Predigt von Elfriede
Bezold-Löhr anlässlich des Jubiläums zum 200.Lichtblick-Gottesdienst,
17.08.2014
Licht in Rjukan
Steinar
Bergsland aus Rjukan ist restlos begeistert. „Das ist großartig! Endlich!“
schwärmt er. Mitten auf dem Marktplatz steht er, der Bürgermeister, und
blinzelt in die Sonne. Um ihn herum ein paar Tausend Leute, die genauso
glücklich schauen. Der Grund: Sie haben Sonnenlicht in der Stadt. Mitten im
Herbst. Das gab es bisher noch nie: Sonnenlicht im Oktober, im November, im Dezember,
im Januar, im Februar und im März. Da war es sonst dauernd schattig in Rjukan.
Jetzt fangen
riesige Sonnenspiegel, die auf einem Berg über der Stadt montiert sind, das
Sonnenlicht ein und schicken die Strahlen runter nach Rjukan auf den Marktplatz
der Stadt. Wer es licht und hell und ein bisschen wärmer will, kommt dorthin.
Das gibt es nur
zweimal auf der Welt – eben dort in Norwegen in der Provinz Telemark. Und in
Italien, im Piemont, in dem Dörfchen Viganella. Auch dort haben sich die Leute
so sehr nach Licht gesehnt, dass sie zusammengelegt haben für Sonnenspiegel,
die in ihr Dörfchen das Licht umleiten.
Viele Leute in
Rjukan waren von Anfang an fasziniert von dem Projekt. Sie haben es unterstützt
und sich auf den Lichtblick im Winterhalbjahr gefreut.
Andere haben
gesagt: „Was brauchen wir Licht im Winter. Steckt das Geld doch in unsere
Krankenhäuser und Schulen und Kindergärten.“ Sie waren sehr vernünftig. Aber
der Bürgermeister hatte einen Traum.
Er hat sich darin nicht beirren lassen. Er ist der festen Überzeugung, dass
Licht der menschlichen Seele gut tut. Und wenn die Seele gesund ist, dann, so
weiß er, ist da viel Kraft für wichtige Projekte. Daher hat er an dem Traum
festgehalten, den die Leute dort in Rjukan schon hundert Jahre geträumt haben.
Jetzt haben sie ihn mit vereinten Kräften umgesetzt.
Sie haben sich
die Sonne in ihren Winteralltag geholt.
Warum erzähle
ich euch das? Weil ich Ihnen und euch klar machen will, dass wir nach der
Überzeugung von Jesus solche Sonnenspiegel sind. Wir machen es heller in der
Welt. Wir leuchten den Leuten und wärmen sie in Burgoberbach und in
Neuendettelsau, in Neuses und Langlau, in Thann und Herrieden, in Sommersdorf
und Rauenzell, in Großenried und Niederoberbach und … - jetzt setzen Sie noch
den Namen des Dorfes oder der Stadt ein, aus der Sie kommen und aus der du kommst.
Jesus erklärt uns zu Lichtgestalten
„Na, großspurig
sind Sie zum Glück ja gar nicht!“ – könnte jetzt jemand sagen, der mich so
reden hört. Demjenigen müsste ich antworten: „Sorry, diese Idee stammt nicht
von mir. Ich selber wäre wahrscheinlich – bei allem gesunden Selbstbewusstsein
– nicht auf die Idee gekommen, mich als das ‚Licht der Welt‘ zu bezeichnen.“
Auf den Gedanken ist ein anderer gekommen. In
der Bibel wird erzählt, wer wann wo zu wem gesagt hat, dass er das Licht der
Welt ist.
Als Jesus sah, welch gewaltige Menschenmassen durch
sein Wirken angezogen wurden, stieg er zusammen mit seinen Jüngern auf einen
Hügel. Dort setzte er sich und lehrte die Menschen. Er zeigte ihnen, woran man
erkennt, dass jemand sich unter die Herrschaft Gottes begeben hat:
„Ihr seid in dieser Welt so etwas wie Salz, durch das
die Menschen wieder Geschmack an Gott finden sollen. (…) Oder anders
ausgedrückt: Ihr seid hier, um Licht zu sein, um die Farben Gottes in dieser
Welt hervorzubringen. Was Gott in eurem Leben getan hat, sollte von allen
Menschen so erkannt werden können, wie man schon von ferne eine Stadt
wahrnimmt, die auf einem Hügel liegt. Eine Lampe stellt man mit Sicherheit
nicht unter einen Eimer, sondern an einen Platz, von dem alle im Raum das
meiste haben. Mit euch ist es nicht anders. Habt kein Problem damit, andere in
euer Leben hineinschauen zu lassen. Nur so können sie an eurem Verhalten etwas
von Gott entdecken, das sie begeistert. (Matth.5, 1 ff in Auszügen nach der
Übertragung ‚Willkommen daheim‘ von Fred Ritzhaupt)
Wer hat wann zu wem gesagt, dass er das Licht der Welt ist? Das
lässt sich jetzt klar beantworten. „Jesus setzte sich und lehrte die Menschen.“
Er selber, Gott als Mensch, redet.
