Lichtblickpredigt
von Hans Löhr.
Liebe
Freunde, liebe Kometen Gottes,
zu dieser ungewöhnlichen Anrede gleich mehr. Doch
zunächst frage ich, was für ein Gefühl haben Sie / hast du am Anfang dieses
neuen Jahres? Ist es so, wie wenn du in eine unbekannte Gegend hineingehst, die
du nicht kennst? Ist es so, dass du etwas bang drauflos läufst, weil du nicht weißt, wohin dich
dein Weg führt und wo er endet?
Ich denke, die meisten von uns haben wohl eine solche
Vorstellung, spüren eine gewisse Unsicherheit. Doch unser Glaube legt uns etwas anderes nahe.
Freilich kennen wir den Weg nicht, den wir in die Zukunft hinein gehen, egal,
ob wir glauben oder ungläubig sind. Aber für den, der glaubt, ist jeder Schritt
in die Zukunft zugleich ein Schritt nach Haus.
So jedenfalls sehe ich mich: Ich komme von Gott, bin von
ihm geschaffen und dazu bestimmt, auf dieser Erde und in dieser Zeit zu leben.
Und wenn meine Zeit zu Ende ist, gehe ich wieder zu ihm zurück in seine Armen, dorthin, wo
alles begonnen hat, .
Im Licht des Glaubens ist mein Leben hier auf der Erde
im Grunde nichts anderes als ein Heimkommen. Ich weiß zwar nicht, was mich auf
dem Weg nach Haus erwartet. Ich glaube aber zu wissen, wer mich erwartet. Ich
kenne den Weg zwar nicht, aber das Ziel.
Ende der sechziger Jahre hat die Rockgruppe Creedence
Clearwater Revival dieses Gefühl auf ganz weltliche Weise zum Ausdruck gebracht
in ihrem vielleicht schönsten Lied: „Long as I can see the light“ - Solange ich
das Licht sehen kann. Darin heißt es auf Deutsch:
Stell
eine Kerze ins Fenster, weil es mich wieder heim zieht. Und obwohl ich gehe und
gehe, werde ich doch bald heimkommen solange ich das Licht sehen kann. [Bild einblenden und den ersten Teil des Songs
einspielen bis Minute 1,44]
Und obwohl ich gehe und gehe werde ich doch heimkommen solange ich das Licht sehen kann. In Kriegszeiten war das manchmal so und ist es vielleicht noch immer, dass die Mutter für ihren Sohn und die Frau für ihren Mann eine Kerze ins Fenster stellt. Und wo immer er ist und wie immer es ihm auch geht, er weiß, dass daheim dieses Licht für ihn brennt, dass er da erwartet wird und willkommen ist.
Und obwohl ich gehe und gehe werde ich doch heimkommen solange ich das Licht sehen kann. In Kriegszeiten war das manchmal so und ist es vielleicht noch immer, dass die Mutter für ihren Sohn und die Frau für ihren Mann eine Kerze ins Fenster stellt. Und wo immer er ist und wie immer es ihm auch geht, er weiß, dass daheim dieses Licht für ihn brennt, dass er da erwartet wird und willkommen ist.
Und nun, liebe Freunde, denken wir wieder an das vor
uns liegende Jahr und an die Jahre, die vielleicht noch kommen werden und dass
wir als Weggefährten unterwegs sind durch die Zeit. Steht auch für uns ein
Licht im Fenster? Ja, ich glaube fest daran. Gott stellt uns ein Licht ins
Fenster seines Hauses, von dem wir einst ausgegangen sind und zu dem wir zurückkehren.
So gilt auch für mich und für dich, wo immer wir sind, wie immer es uns geht,
wie lang unser Lebensweg auch sein mag: Im Haus unseres himmlischen Vaters
brennt ein Licht. Da leuchtet seine Herrlichkeit für dich und für mich. Da
werden wir erwartet. Da sind wir daheim.
Manchmal erzählen Menschen, die wegen eines Unfalls
bereits klinisch tot waren und dann doch noch in dieses Leben zurückgeholt
worden sind, von einem solchen Licht. Sie wurden nicht von der Finsternis
verschluckt. Ihnen leuchtete vielmehr ein überirdisches Licht, das sie mit
großer Freude erfüllt hat. Manche waren deshalb sogar enttäuscht, als sie wieder
in diesem Leben erwachten.
Von diesem Licht heißt es am Schluss des Vaterunsers:
»Dein ist die Herrlichkeit!« Sie ist das göttliche Licht, das alles überstrahlt
und aus der Ewigkeit in unsere Zeit leuchtet. Die Bibel spricht an vielen
Stellen von diesem Licht der Herrlichkeit. So heißt es im heutigen Lehrtext, im
ersten Petrusbrief: »Gott hat euch berufen von der Finsternis zu seinem
wunderbaren Licht.« Und im Brief an die Hebräer heißt es: »In Jesus Christus zeigt
sich die göttliche Herrlichkeit seines Vaters, denn er ist ganz und gar Gottes
Ebenbild. Sein Wort ist die Kraft, die das Weltall zusammenhält.« (Hebräer 1,3)
Zum besseren Verständnis möchte ich das Licht von Gottes
Herrlichkeit, die sich in Jesus zeigt, mit unserer Sonne vergleichen. Ihre
Kraft hält unsere Erde in der Bahn. Ihr Licht lässt uns leben. Es leuchtet und
wärmt uns.
