Losung: Wo viel Worte sind, da geht's ohne
Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug. Sprüche
10,19
Lehrtext: Mit der
Zunge loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die
nach dem Bilde Gottes gemacht sind. Aus einem Munde kommt Loben und
Fluchen. Das soll nicht so sein. Jakobus 3,9-10
Liebe Leserin, lieber Leser,
Zungenkuss? Huch, das war für uns Jugendliche in dem fränkischen,
lutherischen Vorzeigedorf, in dem ich aufgewachsen bin, zunächst etwas ganz Verruchtes.
Zunächst. Dann war es aber auch schön.
Aber leider küssen sich die
Liebenden mit ihrer Zunge nicht nur. Alsbald streiten sie auch damit. Und wenn sie
ihre Zungen nicht im Zaum halten, kann es mit der Liebe bald wieder vorbei sein.
Auch sonst ist das mit den
vielen Worten so eine Sache. Manch einer hat sich schon um Kopf und Kragen
geredet, hat es sich mit anderen verdorben, hat sein Ansehen ruiniert, seine
Karrierechancen zunichte gemacht.
Andererseits ist es auch
befreiend, wenn sich mal jemand kein Blatt vor den Mund nimmt und frei heraus
redet, was gesagt werden muss, was sich aber die Vielen nicht zu sagen trauen.
Schweigen ist nicht immer Gold. Manchmal ist es Mitschuld wie vor 81
Jahren, als in unseren Dörfern und Städten vor aller Augen die Gotteshäuser der Juden verbrannt wurden und später sie selbst.
Aber in unseren beiden
Bibelworten heute geht es ja nicht nur um Gegensatz von Reden und Schweigen,
sondern darum, auch mal den Mund zu halten und wenn man dann doch redet, das
Rechte zu sagen. Menschen mit Worten fertig zu machen, sie zu verletzen oder
ihnen gar zu fluchen, das ist jedenfalls nicht recht. Wie soll Gott auch das
Lob gefallen, das danach aus demselben Mund kommt?
Er wird auch die sehr menschliche Sünde der Zunge
verzeihen, der redenden wie der schweigenden. Was soll er auch sonst tun?
Gebet: Herr, du selbst
sagst: Nicht was ein Mensch als Nahrung zu sich nimmt, sondern was aus ihm an bösen Worten kommt, macht ihn schlecht. So bitte ich dich, mir zu helfen, das zu sagen,
was konstruktiv und befreiend ist. Dann kann ich dich ohne schlechtes Gewissen loben
und preisen. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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