Predigt zum Reformationsfest 2019
von Hans Löhr in Reuth und Neuendettelsau
Karl-Heinz hat endlich wieder Arbeit. Fast drei Jahre war er arbeitslos gewesen und lebte zuletzt von Hartz 4. Nur weil er eisern sparte, konnte er sein Häuschen halten, das noch nicht abbezahlt war. Er musste jeden Cent buchstäblich zweimal umdrehen, bevor er ihn ausgab. Ja, Karl-Heinz hat gelernt zu sparen und sich zu bescheiden. Seinen Mittelklasse-BMW hat er längst verkauft. Jetzt fährt er einen gebrauchten Kleinwagen. Im Supermarkt sieht er sich nach Sonderangeboten um. Und er geht schon lange nicht mehr aus, alleine nicht und schon gar nicht mit seiner Frau und den beiden Kindern. Essen im Gasthaus, das ist nicht mehr drin.
Liebe
Gemeinde,
Karl-Heinz hat endlich wieder Arbeit. Fast drei Jahre war er arbeitslos gewesen und lebte zuletzt von Hartz 4. Nur weil er eisern sparte, konnte er sein Häuschen halten, das noch nicht abbezahlt war. Er musste jeden Cent buchstäblich zweimal umdrehen, bevor er ihn ausgab. Ja, Karl-Heinz hat gelernt zu sparen und sich zu bescheiden. Seinen Mittelklasse-BMW hat er längst verkauft. Jetzt fährt er einen gebrauchten Kleinwagen. Im Supermarkt sieht er sich nach Sonderangeboten um. Und er geht schon lange nicht mehr aus, alleine nicht und schon gar nicht mit seiner Frau und den beiden Kindern. Essen im Gasthaus, das ist nicht mehr drin.
Karl-Heinz
ist gerade drei Wochen in der Firma, da macht der Chef mit seiner kleinen
Belegschaft einen Betriebsausflug nach Rothenburg. Man kehrt in einem
Restaurant der gehobenen Klasse ein, um zu Abend zu essen. Karl-Heinz muss
mitgehen, wohl oder übel. Nachdem er einen flüchtigen Blick auf die Speisekarte
geworfen hat, gibt er sie sogleich an seinen Nebenmann weiter. Nein, diese
Preise will und kann er sich nicht leisten. Er bestellt sich nur ein
Mineralwasser und täuscht eine Magenverstimmung vor. Die Kolleginnen und
Kollegen aber suchen sich die besten Speisen aus: Rehbraten und Zanderfilet,
Entenbrust und Pfeffersteak, Schweinelendchen und Spanferkel. Karl-Heinz läuft
das Wasser im Mund zusammen. Aber es hilft nichts, da muss er jetzt mit seinem
Mineralwasser durch.
Der Pechvogel
Der Pechvogel
Als
die Speisen aufgetischt sind, klopft sein Nachbar ans Weinglas und gratuliert
dem Chef zum 60. Geburtstag. Die Stimmung am Tisch ist bestens. Nur Karl-Heinz
mit seinem Mineralwasser mag sich nicht so recht freuen. Ihm knurrt der Magen und
er bedauerte sich selbst. Bevor es ans Zahlen geht, klopft sein Nachbar noch
einmal ans Glas, erhebt sich und sagt: „Chef, ich möchte Ihnen im Namen der
Belegschaft herzlich danken, dass Sie uns eingeladen und das Essen für uns
bezahlt haben.“
Liebe
Gemeinde, Karl-Heinz kann einem leidtun. Er ist schon ein Pechvogel!
Endlich könnte er mal unbeschwert etwas Gutes genießen, da verpasst er die
entscheidende Information. Er kriegt nicht mit, als der Chef sagt »Im Übrigen
lade ich Sie an meinem Geburtstag zum Essen ein. Bestellen Sie, was Sie
wollen.«
Ja,
Karl-Heinz kann einem leidtun. Aber auslachen sollten wir ihn nicht. Er
ist nicht der einzige, der eine wichtige Information nicht mitkriegt und darum
unnötigerweise Verzicht übt. Mir scheint, diese Welt ist voll von Karl-Heinzen.
Von Leuten, die nicht mitkriegen, dass sie eingeladen sind.
