Losung: Weise mich zurecht, HERR, aber im
Gerichtsverfahren, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht auslöschst. Jeremia 10,24
Lehrtext: Für den Augenblick zwar erscheint uns jede Züchtigung nicht
als Freude, sondern als Schmerz, später aber bringt sie denen, die an ihr
gewachsen sind, die Frucht des Friedens und der Gerechtigkeit. Hebräer 12,11
Liebe Leserin, lieber Leser,
darf man denn als gläubiger Christ ein Bibelwort ablehnen?
Martin Luther hat gleich den gesamten Jakobusbrief kritisiert, weil es darin nicht
ein Geschenk (Gnade) ist, Gott recht zu sein, sondern der Mensch angeblich selbst
etwas dazu tun kann.
Ich tue mich mit den biblischen Aussagen in Losung und
Lehrtext von Gottes Zorn, Züchtigung und Strafe schwer. Ich kann sie nicht in
Zusammenhang bringen mit dem Evangelium, der guten Nachricht von Jesus
Christus. Und das ist der entscheidende Punkt, ja sogar der Prüfstein, welche
Worte der Bibel wichtig und welche weniger wichtig oder gar gefährlich sind.
Martin Luther sagte dazu: »Darin stimmen alle rechtschaffenen (biblischen) Bücher
überein, dass sie allesamt Christum predigen und treiben. Auch ist das der
rechte Prüfstein, alle (biblischen)
Bücher zu tadeln (kritisieren), wenn man sieht, ob sie ihn, Christum,
treiben (zum Vorschein bringen) oder nicht. Was ihn,
Christum, nicht lehret, das ist nicht apostolisch (die reine Lehre der
Apostel), wenns gleich S. Petrus oder Paulus lehret. Wiederum, was ihn,
Christum, prediget, das wäre apostolisch, wenns gleich Judas, Hannas, Pilatus
oder Herodes lehrt.« (Siehe auch
Losungsauslegung vom 26.12.2015). Und so führe ich gegen die Bibelworte vom zornigen und
strafenden Gott ein viel wichtigeres Bibelwort ins Feld, da es heißt: »Die
Strafe liegt auf ihm (Christus) auf dass wir Frieden hätten.« (Jesaja 53,5)
Aber
warum wird dann im Jeremia-Buch und im Hebräerbrief von Gottes Zorn und Strafe
geschrieben? Ich kann das schon verstehen. Man will auch die negativen
Erlebnisse wie Not, Krankheit und Elend usw. mit Gott in Verbindung bringen und
nicht mit irgend einer bösen Macht. Soweit, so gut. Und kann man nicht zurecht
sagen, dass zum Beispiel die Bomben der Alliierten auf die deutschen Städte vor
70 und mehr Jahren Gottes gerechte Strafe waren für grausamste Verbrechen im
Namen des Deutschen Volkes? Aber das ist mir zu einfach.
Ich
sehe es eher so, dass manches, wenn auch nicht jedes Leid eine oft
vorhersehbare Folge von Versagen und Schuld ist. Wenn ich mit meinem Motorrad
zu schnell in die Kurve fahre, sind die Folgen vorhersehbar, aber keine Strafe
Gottes.
Einzig Jesus ist der Maßstab dafür, welche Bibelworte
gelten. Neben und außer ihm gibt es keinen anderen Maßstab, das zu beurteilen.
Und so kann ich sagen: Er ist nicht gekommen, die Sünder zu strafen, sondern zu
retten (Matthäus 9,13; Johannes 12,47).
Und selbst am Kreuz hat er seine Peiniger nicht verflucht, sondern für sie zu
Gott gebetet: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. (Lukas 23,34)« Das ist das Evangelium, die gute
Botschaft, auch für mich. Denn auch ich lebe von der Vergebung. Und so fürchte
ich nicht einen zornigen und strafenden Gott, sondern vertraue meinem
barmherzigen Vater, der mich umso mehr liebt, je mehr ich seine Liebe brauche.
Gebet: Herr, wie gut, dass ich keine Angst vor
dir haben muss. Ich muss dich nicht erst mit irgendwelchen Handlungen gnädig
stimmen. Ich bin unter deiner Gnade geboren, lebe darin und werde darin
sterben. Ich vertraue darauf, dass du mir vergibst, wenn ich versagt habe und
eine neue Chance gibst, wenn ich schuldig geworden bin. Denn ich kenne dich
nicht durch eigenes Nachdenken, sondern durch Jesus, wie er zu den Menschen
gewesen ist und was er von dir gesagt hat. Er ist dein Geschenk für mich, damit
ich weiß, wie du bist. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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