Damit sind wir bei der ungewöhnlichen Anrede, mit der
ich die Predigt begonnen habe, als ich zu euch sagte: »Liebe Kometen Gottes«.
Alle Kometen, die wir durch unsere Fernrohre,
Teleskope oder auch mit bloßem Auge am Himmel sehen können, gehören ebenfalls ins
Kraftfeld unserer Sonne. Sie laufen um sie herum auf einer lang gezogenen,
elliptischen Bahn und wir sehen sie das nächste Mal erst wieder nach vielen
Jahrzehnten. Es ist die Sonne mit ihrer Schwerkraft, die diese Himmelskörper
anzieht. Wenn sie dann nahe um sie herumgeflogen sind, fliegen
sie von ihr neu beschleunigt wieder hinaus an die Grenzen des Sonnensystems.
Sobald der Schwung nachgelassen hat, werden sie wieder von der Sonne angezogen.
Eines Tages aber kommen die Kometen der Sonne so nahe, dass sie in sie hinein
fliegen und mit ihr verschmelzen.
So, liebe Freunde, verstehe ich auch unser Leben mit
Gott. Jedes Lebewesen, jedes Geschöpf, lebt innerhalb seines Kraftfeldes, von
ihm gehalten und von ihm angezogen. Manchmal wird ein Komet von anderen
Himmelskörpern leicht abgelenkt. Aber die Schwerkraft der Sonne setzt sich auf
die Dauer genauso durch wie sich die Kraft Gottes bei seinen Geschöpfen
durchsetzt. Wie heißt es noch mal in der Bibel: »Sein Wort ist die Kraft, die
das Weltall zusammenhält.«
Und selbst wenn wir uns wieder von Gott entfernen
sollten, so wie sich auch Kometen auf ihrer Bahn wieder von der Sonne
entfernen, bleiben wir doch in seinem Einflussbereich, in seinem Reich. Wir
sind Kometen Gottes. Wir kehren, von ihm angezogen, wieder zu ihm zurück bis
unsere Reise zu Ende ist und wir in seine ausgebreiteten Arme laufen. Dann sind
wir für immer bei ihm, für immer daheim.
Für die Kometen ist die Sonne so etwas wie die Kerze
im Fenster, und für uns ist es Gottes Herrlichkeit. Long as I can see light – solange ich dieses Licht sehen kann, weiß
ich, wo mein Ziel, wo mein Zuhause ist.
Daran denke ich, sooft ich das Vaterunser bete, das mit dem Satz schließt: »Denn dein ist die Herrlichkeit in Ewigkeit«. Das ist
auch mein Ziel. In diesem Licht beten wir das Vaterunser bei der Taufe und
preisen angesichts von Gottes Herrlichkeit das neue Leben. In diesem Licht
beten wir das Vaterunser bei der Konfirmation und preisen Gott für den Glauben
der jungen Leute. In diesem Licht beten wir es bei der Hochzeit und preisen
Gott für die Liebe. In diesem Licht beten wir das Vaterunser am offenen Grab
und preisen Gott, dass er uns erlöst hat aus Schuld und Tod. Ja, auch bei einer
Trauerfeier leuchtet für den, der mit den Augen des Glaubens sehen kann, Gottes
Herrlichkeit über dem Friedhof, das Licht im Fenster, das uns den Weg nach
Hause weist.
Doch auch jetzt schon, am Anfang dieses Jahres, soll
dir Gottes Licht den Weg zeigen. Und wenn du gerade den Kopf hängen lässt, soll es
dich aufschauen lassen zu ihm aus allem, was dich im Augenblick niederdrückt und
was dir Sorgen macht. Er kann dir helfen, dass im Licht seiner
Herrlichkeit das, was dir weh tut, an Wucht und Schwere verliert und es dir wieder leichter wird.
Natürlich
nimmt jeder von uns auch seine Lasten vom alten ins neue Jahr mit hinüber, es
seien Krankheiten oder Enttäuschungen, Einsamkeit oder andere Sorgen. Doch du nimmst auch deinen Glauben mit hinüber. Ich wünsche dir,
dass du daraus neuen Lebensmut schöpfst und Kraft für die Zeit, die vor dir
liegt.
Wie
auch immer es dir gerade geht, auch in deinem Leben sind so viele wunderbare
Dinge, in denen sich Gottes Herrlichkeit spiegelt. Dafür wollen wir ihn
gemeinsam preisen, wenn wir nachher das Vaterunser beten und ihm danken, dass
bei ihm auch für uns eine Kerze im Fenster steht. Amen
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