Mittwoch, 11. Juli 2018

Der ganz andere Gott hl

LosungJesaja sprach: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen. Jesaja 6,5 

LehrtextDarum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten. Epheser 4,25 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie Menschen Gott erleben, hängt auch von den Umständen ab, in denen sie leben. Ich erlebe Gott als den liebenden und segnenden, als den, der mich behütet und mir nahe ist. Das hat auch damit zu tun, dass ich nie einen Krieg oder eine schlechte Zeit erlebt habe, dass ich gesund bin, eine wunderbare, große Familie habe und in einem schönen Pfarrhaus mit großem Garten wohnen kann. Alles in allem kann ich nur dankbar sein und bin es auch. Und nicht zuletzt deswegen kann ich auch sagen: Ja, ich liebe Gott.
     Vor 100 Jahren war eine andere Situation. Der erste Weltkrieg ging gerade zu Ende. Er war für die Völker Europas eine nicht für möglich gehaltene Katastrophe. Alle bisherigen Gewissheiten waren bis in die Grundfesten erschüttert, auch, was man von Gott zu wissen meinte und wie man ihn geglaubt hatte.
     Da hörte man von einem jungen Pfarrer aus der Schweiz plötzlich eine neue und ganz andere Stimme. Nun war Gott nicht mehr die Zierde der eigenen Nation, den man auf seiner Seite wähnte. Nun war er nicht mehr ein Nationalgott, den man für seine Zwecke vereinnahmen konnte. Auch nicht mehr der oberste Feldherr. Stattdessen sagte Karl Barth, dieser junge Pfarrer, der später der wichtigste Theologe des 20. Jahrhunderts werden sollte: Gott ist der ganz andere. Er entzieht sich allen Zugriffen von uns Menschen. Er ist nicht der Zuckerguss auf unserem Leben, sondern stellt es radikal infrage. Gott ist uns fremd, denn er ist heilig und wir sind Sünder …
     Dieser neue Ton ließ die Menschen damals vor 100 Jahren aufhorchen und sie konnten sagen: Ja, das stimmt überein mit dem, was wir im Krieg erfahren und erlebt haben und mit dem, wie wir uns selbst erfahren und erleben.
     Die heutige Losung erzählt davon, dass auch der Prophet Jesaja eine verstörende Erfahrung gemacht hatte. In einer Vision im Jerusalemer Tempel erlebt er Gott als den Heiligen, der alle Maßstäbe sprengt, den niemand mit seinem Verstand fassen kann, der letztlich rätselhaft und geheimnisvoll bleibt, unnahbar und so ganz anders, als wie es die Pfarrer und Theologieprofessoren bisher gesagt haben. Und demgegenüber erlebt Jesaja sich selbst als hinfälligen, zerbrechlichen und sterblichen Menschen. Als einen, der vor dem heiligen Gott ein jämmerliches Bild abgibt, der erkennt, welch erbärmliche Gedanken, und Gefühle in ihm wohnen, welch problematische Worte aus seinem Mund kommen und wie zweifelhaft alles ist, was er tut.
     Auch die Zeit, in der Jesaja gelebt hatte, war eine Krisenzeit, in der furchtbare Feinde vor den Toren Jerusalems standen bis sie schließlich die Stadt eroberten und den Tempel zerstörten - nicht zuletzt auch deshalb, weil Krone und Kirche auf die Propheten nicht hören wollten.
     Doch in alledem entdecke ich auch etwas Tröstliches, nämlich dass sich Gott seinen Menschen nicht gänzlich entzieht, sondern ihnen immer wieder neu und anders begegnet, sodass man selbst in Katastrophen wieder an ihn glauben und auf ihn vertrauen kann.
     Im Lehrtext geht es darum, welche Konsequenz das für ein Menschenleben hat, wie man also angesichts dieses heiligen Gottes leben soll. Und so bringe ich zum Schluss den Lehrtext in einer neuen Übersetzung und in dem Zusammenhang, in dem er steht:
     »Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt. Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit (Lehrtext). Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes, der Gemeinde von Jesus. Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt.« (Epheser 4,21-25)

Gebet: Herr, immer wieder einmal passieren Dinge, die wie ein Spiegel sind, in dem ich mich selbst erkenne. Dann sehe ich mich ungeschminkt mit meinen Fehlern und hässlichen Seiten. Dann wird mir klar, wie ganz anders du bist, der Heilige und Ewige. Doch auch in den Krisen meines Lebens bleibst du mir zugewandt und ich kann dich neu glauben und dir neu vertrauen. Zeige dich mir und den Menschen meiner Zeit so, dass wir dich aufs Neue als unseren Gott erkennen, als den, der groß genug ist, um sich auch uns kleiner Menschen zu erbarmen. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen kann man hier im Internet-Blog nachlesen: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/>
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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