Losung: So schau nun vom Himmel und sieh herab von
deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Jesaja 63,15
Lehrtext: Gott hat die Mächte und Gewalten ihrer
Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph
aus ihnen gemacht in Christus. Kolosser
2,15
Liebe Leserin, lieber Leser,
was meinen Sie / was meinst du? Ob uns die Klage des Propheten Jesaja, der die heutige Losung entnommen ist, irgendetwas angeht?
was meinen Sie / was meinst du? Ob uns die Klage des Propheten Jesaja, der die heutige Losung entnommen ist, irgendetwas angeht?
Könnte es vielleicht sein, dass, wenn sich die Finanzkrise
in Europa zur Katastrophe ausweitet, wir in Deutschland demnächst ähnlich klagen
müssen: »Herr, schau doch herab vom
Himmel! Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer Kraft für uns ein? Warum
hältst du dich zurück? Schlägt dein Herz nicht mehr für uns? Ist deine Liebe
erloschen? Du, Herr, du bist unser Vater. "Unser Retter" - so hast du
von jeher geheißen. Warum hast du uns so eigensinnig werden lassen, dass wir
keine Ehrfurcht mehr vor dir haben? Bitte, wende dich uns wieder zu! Wir sind
doch immer noch das Volk, das dir gehört.« (Jesaja 63,15-17 aus
Bibel „Hoffnung für alle”)
Oder könnte es vielleicht sein, dass wir in der
evangelisch-lutherischen Kirche allen Grund haben, so zu klagen, weil uns Gott und
mit ihm der Glaube in unserer organisatorischen Betriebsamkeit, finanziellen
Selbstsicherheit und intellektuellen Überheblichkeit abhandengekommen ist?
Oder werden wir auch in unserer Kirchengemeinde so klagen
müssen oder in unserer Familie oder jeder von uns im Hinblick auf sich selbst?
Ich bin kein Prophet und kann weder vorhersagen, ob es so
kommen wird noch, dass es so nicht kommen wird. Ich weiß aber, dass seit den
Zeiten Jesajas noch viele Generationen so haben klagen müssen wie der Prophet
damals und dass das auch in Zukunft nicht anders sein wird. Jedenfalls
erscheint mir der Satz Jesajas durchaus aktuell, wenn er sagt: »Warum hast du
uns so eigensinnig werden lassen, dass wir keine Ehrfurcht mehr vor dir haben?«
Welche Folgen das für unser Land und damit für jeden von uns haben wird,
darüber kann jeder für sich nachdenken.
Im heutigen Lehrtext spricht der Apostel von den finsteren, dämonischen
Mächten, die uns Menschen in der Gewalt haben. Gott aber hat ihre Macht gebrochen
für die, die darauf vertrauen, dass ihnen durch Jesu Kreuz alle Schuld vergeben
ist. Wir können das, was politisch und wirtschaftlich kommen wird nicht
aufhalten. Aber im Glauben können wir uns davon befreien, dass wir uns von den schlechten
Nachrichten lähmen lassen wie das Kaninchen von der Schlange. Gott hat uns nicht ewigen Wohlstand
versprochen, aber doch seinen Beistand gerade in Krisenzeiten. Darum lassen
wir uns von dem, was zur Zeit in Europa und weltweit abgeht, nicht
einschüchtern.
Gebet: Allmächtiger Gott, ich danke dir für die
lange Zeit in Frieden und Wohlstand, die ich bisher erleben durfte. Wenn es
aber anders kommen wird, dann verlasse ich mich darauf, dass du auch durchs finstere
Tal mitgehst bis ich wieder Licht sehe. Amen
Hans Löhr
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