Wann redet Jesus zu den Leuten? „Als er sah, welch gewaltige
Menschenmassen durch sein Reden angezogen wurden.“ Als Jesus merkt: „Hey, die
Leute nehmen sich jetzt tatsächlich die Zeit, mir zuzuhören. Sie kommen aus
ihren Häusern, sie lassen ihr Werkzeug liegen, sie unterbrechen ihre Arbeit“ –
da redet er. Da war Alltag – und da legt Jesus los. Es muss nicht Sabbat und
Synagogenzeit sein. Sonntag ist nicht
die Voraussetzung dafür, dass Gott in Jesus redet. Kann auch Dienstag sein oder
Freitag.
Wo redet Jesus? Draußen im Freien. Es hat kein ‚Drumherum‘ gebraucht.
Keinen besonderen Raum. Auch keine besondere Kleidung. Da steht nichts davon,
dass Jesus erst hinter einen Busch gegangen wäre, um sich umzuziehen. Er
braucht nur einen Punkt, von dem aus ihn möglichst viele Leute gut sehen und gut
hören können. Also eine Art Anhöhe, damit viele mitkriegen, was er sagt. Keine
Liturgie, keine Gitarre, keine Orgel. Nix. Nur ihn.
Wer soll ihn jetzt draußen im Freien möglichst klar verstehen
können? Die geistliche Elite? Die Pharisäer und Sadduzäer und Landesbischöfe
und Regionalbischöfe und PfarrerInnen? Ja. Die auch. Die klugen Köpfe der Dörfer? Die Professoren, die Lehrer, die
Ärzte? Ja. Die auch. Die Ältesten,
die Gemeinderäte und Bürgermeister? Ja. Die auch.
Und die Metzger und Müllmänner und Zolleintreiber und Prostituierten und
Hausfrauen. Und Kinder und Teenager
sowieso. Anders gesagt: Alle.
Alle sollen Jesus jetzt
draußen im Freien möglichst klar verstehen. Kann es sein, dass er
uns da auch rund um diesen Hügel sitzen sehen will? Sagt er das zu dir und zu
mir genau so? Ihr seid hier, um Licht zu
sein, um die Farben Gottes in dieser Welt hervorzubringen. Was Gott in eurem
Leben getan hat, sollte von allen Menschen so erkannt werden können, wie man
schon von ferne eine Stadt wahrnimmt, die auf einem Hügel liegt. Eine Lampe
stellt man mit Sicherheit nicht unter einen Eimer, sondern an einen Platz, von
dem alle im Raum das meiste haben.
Drehen wir den
Ton noch klarer, hören wir noch genauer hin:
„Du, _______________ (den eigenen Namen im
Stillen einsetzen), bist hier auf dieser Welt, um Licht zu sein, um die
Farben Gottes in dieser Welt hervorzubringen.
Was Gott in
deinem Leben getan hat, ____________________ (den eigenen Namen im Stillen einsetzen), sollte von allen Menschen
so erkannt werden können, wie man schon von ferne eine Stadt wahrnimmt, die auf
einem Hügel liegt.“
Ja, ich bin
davon überzeugt: Ich bin gemeint. Wir sind gemeint. 2014.
Wir sind also doch
nicht arrogant, wenn wir sagen: „Wir sind das Licht der Welt.“ Wir nehmen Jesus
ernst. Weil er es zu uns gesagt hat, dass es so ist.
Woher kriegen wir die Leuchtkraft?
Aber –
jetzt kommt der entscheidende Punkt: Wir
sind das Licht der Welt aus unserem
Glauben heraus. Wir sind das Licht der Welt, wo wir etwas von dem spiegeln, was wir an Jesus entdeckt und erkannt
haben. Wir sind das Licht der Welt insofern, als wir Gottes Hände und Füße
sind.
Wir sind nicht
die Lichtquelle selbst. Mit Jesus und uns verhält es sich wie mit der Sonne und
den Spiegeln von Rjukan. Die Spiegel sind nicht die Sonne selbst. Und ohne Sonne
bleiben die Spiegel dunkel.
Wenn die Sonne
aber aufgeht und die Spiegel zu ihr hin ausgerichtet sind, dann reflektieren
sie das Licht.
Will heißen: Wir
sind nicht Jesus. Aber wir sind seine Brüder und Schwestern. Wir sind seine
Hände und Füße. Wir spiegeln heute sein Wesen und seine Botschaft in unserer
Welt wieder. Und wir dürfen das so offen und unkonventionell und direkt machen
wie Jesus uns das vorgemacht hat.
„Ihr seid meine
Spiegel. Ihr reflektiert meine Liebe und meine Fürsorge. Ihr lasst andere etwas
von dem ahnen, wie ich bin und was mir wichtig ist. Ihr wärmt andere. Ihr zeigt
ihnen, wie sie sich und ihr Leben und andere Leute mit meinen Augen sehen können.“
„Und was, Jesus,
wenn meine Oberfläche verkratzt ist oder vielleicht ein paar blinde Flecke hat?
Taug‘ ich dann noch als Lichtspiegel oder wechselst du mich aus?“ „Lass mal.
Damit rechne ich. Da kommst du in diesem Leben nicht drum herum. Das kriege ich
geklärt. Du bist Licht und du bleibst Licht. Weil ich dir meine Strahlen schicke
und dich zum Leuchten bringe.“ „Gut, Jesus, dann nehmen wir das heute so an,
wie du es uns zusagst und zutraust: Wir sind das Licht der Welt.“
Amen.“
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