenig
zutraut, der wird auch nichts oder nur wenig empfangen. Und umgekehrt, wer ihm
im guten Sinn alles zutraut, wird auch alles bekommen, worum er bittet. Alles?
Sieh an, jetzt zweifle ich schon wieder. Stattdessen möchte ich einfach so
leben und so glauben können wie Jesus es sagt.
Stell dir vor, wir könnten so glauben, dass die ‚Pakete‘ zu
uns schon unterwegs sind, die wir im Gebet ‚bestellt‘ haben. Wir könnten sagen:
‚Vater, ich verlasse mich darauf, dass du mir zur rechten Zeit gibst, was mir gut
tut.‘ Lebten wir dann nicht in ständiger Vorfreude? Wären wir dann nicht aller
Angst und aller Sorgen enthoben? Fast hätte ich Lust, einen solchen Glauben mal
auszuprobieren. Und wenn du mitmachst, dann trau ich mich auch. Also los, - wäre
da nur nicht diese Bedingung, dass ich zuvor denen vergeben soll, mit denen ich
nicht zurechtkomme. Ist das vielleicht mein Berg, der mir im Weg zu einem
solchen unerschütterlichen Gottvertrauen steht, statt dass er längst im Meer
liegt, wo er hingehört?
Gebet: Herr, ja, ich möchte glauben können, möchte
dir vertrauen ganz und gar. Doch dazu soll ich erst vergeben. Und ich möchte
vergeben können, ganz und gar. Doch dazu muss ich erst glauben. Allein komme
ich aus dieser Zwickmühle nicht heraus. Hilf du mir zu beidem, dass ich
vergeben kann und glauben, damit der Berg der Unversöhnlichkeit im Meer deiner
Liebe versinkt und der Weg frei wird zu einem Leben mit dir, ohne Sorgen
und ohne Angst. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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