Losung: Der HERR wird richten der Welt Enden.
Er wird Macht geben seinem Könige. 1.Samuel 2,10
Lehrtext: Wenn der
Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann
wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden
vor ihm versammelt werden. Matthäus 25,31-32
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie hältst du‘s mit dem Jüngsten Gericht? Glaubst du, was man sonntags in
den Kirchengottesdiensten bekennt: »Von dort (dem Thron Gottes) wird Christus kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten«? Und wenn ja, hast du Angst vor diesem
Endgericht, bei dem alles zur Sprache kommen wird, was du in deinem Leben zu
verantworten hattest, wirklich alles?
Die Rede vom Jüngsten Gericht
war die schärfste Waffe der Kirche des Mittelalters. Mit ihr hielt sie die
Gläubigen in Schach. Über dem Eingang fast jeder romanischen Kirche war dieses
Gericht abgebildet: Christus in der Mitte, zu seiner rechten Hand die Erlösten,
die fromm waren oder sich von ihren Sünden freigekauft hatten und zu seiner
linken Hand die Verdammten. Das war die interessantere Seite. Da war mehr los.
Da reißt die Hölle in Gestalt eines Ungeheuers den Rachen auf, und die Teufel zwicken
und zwacken die armen, nackten Seelen und zerren und stoßen sie in den Höllenschlund.
Solche Vorstellungen und Bilder
wirken fort bis in die Gegenwart. Noch immer gibt es nicht wenige Christen, die vor dem Jüngsten Gericht eine Höllenangst haben. Ich habe mich als Kind
auch davor gefürchtet.
Aber fürchtet man sich denn
nicht zurecht? Wenn ich an die beiden Bibelworte heute denke, geht es da nicht
schließlich und endlich um ein letztes Gericht, um die Bestrafung der Bösen und
die Belohnung der Guten, um Rettung und Verdammnis in Ewigkeit?
Ja, solche Gerichtsfantasien
stehen in der Bibel. Doch sie sind älter als diese. Schon in der Religion der
alten Ägypter wird am Ende abgerechnet. Da hält der Totengott Anubis mit dem Schakalskopf
eine Waage in der Hand und wiegt das Herz. Und wehe, die Waage neigt sich
zu seinen Ungunsten, dann frisst ein Ungeheuer das Herz des Verstorbenen und er stirbt für immer.
Woher kommen solche Fantasien?
Ich denke sie entspringen dem tiefen, menschlichen Bedürfnis, dass nach dieser
ungerechten Welt endlich Gerechtigkeit herrschen möge ohne Ansehen der Person.
Gott muss doch ein gerechter Richter sein, ein gerechtes Urteil sprechen und
gegebenenfalls gerechte Strafen verhängen. Und schließlich muss es sich doch auch gelohnt haben, wenn man sich bemüht hatte, ein anständiger Mensch und Christ zu sein. Das ist verständlich.
Das ist aber auch sehr
menschlich gedacht, so wie wir Menschen uns das eben vorstellen oder wünschen.
Doch, und wenn es noch so weh tut, die Gerechtigkeit Gottes ist eine andere als
die Gerechtigkeit der Menschen. Wir verlangen Gesetzestreue, Sühne und Strafe.
Wir fühlen uns erst erleichtert, wenn die Täter gefasst und ihrer gerechten
Strafe zugeführt worden sind. Und Gott?
Jetzt liegt es an dir zu
entscheiden, welchen Gott du glaubst. Jenen Richtergott aus verschiedenen biblischen
Schriften und aus dem Glaubensbekenntnis, oder diesem Gott, von dem es im
Jesaja Buch heißt: »Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten; und durch
seine Wunden sind wir geheilt«, der die Sünde der Welt getragen hat und der
Gnade vor Recht ergehen lässt, der seinen schuldigen Kindern vergibt, sie alle
miteinander erlöst und mit sich versöhnt.