Wir
sind von Gott eingeladen, größere Geschenke in Empfang zu nehmen als ein teures
Abendessen in einem Rothenburger Restaurant. Die Bibel ist voll von seinen
Zusagen und Verheißungen. Und er hat sie nicht nur einmal gemacht für die
Menschen damals. Er steht dazu auch heute: Die Fehler, die wir uns selbst nicht
verzeihen können, er hat sie verziehen. Die Schuld, die uns andere Menschen
nicht vergeben, er hat sie vergeben. Wenn ich schwach bin, schenkt er mir neue
Kraft. Wenn ich mutlos bin, macht er mich wieder zuversichtlich. Habe ich
Angst, so sagt er: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“ Bin ich krank, so
heilt er mich. Fühle ich mich wertlos, so sagt er: „Du bist doch mein Kind, von
mir gewollt, von mir geliebt, von mir gesegnet, von mir erlöst.“
Was er den Menschen der Bibel Gutes
getan hat, das kann er auch dir tun. Also nimm ihn beim Wort. Und darum geht es
heute in der Predigt, ob wir dem Wort Gottes, wie es in der Bibel enthalten
ist, Glauben schenken oder nicht.
Für
Martin Luther war das keine Frage. Für ihn war Gottes Wort die Quelle zur
Erneuerung der Kirche, aber auch zur Erneuerung des persönlichen Lebens. Heute
erinnern wir uns an seine 95 Thesen, womit er vor 502 Jahren die Reformation
einläutete. Ihm lag viel daran, dass es den Christen nicht wie Karl-Heinz geht,
der die wichtigste Nachricht des Abends verpasst hatte. Niemand soll die
wichtigste Nachricht seines Lebens verpassen, dass Gott ihn durch Jesus
Christus liebt. Darum hat Martin Luther die Bibel in verständliches Deutsch
übersetzt. Jeder sollte selbst Jesus kennenlernen. Sollte selbst Gottes Wort lesen
können. Darum hat Luther dafür gesorgt, dass auch für die Kinder kleiner Leute
Schulen eingerichtet wurden, wo sie lesen und schreiben lernten.
Nun
haben wir also die Bibel in unserer Sprache. Nun lasst uns auch glauben, was
sie uns sagt.
Meine Bibel sagt, was ich bin
Meine Bibel sagt, was ich bin
In
einer der größten Gottesdienstgemeinden der Welt, in Houston Texas, halten
jedes Wochenende 45.000 Leute ihre Bibel hoch und bekennen gemeinsam: „Das ist
meine Bibel. Ich bin,
was sie sagt, dass ich bin; ich habe, was sie sagt,
dass ich habe; ich kann tun, was sie sagt, dass ich tun kann.“
Das
heißt: Nicht irgendjemand, auch nicht du selbst, sagt dir, wer und was du bist.
Die Bibel sagt dir, wer du in Gottes Augen bist. Und darauf
kommt es an, wer du in den Augen deines Schöpfers und himmlischen Vaters bist.
Vielleicht denkst du jetzt, das sind doch nur Worte, was wollen die
schon bewirken? Doch unterschätze nicht die ungeheure Macht und Kraft von
Worten. Wenn dich zum Beispiel jemand grob beleidigt, sagst du dann auch: ‚Das
sind doch nur Worte‘? Be-leid-igen
heißt doch im Wortsinn, dass ein anderer dir Leid zufügt. Und wenn dich einer lobt
und sagt: ‚Das haben Sie aber toll gemacht, besten Dank!‘ – Dann lässt auch das
dich nicht unberührt. Dann freust du dich. Und dieses Lob kann einen ganzen Tag
oder länger nachwirken und du freust dich, so oft du daran denkst.
Also,
die Bibel sagt dir, wer und was du in Gottes Augen bist. Darauf kommt es an. Lass dich
durch sein Wort aufrichten und stärken.
Für
den Finanzminister bist du ein Steuerzahler, für den Politiker bist du ein
Wähler, für den Chef bist du ein Arbeitnehmer, für die Geschäftswelt bist du
ein Konsument.
Und
wer bist du für dich selbst? Hast du eine gute Meinung von dir? Hast du ein
gesundes Selbstbewusstsein? Oder neigst du dazu, dich selbst immer wieder zu
entwerten, dich selbst herabzusetzen, dauernd an dir selbst herumzukritisieren?
Viele,
zu viele Menschen haben von sich selbst kein gutes Bild. Sie haben die Urteile
für sich übernommen, die andere über sie gesprochen haben, die Eltern zum
Beispiel oder die Lehrer oder der Chef und manchmal auch der Ehepartner. Zu oft
haben sie gehört: du kannst nichts, du taugst nichts, du bist nichts. Sie
fühlen sich als Versager, als minderwertig, als bedeutungslos. Sie wurden von
anderen klein und verächtlich gemacht.
Durch
die Bibel sagt Gott etwas ganz anderes zu dir. Er sagt: »Ich kenne dich mit
Namen, du gehörst mir. Ich habe meinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten
auf allen deinen Wegen. Tag und Nacht umgebe ich dich von allen Seiten und
beschütze dich. Ich denke an dich mit Liebe und gebe dir eine gute Zukunft ...«
Das
sind Worte aus der Bibel. Worte Gottes. Auf sie kommt es an.
Dein Glaubenstopf
Dein Glaubenstopf
Sie gelten dir ganz persönlich. Er
ist mit dir noch nicht fertig. Er sorgt weiterhin für dich und will dich mit
Segen überschütten. Die Frage ist nur, wie groß dein Glaubenstopf ist, den du
ihm hinstellt, damit er ihn füllen kann. Je größer dein Glaubenstopf ist, desto
mehr passt von Gottes Segen hinein. Je mehr du von ihm erwartest, desto mehr
kriegst du. Sei nicht so bescheiden! Nimm Gott beim Wort! Es hat eine
große Kraft und bewirkt, was er sagt. Durch sein Wort hat
Gott das ganze Universum geschaffen, die Erde und auch dich. Durch
sein Wort macht er dir Lebensmut, spricht er dich frei von aller
Schuld und ruft er dich einst aus dem Tod zu sich. Vertraue seinem Wort,
glaube ihm.
Vielleicht ist dir bis heute nicht bewusst geworden, was denn Glaube
tatsächlich ist. Manche meinen, das sei ein Fürwahr-halten von dogmatischen
Sätzen. Oder Glaube sei so was wie ein Vermuten, dass es da irgendwie in dieser
Welt eine höhere Macht gäbe. Lassen wir uns von Martin Luther heute im
Reformationsgottesdienst neu sagen, was Glaube ist.
Heitere Dreistigkeit
Er schreibt: „Der Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade. Solche Zuversicht macht fröhlich, trotzig und lässt dich freuen über Gott und alle Geschöpfe. Dieser Glaube macht die keck, fröhlich, mutig, ja beflügelt dich zu einer heiteren Dreistigkeit, nahezu im Schwung des Übermutes, das Leben anzupacken und zu gewinnen.“
Heitere Dreistigkeit
Er schreibt: „Der Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade. Solche Zuversicht macht fröhlich, trotzig und lässt dich freuen über Gott und alle Geschöpfe. Dieser Glaube macht die keck, fröhlich, mutig, ja beflügelt dich zu einer heiteren Dreistigkeit, nahezu im Schwung des Übermutes, das Leben anzupacken und zu gewinnen.“
Das
wär's doch, liebe Freunde, wenn wir fröhlich, beflügelt und mutig, ja sogar
übermütig das Leben anpackten und gewönnen. Oder wollen wir wie Karl-Heinz
hungrig und schlecht gelaunt am gedeckten Tisch sitzen? Wollen wir
Mineralwasser trinken, während andere das Leben genießen, nur weil wir etwas
nicht oder nicht richtig verstanden haben?
Nein,
das wäre zu schade, wo wir doch von Gott eingeladen sind, das Gute, das er uns
geben will, umsonst zu empfangen. Wir sind zu einem guten Leben eingeladen,
nicht zu einem Leben in Ärmlichkeit. Er hat die Rechnung für uns längst
bezahlt. Worauf es für uns ankommt, ist, dass wir das wissen und glauben. Dann
können wir es uns an seinem Tisch so richtig schmecken lassen. Amen
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