„Ja aber das geht doch nicht
einfach so. Da gibt es doch auch Bedingungen. Da muss man seine Schuld einsehen
und bekennen und ein frommes Leben führen. So billig kommt man doch nicht davon, und Gottes Gnade ist teuer …“
Ich glaube hingegen, Gottes
Gnade ist unbezahlbar, und darum schenkt er sie uns. Seine Liebe ist unverdienbar,
darum ist sie bedingungslos. Und seine Barmherzigkeit ist göttlich, darum ist
sie grenzenlos. So richtet Christus die Lebenden und die Toten.
Gebet: Herr, ich danke dir
von tiefstem Herzen, dass ich ohne Angst vor dir haben zu müssen, leben und
glauben kann. Ich muss mir keine Sorgen um die Ewigkeit machen. Dafür hast du
längst gesorgt. Ich kann hier und jetzt dankbar leben und mich nach dir
richten. Denn du bist ein Gott der Freude und nicht der Furcht. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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E-Mail: hansloehr@yahoo.de
Na, wenn selbst Sie als Pfarrer mir so die Tür aufhalten, dann glaube ich doch gern die leichte, gnädige, liebende Variante. Sollte ich dann das Glaubensbekenntnis in der Kirche trotzdem komplett mitbeten oder die Stelle mit dem Jüngsten Gericht weglassen?
AntwortenLöschenWas für ein Geschenk es doch ist, so einen angstfreien Glauben leben zu können. Als Kind hörte ich auch die Geschichten vom Jüngsten Gericht. Ich hatte lange Zeit Angst davor. Denn wie sollte ich da bestehen? UNMÖGLICH! Ich bin froh das es nicht so ist und ich in Jesus einen würdigen Anwalt habe. Das kann ich auch immer wieder durch die Losungsauslegungen-so wie heute-erfahren. Vielen Dank dafür Herr Löhr.
AntwortenLöschenLieber Thomas Jakob,
AntwortenLöschenmir wäre lieber, wenn Sie die Zeile wegließen "Ich glaube an die heilige christliche oder katholische Kirche". Franz Schubert hat diesen Satz in seiner Messe bewusst nicht vertont. Und auch ich bin der Ansicht, dass, an welcher Kirche auch immer, nichts Heiliges ist. Sie ist nicht mehr "geheiligt" (wie Protestanten gern verschämt sagen) als ein Schützenverein. Denn von Gott geheiligt können nur Menschen sein, keine Institutionen. Geheiligt aber ist alles, was Gott geschaffen hat ohne Ausnahme, auch wenn Menschen diese Heiligung durch ihr Verhalten ins Gegenteil verkehren.
Was das Jüngste Gericht betrifft, welche Funktion soll diese Metapher haben, welchem, außer dem von mir genanntem Zweck soll sie dienen? Einem pädagogischen? Ist denn Christus ein Oberlehrer?
Was die Dogmen und Bekenntnisse betrifft, so haben schon die Reformatoren vor 500 Jahren die richtige Antwort gegeben: Sie sind Zeugnisse davon, wie die Bibel zu ihrer Zeit verstanden wurde. Also sind sie zeitbedingt, atmen den Geist ihrer jeweiligen Zeit, jedoch sind sie nicht allgemeingültig für die Ewigkeit.
Darum meine ich, wir müssen diese Zeugnisse, aber auch die Bibel in unserer Zeit neu verstehen - nicht nach Belieben, sondern nach ihrem zentralen Inhalt, nach dem Evangelium von Jesus Christus, das die vielen biblischen Aussagen relativiert, auf Deutsch: zu sich in Beziehung setzt.
Lieber Hans Löhr,
Löschendanke für den Hinweis auf Schubert. Das wusste ich noch nicht. Ich habe mit mehreren Zeilen im apostolischen Glaubensbekenntnis meine Schwierigkeiten, besonders mit denen, die aus meiner naturwissenschaftlichen Perspektive nicht gehen. Der Glaube an eine heilige christliche Kirche gehört bisher nicht dazu. Das ist für mich eine Definitionsfrage. Wenn ich sage, dass ich daran glaube, dann meine ich nicht irgendeine Institution, sondern die weltweite und konfessionsübergreifende Gemeindeschaft aller gläubigen Christen.
Genau diese oben genannte Zeile spreche ich schon lange nicht mit im Gottesdienst. Die "Firma" Kirche ist für mich nicht heilig
AntwortenLöschenRita Stammer